Trendwende eingeleitet? 18.03.2014 11:05:31

Rabattschlacht in Deutschland setzt Celesio zu

Durch die Übernahme durch den US-Konkurrenten McKesson sieht sich das Unternehmen jedoch auf einem guten Weg, langfristig wieder auf den Wachstumspfad zurückzukehren. Ein erster Schritt ist die Rückkehr in die schwarzen Zahlen im vergangenen Jahr. "Gemeinsam sind wir bestens positioniert, um den zukünftigen Anforderungen der Gesundheitsbranche und eines zunehmend globalen Arzneimittelvertriebs gerecht zu werden. Eine solide Basis für weiteres Wachstum ist gelegt", befürwortete Celesio-Vorstandssprecherin Marion Helmes den Zusammenschluss auf der vermutlich letzten Bilanzpressekonferenz des Unternehmens als selbstständige Aktiengesellschaft.

Celesio werde unabhängig weitergeführt, sagte sie. Die eigenen Marken sollen bestehen bleiben. Weder Arbeitsplätze noch Standorte stünden in Frage. Ansonsten steht das laufende Jahr ganz im Zeichen der Integration von Celesio bei McKesson. Zu Jahresbeginn war das fast 180 Jahre alte Unternehmen nach einigem hin und Her für mehr als sechs Milliarden Euro vom US-Gesundheitskonzern McKesson übernommen worden, der rund 77,6 Prozent an den Stuttgarter hält. Derzeit läuft ein Pflichtangebot für die restlichen Celesio-Anteile. Das Management hat die Annahme des Gebots empfohlen.

Das Unternehmen werde auch nach der Übernahme die Konzentration auf Pharmagroßhandel und Apothekengeschäft fortsetzen - der neue Mutterkonzern gebe Rückendeckung, betonte Helmes. Mit der vor rund zwei Jahren initiierten Neuausrichtung habe Celesio die Grundlagen für profitables Wachstum gelegt. Das Branchenumfeld ist jedoch weiter schwierig. Die Staaten sparen im öffentlichen Gesundheitswesen. Experten gingen zwar in den kommenden Jahren von einer Erholung aus, sagte Helmes. Für das laufende Jahr sind die Aussichten jedoch noch eher mau. Die Managerin geht von einem lediglich leichten Anstieg des bereinigten operativen Ergebnisses EBIT für 2014 aus.

Der Rabattwettbewerb in Deutschland halte unverändert an. Staatliche Sparmaßnahmen würden den Pharmahandel zudem weiter belasten, Effizienzsteigerungen sollen dies jedoch ausgleichen. Das europäische Apothekennetzwerk soll weiter vorangetrieben werden. Mit der Übernahme reagieren Celesio und McKesson auch auf ein immer schwieriger werdendes Umfeld. Pharmahändler stehen weltweit unter Preisdruck. Größe ist dabei ein entscheidender Vorteil im Wettbewerb, um eine größere Preismacht im Einkauf auch gegenüber den Pharmakonzernen zu haben.

Celesio selbst befindet sich nach einer Reihe von Gewinnwarnungen in den vergangenen Jahren im Umbau. Das Unternehmen hatte daher vor zwei Jahren nach anhaltenden Querelen angekündigt, sich wieder ganz auf den Pharmagroßhandel und die Apotheken konzentrieren zu wollen und hat Randgeschäfte zum Teil mit hohen Verlusten abgestoßen. Derzeit machen den Stuttgartern vor allem die Rabattschlacht der Pharmahändler in Deutschland zu schaffen. Die von den Regierungen in der Vergangenheit eingeleiteten Gesundheitsreformen drücken zusätzlich auf Umsatz und Gewinn.

Celesio reagiert darauf mit Spar- und Effizienzmaßnahmen. Vor allem der zusammengefasste Einkauf soll erhebliche Synergien bringen. Im Apothekengeschäft soll ein europäisches Netzwerk für künftiges Wachstum sorgen. 100 Pilotapotheken sind bislang auf ein einheitliches Konzept unter dem Markennamen Lloyds umgestellt worden. Diese bieten Service und Beratung für bestimmte Themenfelder.

Der Umbau trägt dabei erste Früchte, das Unternehmen profitierte von Kosteneinsparungen. Überlagert wurde dies von negativen Währungseffekten und einer margenschädigenden Rabattschlacht in Deutschland. Diese Rabattschlacht sei irrational, sagte Helmes. Keiner der Konkurrenten verdiene damit Geld. Celesio selbst habe im deutschen Pharmahandel im vergangenen Jahr "eine schwarze Null" geschrieben.

Insgesamt ist Celesio zumindest wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt. Der Jahresgewinn des Konzerns lag 2013 bei 166,4 Millionen Euro, nach einem Verlust von 149 Millionen Euro im Vorjahr. 2012 hatte sich Celesio von Randbereichen wie DocMorris getrennt und darauf hohe Abschreibungen vornehmen müssen. Für 2013 schlägt das Management eine Dividende von unverändert 0,30 Euro je Aktie vor.

Operativ belasteten sowohl der Rabattwettbewerb als der starke Euro das Ergebnis. Deswegen hatte der noch im MDAX notierte Konzern bereits im vergangenen Sommer die Prognose auf ein bereinigtes EBIT von 405 bis 425 Millionen Euro senken müssen. Mit 423,6 Millionen Euro erreichte Celesio nun das obere Ende der angekündigten Spanne. Der Umsatz sank um knapp vier Prozent auf 21,4 Milliarden Euro. Neben Wechselkurseffekten war der Umsatzrückgang auch auf den Verkauf der tschechischen Aktivitäten sowie des irischen Großhandels zurückzuführen.

Weitere Verkäufe seien derzeit nicht geplant, sagte Managerin Helmes. Auch die sich hartnäckig haltenden Spekulationen, McKesson wolle sich von Celesios Apothekengeschäft trennen, wies sie zurück. McKesson habe ein großes Interesse an diesem Bereich, sagte sie. Dies halte auch die Übernahmevereinbarung fest. Die Aktionäre sollen auf der auf Mitte Juli verschobenen Hauptversammlung über einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag entscheiden. Dies gilt jedoch wegen der Mehrheitsverhältnisse nur als eine Formsache. McKesson-Chef John Hammergren hatte zudem erst vor kurzem den Aufsichtsratsvorsitz übernommen.

McKesson verschafft sich über den Celesio-Kauf mit einem Schlag ein starkes Standbein in Europa. Bislang sind die Amerikaner lediglich mit Spezialangeboten in Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden vertreten. Für Celesio hingegen ist Nordamerika bislang ein schwarzer Fleck auf der Landkarte. Die zusammengeschlossene Gruppe wird voraussichtlich mit rund 81.500 Mitarbeitern weltweit einen jährlichen Umsatz von über 150 Milliarden US-Dollar (umgerechnet etwa 111 Milliarden Euro) erzielen und in mehr als 20 Ländern operativ tätig sein.

   DJG/nas/cbr

  Dow Jones Newswires

Von Natali Schwab

STUTTGART

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