FACC Aktie
WKN DE: A1147K / ISIN: AT00000FACC2
Offenbar interne Reibereien |
08.04.2019 17:20:00
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Prozess nach Betrug bei FACC - Aktie verliert deutlich
Beklagter ist ein ehemaliger Vorstand, die FACC GmbH will von ihm 10 Mio. Euro Schadenersatz. Die Firma wirft ihm vor, kein ausreichendes Kontrollsystem geschaffen zu haben, was dieser bestreitet.
Zwischen ihm und der Finanzchefin des Unternehmens war das Verhältnis offenbar nicht das beste. Der Vorstand bezeichnete sich selbst als respektvoll im Umgang mit Mitarbeitern und das Fremdbild damit sei ident gewesen. Das habe er aus dem Feedback abgelesen.
Für ihn war das Verhältnis zur Finanzchefin "kollegial". Er habe eine hohe fachliche Meinung von ihr gehabt. Im Zuge der Befragung zählte er jedoch mangelnde Kenntnisse bei ihr auf. Außerdem habe sie sich zu sehr von Externen beeinflussen lassen. Das Vertrauensverhältnis zu ihr sei durch ihr Verhalten gestört gewesen.
Der Aufsichtsrat des Unternehmens habe ihm vorgegeben, dass er sich nicht in den Geschäftsbereich der von ihm ausgewählten Finanzchef einmischen sollte. Im Gegenzug hat sie sich in ihrer Bewertung des Vorstandes von ihm gemobbt und ausgeschlossen gefühlt. Die Frau sollte in der Verhandlung am kommenden Montag befragt werden. Sie hat sich jedoch entschuldigt.
Davor durchleuchtete das Gericht bei der Befragung des beklagten Vorstandes die Überweisungssysteme der Firma. Vor allem ging es darum, welche ab wann verwendet wurden. Weiters wurde die Funktionsweise erörtert und wer in der Firma Berechtigungen für den Geldtransfer hatte, wie er kontrolliert wurde sowie sein Wissen darüber.
Zuvor stand ein Ausschluss der Öffentlichkeit im Raum, weil Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse besprochen werden könnten. Dazu kam es aber nicht. Außerdem wurde die Entwicklung der FACC und insbesondere ihrer Buchhaltung seit ihrer Gründung im Jahr 1989 besprochen.
Der Grund für den Streit vor Gericht ist ein Betrugsfall aus dem Jahr 2016. Die Täter hatten sich damals gegenüber der Buchhaltung als die Firmenchefs ausgegeben und die Überweisung von 54 Mio. Euro auf ausländische Konten veranlasst. FACC wirft der damaligen Finanzchefin und dem Firmenchef - beide wurden danach abberufen - vor, sie hätten kein ausreichendes Kontrollsystem geschaffen. Letzterer hat gegen seine vorzeitige Abberufung geklagt.
Das Verfahren ist vorerst für jeweils mehrere Tage im April sowie im Mai anberaumt. Die Anwälte von Klägerin und Beklagtem haben zusammen rund 40 Zeugen beantragt. Darunter befinden sich derzeitige und frühere Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsrates sowie Mitarbeiter der FACC. Nicht alle sind in Oberösterreich wohnhaft. Deshalb lädt das Gericht Personen auch aus London, Frankfurt, Wien, den USA und China - Mehrheitseigentümer der FACC ist ein staatliches chinesisches Unternehmen. Das oberösterreichische Unternehmen FACC ist börsennotiert, seit 2009 ist die staatliche Aviation Industry Corporation of China (AVIC) Mehrheitsaktionär.
Ex-Vorstand weiter befragt
Der Schadenersatz-Prozess gegen einen früheren Vorstand nach einem Millionenbetrug beim börsenotierten Innviertler Flugzeugkomponentenhersteller FACC ist am Montag mit der weiteren Befragung des Beklagten im Landesgericht Ried im Innkreis fortgesetzt worden. Das Gericht interessierte sich zunächst für die IT-Sicherheit im Unternehmen.
Dem Ex-Chef war die angewendete Betrugsmasche bis zur Tat unbekannt. Cyber-Angriffe gegen das Unternehmen habe es zuvor mehrere gegeben. Die IT der Firma habe sie aber auch mit Unterstützung durch zugekaufte externe Berater abwehren können. Es habe Richtlinien und auch Warnhinweise an die Mitarbeiter gegeben, beispielsweise Anhänge von verdächtigen Mails nicht zu öffnen. Zudem seien sensible Daten besonders abgesichert und dies auch überprüft worden, versicherte er auf Fragen des vorsitzenden Richters.
Dieser hat den Prozessfahrplan - weil sich herausgestellt hat, dass die umfassende Befragung des Ex-Chefs sehr zeitaufwendig ist - am Montag abgeändert. Ein früherer und weiterhin im Unternehmen tätiger Vorstandskollege, der am Nachmittag als Zeuge auftreten sollte, wird dazu voraussichtlich erst am kommenden Freitag geladen werden. Ein anderer, erst nach dem Betrug bestellter Vorstand könnte noch Montagnachmittag zu Wort kommen.
Dem Ex-Chef war die angewendete Betrugsmasche bis zur Tat unbekannt. Die IT der Firma sei hochgerüstet gewesen, da auch sensible Daten von Kunden und Lieferanten auf den Servern gelagert würden. Die Datensicherheit gegen interne und externe Angriffe habe diesen auch nachgewiesen werden müssen. Vergleiche mit Konkurrenzfirmen hätten FACC gezeigt, dass sie auf ähnlich hohem Niveau gewesen sei.
Bei Zahlungen habe es ein 4-Augen-Prinzip gegeben, das sei auch von den Banken gefordert worden, stellte der Ex-Vorstand fest. Jedes Formular für eine Investition ab 1.500 Euro sei von zwei Vorständen abzuzeichnen gewesen. Er habe seit 1991 keine Alleinzeichnungsberechtigung gehabt. Auch die in den Betrug hineingezogene Mitarbeiterin in der Buchhaltung habe zuvor dieses Prinzip nie verletzt. Bei der Aufarbeitung des "Incidents" - wie die Firma den Betrugsfall nennt - habe sich gezeigt, dass seine Unterschrift für den Abruf des Geldes bei der Bank aus einem Geschäftsbericht herauskopiert und vergrößert eingesetzt worden sei. Dabei seien sogar einzelne Pixel erkennbar gewesen. Spätere Beurteilungen aus dem Firmenbereich Controlling, die Finanzbuchhaltung sei "etwas zu klein", wies er zurück.
Der nach der Affäre bestellte neue Finanzvorstand bestätigte, dass von der Beute an chinesische Banken überwiesene rund 10,8 Mio. Euro geortet und "eingefroren" worden seien, bevor sie den Betrügern in die Hände fielen. Er sei zuversichtlich, dass sie zurückfließen. Dazu gebe es Bemühungen auf Staatsebene.
Nach dem Betrugsfall sei die Buchhaltung neu organisiert worden. Es gelte nun quasi ein 6-Augen-Prinzip, und es gebe mehrere Schritte bis zur Freigabe von Zahlungen. Ein weiterer Vorstand, der zum Tatzeitpunkt schon im Amt war, wird voraussichtlich kommenden Freitag als Zeuge befragt werden. Am Dienstag ist geplant, Personen aus der damaligen Buchhaltung einzuvernehmen, darunter jene Mitarbeiterin, die die verhängnisvolle Zahlung durchgeführt hat.
Die Nachricht kam im Montagshandel nicht gut an. Am Nachmittag verloren die FACC-Aktien 2,68 Prozent auf 14,15 Euro.
AWP

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