"As goes January ..." 29.01.2016 16:50:00

Pro und Contra: Börseninvestment im Jahr 2016

Eine Börsenweisheit lautet "As goes January, so goes the year" - so wie der Januar, so läuft das ganze Jahr. Wer auf solche Sprüche, Weisheiten und Bauernregeln steht, der sollte in diesem Jahr wohl besser keine Investitionen an den Börsen mehr tätigen. Denn der Januar 2016 ist bisher einer der schlechtesten Börsenmonate überhaupt. Der österreichische Leitindex ATX verlor bislang annähernd zehn Prozent, der deutsche Leitindex DAX büßte seit Jahresbeginn annähernd fünf Prozent ein. Auch an den US-Börsen ging es in den ersten Wochen des Jahres deutlich abwärts - vor allem aufgrund des Preissturzes bei Rohöl.

Der schwache Jahresstart an den Börsen könnte für die weiteren Handelsmonate nichts Gutes bedeuten, denn ein wenig Wahrheit steckt in "As goes January, so goes the year" tatsächlich. Die Credit Suisse hat anhand historischer Daten die US-Börsen auf den "Januar-Effekt" untersucht. Ergebnis: Die Jahresentwicklung am Aktienmarkt ist in 66 Prozent der Fälle eine Art Echo des Januars.

Für Investoren, die solchen Börsenregeln nichts abgewinnen können, gibt es selbstverständlich noch andere Argumente für oder gegen ein Investment am Finanzmarkt in diesem Jahr:

Pro: Die wichtigsten Argumente für ein Investment an der Börse 2016

Die Notenbanken liefern nach wie vor eines der wichtigsten Argumente für einen weiteren Aktienboom. Geld bleibt billig und im Überfluss vorhanden. Gerade erst stellte EZB-Präsident Mario Draghi eine Ausweitung der Anleihe-Käufe in Aussicht. Möglicherweise werden im März die Geldschleusen noch weiter geöffnet.

Die schwache Gemeinschaftswährung ist ein Nebeneffekt der EZB-Ankündigung und besonders günstig für exportorientierte Unternehmen in der Eurozone. Diese profitieren von einem schwachen Euro; die Gemeinschaftswährung könnte weiter in Richtung Parität mit dem US-Dollar fallen, was den Konzernen zwei Möglichkeiten eröffnet: Bei unveränderten Preisen in internationalen Währungen steigen die Umsätze und damit auch die Gewinne. Die Unternehmen haben so auch mehr Spielraum, die Preise zu senken und so ihre Marktanteile langfristig zu erhöhen - steigende Profite sind die Folge.

Die niedrigen Zinsen, die überhaupt nur wegen der aktuellen Geldpolitik der EZB existieren, lassen kaum Alternativen zu einem Börseninvestment zu. Denn: Ein Festgeldkonto bleibt zwar weiterhin die risikoärmste Anlageform, bringt aber in diesen Zeiten kein Geld, im Gegenteil: Wer sein Erspartes bei niedrigen Zinsen auf der Bank parkt, muss wegen der Inflation Einbußen befürchten.

Contra: Die wichtigsten Argumente gegen ein Investment an der Börse 2016

Ein Blick auf den DAX-Chart stiftet weitere Kurshoffnungen. Diese sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. Im vergangenen Jahr legte der deutsche Leitindex über neun Prozent zu - keine schlechte Bilanz. Der Kursverlauf innerhalb des Jahres 2015 ist allerdings besorgniserregend und hat im Chart ein Warnsignal produziert: Am Jahresende schlossen die Kurse wieder deutlich unter dem im Jahresverlauf erreichten Hoch. Dieses Kursmuster ist unter Analysten als "Shooting Star" bekannt und hat sich in ähnlicher Ausprägung als Startschuss einer Marktkorrektur erwiesen. Das Jahr nach einer solchen Formation wurde meistens zum Verlustjahr.

China ist und bleibt eine gefährliche Wundertüte. Chinas Wirtschaft ist im vergangenen Jahr mit 6,9 Prozent so langsam wie seit 25 Jahren nicht mehr gewachsen. Standard & Poor's (S&P) warnte vor Kurzem vor erheblichen Risiken für den chinesischen Finanzsektor. Die Ratingagentur sieht zum Beispiel eine zunehmende Gefahr von Unternehmensinsolvenzen. Außerdem könnten auch die Wirtschaftsreformen der Regierung die Gewinnlage in der Industrie und im Bankensektor und somit das Investorenvertrauen insgesamt belasten, so S&P. Sollte das Vertrauen in die Immobilien- und Anleihemärkte beschädigt werden, würden die Risiken für die Finanzbranche in besonderem Maße erhöht - in den vergangenen Tagen zeigten sich die chinesischen Börsen erneut sehr volatil.

Die Weltkonjunktur präsentiert sich derzeit alles andere als stabil. Nicht nur aus China fehlen durchschlagende Erfolgsmeldungen aus konjunktureller Sicht. Auch viele Schwellenländer-Ökonomien schwächeln derzeit, in den USA kommt der Arbeitsmarkt nicht wirklich in Gang und in der Eurozone geht weiter die Angst vor einer lähmenden Deflation um - die geldpolitischen Maßnahmen der EZB erzielen bisher nicht den gewünschten Effekt.

Die Eurokrise ist noch nicht ausgestanden. Die ständigen geldpolitischen Lockerungen der EZB muüssen schließlich auch als Antwort auf die Schuldenmisere vieler Euro-Länder gesehen werden. Und das Schuldenproblem ist weiterhin ungelöst. Da helfen auch keine harten Sparauflagen wie in Griechenland. Aber auch die Situation in anderen "Krisen"-Staaten wie Portugal und Spanien bringt die Regierungen in Dauerstress.

Geopolitische Spannungen und Terrorismus belasten nicht zuletzt die Stimmung an den weltweiten Börsen. Die Ukraine-Krise ist zwar aus den Nachrichten verschwunden, Frieden herrscht an der russisch-ukrainischen Grenze deshalb aber längst nicht. Beim Syrien-Konflikt und der damit einhergehenden Terrorgefahr ist weiterhin keine Lösung in Sicht. Weiterhin drücken die Machtspielchen zwischen den USA und Russland auf die Laune der Investoren, ebenso die Flüchlingskrise, für die eine politische Lösung in Europa weit entfernt scheint.

2016 - Hoffnung auf ein gutes Börsenjahr besteht immer noch

Das Börsenjahr 2016 ging mit kräftigen Kurseinbrüchen los - und die kommenden Monate könnten auch ähnlich volatil weitergehen. Die Argumente gegen ein Börseninvestment überwiegen derzeit zumindest zahlenmäßig. Für risikoscheue Anleger ist es in diesem Jahr deshalb ratsam, andere Möglichkeiten zu finden, sein Geld zu vermehren - allerdings mit deutlich geringerer Rendite.

Investoren, die ihr Geld nicht von einer ohnehin schwachen Inflation auffressen lassen wollen, sollten auch in diesem Jahr ein Börsenengagement in Betracht ziehen. Eines der wichtigsten Argumente beispielsweise für Aktienkäufe ist und bleibt die aktuelle Zinspolitik der EZB. Die Notenbank wird die Zinsen dauerhaft niedrig halten und über das laufende Jahr hinaus billiges Geld drucken. Jeden Monat kauft die Europäische Zentralbank im Rahmen von QE Schuldverschreibungen im Wert von 60 Milliarden Euro auf - im März könnte das Programm noch ausgebaut werden.

Das heißt, die Alternativen zu einem Investment an der Börse schrumpfen weiter. Trotz aller konjunkturellen und politischen Risiken bleiben wenige gute Möglichkeiten, Geld außerhalb der Börse für sich arbeiten zu lassen. Mit etwas Glück trifft die Börsenweisheit "As goes January, so goes the year" in diesem Jahr nicht zu - das ist an den US-Börsen in den vergangenen Jahren laut Credit Suisse immerhin in 44 Prozent der Fälle passiert.



Von Markus Gentner/Redaktion finanzen.at

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