Pressebericht 16.10.2013 09:35:34

JPMorgan einigt sich auf weitere Strafe wegen Spekulationsdesaster

Nach übereinstimmenden Medienberichten hat sich das Institut nun auch mit der US-Finanzaufsichtsbehörde CFTC auf einen Vergleich geeinigt. Demnach zahlt JPMorgan weitere 100 Millionen Dollar Strafe und räumt zudem ein Fehlverhalten ein. Damit steigt die Summe der Strafzahlungen in diesem Fall bereits auf über eine Milliarde Dollar.

    Die neue Strafe soll in wenigen Tagen verkündet werden. Das hängt auch von der Lösung im Haushaltsstreit der USA ab, von dem die CFTC wie andere staatliche Stellen betroffen ist. Die Behörde und die Bank wollten die Berichte nicht kommentieren.

    Eine Londoner Abteilung von JPMorgan hatte im vergangenen Jahr mit Derivategeschäften einen Verlust von mindestens 6,2 Milliarden Dollar angehäuft. Das Ausmaß des Desasters blieb der New Yorker Zentrale aber lange verborgen. Wegen mangelnder interner Kontrollen hatten im September bereits vier Aufsichtsbehörden in den USA und Großbritannien Strafen von zusammen 920 Millionen Dollar gegen JPMorgan verhängt.

    Die CFTC ermittelte wegen des Verdachts der Marktmanipulation. Angesichts der schieren Größe der Spekulationen trug einer der Händler den Spitznamen "Wal von London". Nach dem Auffliegen des Debakels im April 2012 hatte Bankchef Jamie Dimon Medienberichte über mögliche Verzerrungen der Märkte noch als "Sturm im Wasserglas" bezeichnet.

    Nun sieht die Bank die Angelegenheit laut Berichten von "Wall Street Journal", "New York Times" und "Financial Times" sowie der Nachrichtenagentur Bloomberg offenbar anders. Sie werde den "rücksichtslosen Einsatz" eines "manipulativen Instruments" einräumen. Dieser Ausdruck taucht in der neuen Gesetzgebung (Dodd Frank) auf. Diese erleichtert es Behörden, die Banken zu Schuldeingeständnissen zu bewegen. Bislang mussten sie den Händlern eine Manipulations-Absicht nachweisen. Das war aber schwer. Nun reicht schon der massenhafte Einsatz von zweifelhaften Finanzinstrumenten.

    Bislang einigten sich die Finanzinstitute bei zweifelhaften Geschäften oft auf Vergleiche, bei denen sie überschaubare Beträge zahlten. Dabei galt stets die Devise, ein Fehlverhalten weder einzugestehen noch von sich zu weisen. Ein Fehler könnte wiederum Schadensersatzforderungen von Aktionären hervorrufen.

    Mit der CFTC-Einigung ist der Fall des Wals von London für JPMorgan jedoch immer noch nicht abgeschlossen. Untersuchungen laufen noch bei der Staatsanwaltschaft von Manhattan. Zudem ermittelt die Börsenaufsicht SEC gegen einzelne Händler.

    JPMorgan war wegen der zahlreichen juristischen Auseinandersetzungen im vergangenen Quartal erstmals seit Dimons Amtsantritt 2006 in die roten Zahlen gerutscht. Für Rechtsrisiken legte das Institut insgesamt 9,2 Milliarden Dollar beiseite. Damit liegen nun 23 Milliarden Dollar für mögliche Strafen und Schadensersatzansprüche bereit. Zuletzt war die Rede davon, dass JPMorgan mit den Aufsichtsbehörden allein wegen fragwürdiger Hypothekengeschäfte vor der Finanzkrise über einen 11 Milliarden Dollar schweren Vergleich verhandle.

    US-Behörden hatten in den vergangenen Monaten den Druck auf das Institut wegen dessen zweifelhafter Geschäfte aus der Vergangenheit deutlich erhöht. Viele Experten glauben, dass die Aufarbeitung der Altlasten erst jetzt richtig losgeht, nachdem sich der US-Bankensektor von den Folgen der Finanzkrise weitgehend erholt und sich stabilisiert hat.

/enl/stw/kja

NEW YORK (dpa-AFX)

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