26.09.2013 10:46:32

Presse: Scharfe Steuerprüfung nach Protesten in der Türkei

    ISTANBUL (dpa-AFX) - Der größte türkische Konzern Koc Holding muss mit verschärften Steuerkontrollen rechnen, nachdem er das Vorgehen der islamisch-konservativen Regierung gegen politische Proteste kritisiert hatte. Das Finanzministerium habe eine 200 Mann starke Gruppe aus Inspektoren zusammengestellt, die den Konzern durchleuchten solle, berichtete die oftmals gut informierte türkische Tageszeitung "Taraf" am Donnerstag. Die "Armee" der Prüfer sei von beispielloser Größe und solle vor allem die Energieunternehmen Tüpras, Opet und Aygaz genauer untersuchen.

    Auf dem Höhepunkt der regierungskritischen Proteste rund um den Istanbuler Gezi-Park hatte das zur Koc-Gruppe gehörende Divan-Hotel am Taksim-Platz die Türen für die von der Polizei heftig attackierten Demonstranten geöffnet, um Schutz zu gewähren. Damit hatte die Koc-Gruppe Kritik aus der Regierung auf sich gezogen. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan sieht nach eigenen Angaben bei den Protesten Verschwörer am Werk, die die Türkei im Auftrag einer "Zins-Lobby" destabilisieren sollen.

    Mustafa Koc, der Chef des Familienkonzerns, hatte die Haltung seiner Gruppe in der vergangenen Woche verteidigt. "Es gab viele Behauptungen, wonach wir als Besitzer der Koc Holding Teil einer großen Verschwörung zur Zerstörung der Türkei sind", sagte er. Dem widerspreche er. Koc erklärte, Frieden und Stabilität seien wichtigste wichtige Voraussetzungen für das Wohlergehen des Landes. Er fragte, ob alte Frauen und junge Leute unter den Demonstranten wirklich eine Gefahr für den Staat seien.

    Die Koc-Gruppe hat in den vergangenen Monaten bereits mehrere große Aufträge verloren, darunter ein Rüstungsprojekt der türkischen Marine im Umfang von 2,5 Milliarden US-Dollar (etwa 1,9 Milliarden Euro). Die türkische Tageszeitung "Hürriyet" berichtete am Donnerstag, US-Vertreter hätten sich bei einem Besuch türkischer Oppositionspolitiker in Washington über die Untersuchungen des Koc-Konzerns informiert. Zusätzliche Finanzkontrollen und Qualitätsprüfungen haben demnach bereits vor einiger Zeit begonnen./cn/DP/stb

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