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Wochenausblick 11.04.2016 10:25:00

Politische Unsicherheit in Europa trübt Aussichten für ATX und DAX

Auch nach drei Verlustwochen in Folge dürften die Anleger an der deutschen Börse in dieser Woche weiter vorsichtig agieren. "Vor allem die politische Unsicherheit macht uns Sorgen", schreiben die Experten der WGZ Bank. Die nahende Abstimmung in Großbritannien über den Verbleib in der Europäischen Union (EU) bereitet ihnen dabei besonders viel Kopfzerbrechen. Weiter im Fokus stehen die Geldpolitik der großen Notenbanken sowie die Ölpreise und der Eurokurs als Richtungsgeber für die Aktienmärkte.

Die in der neuen Woche anlaufende US-Berichtssaison könnte dem deutschen Leitindex indes positive Impulse geben, glaubt Analyst Christian Apelt von der Landesbank-Hessen-Thüringen. "Die Marktteilnehmer gehen von einem deutlichen Gewinnrückgang aus, so dass die Messlatte nicht allzu hoch liegt."

Sowohl DAX als auch der Wiener Leitindex ATX hängen an den Entwicklungen der Weltkonjunktur - ein großer Indikator für die Stabilität an den Märkten ist und bleibt der Ölpreis. Mit ihm steigt und fällt derzeit die Stimmung an den weltweiten Börsen. Die Ölnotierungen gelten als wichtiger Indikator für die Einschätzung der Weltkonjunktur. "Inwiefern Wachstumsängste gerechtfertigt sind, könnte in der Berichtswoche der Datenreigen insbesondere aus den USA zeigen", erinnerte Apelt an einen weiteren Kursfaktor für die Aktienmärkte.

An der Wirtschaftsentwicklung orientiert sich auch die US-Notenbank Fed. Zuletzt hatte Fed-Chefin Janet Yellen die Aussicht auf graduelle Zinsanhebungen bestätigt, zugleich aber wirtschaftliche Risiken zur Sprache gebracht. In der neuen Woche meldeten sich dann weitere Fed-Repräsentanten zu Wort, so Apelt. Nach zuletzt geringeren Zinserhöhungserwartungen könnte nun eine Gegenbewegung einsetzen.

Der Eurokurs spielt derweil eine wichtige Rolle für die Exporte deutscher Unternehmen in Länder außerhalb des Währungsraums. Hier erwartet Apelt auch künftig Unterstützung durch die Europäischen Zentralbank (EZB), welche mit einer Fortsetzung ihrer Nullzins-Politik den Euro niedrig halten dürfte. Das begünstigt neben den Ausfuhren auch die Aktienkurse der hiesigen Unternehmen, da Dividendenpapiere in diesem Umfeld attraktiver sind als festverzinsliche Anlagen.

Derweil blickten die Anleger mit zunehmender Nervosität auf den möglichen "Brexit", warnen die WGZ-Experten. Ein "Nein" der Briten zur EU-Mitgliedschaft am 23. Juni hätte "immense Auswirkungen für die Kapitalmärkte". Eine Umfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg zeigt, dass der Ausgang des Referendums offen ist: Demnach sind Gegner und Befürworter der EU-Mitgliedschaft fast gleichauf und knapp ein Viertel der Befragten noch unentschlossen.

Dass die Niederländer in einer Volksabstimmung das EU-Abkommen mit der Ukraine klar abgelehnt haben, ist für die WGZ ein weiterer Beleg für die tiefe Krise, in der die EU stecke. Ins selbe Horn stoßen die Autoren des Bernecker-Börsenbriefs: "Mag sein, dass dies für die Börse nicht entscheidend ist, aber die Risse im Eurogebäude werden größer." Daher seien kurzfristige Verluste beim Dax nicht auszuschließen.

Weiteres politisches Ungemach droht von den jüngsten Entwicklungen in Griechenland. In wenigen Wochen müssen die Gespräche der Regierung mit den internationalen Geldgebern abgeschlossen sein, damit neue Hilfsmilliarden nach Athen fließen können. Es geht um bis zu 86 Milliarden Euro - ohne Unterstützung droht dem Land erneut die Pleite. Zuletzt hatte es Berichte über Spannungen zwischen dem beteiligten Internationalen Währungsfonds (IWF) und Athen wie auch unter den Gläubigern gegeben.

Derweil werden gut dreieinhalb Monate nach der Parlamentswahl in Spanien Neuwahlen immer wahrscheinlicher. Ein für die Regierungsbildung als entscheidend eingestuftes Treffen zwischen den Sozialisten, den liberalen Ciudadanos und der Linkspartei Podemos blieb ergebnislos.

Auf Seiten der Konjunktur läuten Verbraucherpreise aus China die neue Woche ein. Es folgen die Handelsbilanz der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft am Mittwoch sowie am Freitag die Wachstumszahlen zum ersten Quartal, die laut Helaba-Experte Apelt "das Bild einer allmählichen Wachstumsverlangsamung" bestätigen dürften. In den USA sollten vor allem die Einzelhandelsumsätze (Mittwoch) und die Industrieproduktion (Freitag) einen Blick wert sein.

Zudem eröffnet der Aluminiumkonzern Alcoa am Montag die Quartalsberichtssaison der US-Unternehmen. Im weiteren Wochenverlauf stehen die Geschäftsberichte der Banken JPMorgan, Bank of America und Citigroup an. In Deutschland haben nur einige Unternehmen aus der zweiten Reihe Zahlen angekündigt, darunter der Verpackungsspezialist Gerresheimer, der Autozulieferer Hella (beide Mittwoch), der Laborgerätehersteller Stratec Biomedical Systems (Donnerstag) sowie der Klinikbetreiber Rhön-Klinikum (Freitag).

/gl/mzs/jha/stb

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

FRANKFURT (dpa-AFX)

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