Nach Erfolgs-IPO 07.07.2022 23:00:00

Polestar-Aktie: So schlägt sich Tesla-Konkurrent Polestar nach seinem Börsendebüt

Polestar-Aktie: So schlägt sich Tesla-Konkurrent Polestar nach seinem Börsendebüt

• Polestar mit starkem IPO
• Namhafte Partner und ambitionierte Ziele
• Tesla als einziger Konkurrent


Seit mehr als einer Woche ist Polestar ein börsennotiertes Unternehmen. Das Gemeinschaftsunternehmen von Volvo und dem chinesischen Volvo-Eigentümer Geely hatte zunächst einen Turbostart aufs Parkett gelegt und bei seinem IPO am 24. Juni 890 Millionen US-Dollar eingenommen. Der Eröffnungskurs lag an der US-Börse NASDAQ bei 12,98 US-Dollar und damit 15,5 Prozent über dem Schlusspreis, der bei der Finalisierung des SPAC-Mergers, den Polestar als Weg an die Börse gewählt hat, festgestellt wurde. Der erste Handelstag endete bei 13,00 US-Dollar. Damit trotzte das Unternehmen sowohl der aktuell durchwachsenen Börsenstimmung als auch dem schwachen Sentiment, das Autobauern seit einiger Zeit am Markt entgegen schlägt.

Doch in den Folgetagen konnte die Polestar-Aktie nicht mehr an die starke Entwicklung des ersten Handelstages anknüpfen: Aktuell wird der Anteilsschein mit 9,44 US-Dollar (Schlusskurs vom 06.07.22) und damit rund 27 Prozent unterhalb des Erstkurses gehandelt.

Angetreten als Konkurrenz von Tesla

Das Gemeinschaftsunternehmen von Volvo und Geely ist angetreten, insbesondere Marktführer Tesla Marktanteile abzunehmen. "Polestar und Tesla sind derzeit die einzigen EV-Pure Plays mit Massenproduktion und globaler Reichweite", so der Börsenneuling vor dem Start am Parkett.

Entsprechend soll das Geld aus dem Börsengang auch dazu verwendet werden, weitere Regionen zu erschließen und neue Fahrzeugmodelle auf den Markt zu bringen, um den Abstand zu Marktführer Tesla zu verringern. "Wir werden nun ein neues Kapitel in unserer Geschichte aufschlagen, das sich in einem Wort zusammenfassen lässt: Wachstum. Bis 2025 wollen wir 290.000 Autos pro Jahr verkaufen, zehnmal mehr als noch im Jahr 2021. Wir betreiben bereits ein reales und erfolgreiches Geschäft; dieser Börsengang gibt uns die Mittel und die Plattform, um unsere ehrgeizigen Zukunftspläne umzusetzen und unsere branchenführenden Nachhaltigkeitsziele voranzutreiben", so Polestar-Chef Thomas Ingenlath in einer Pressemitteilung des Unternehmens.

So laufen die Geschäfte bei Polestar

Anders als einige andere Elektroautoneulinge, die den Sprung an die Börse gewagt haben, kann Polestar bereits auf ein funktionierendes Geschäft verweisen. Über 55.000 Polestar-Fahrzeuge wurden bereits verkauft, davon 29.000 im vergangenen Jahr. Zum Vergleich: Teslas-Absatzzahlen für 2021 beliefen sich auf 936.000 - der Herausforderer hat also noch einen weiten Weg zu gehen. Doch das Joint Venture hat ambitionierte Ziele formuliert: Bis 2025 will man beim Umsatz von 1,4 Milliarden US-Dollar auf 17,6 Milliarden US-Dollar zulegen. Zudem ist der Sprung in die schwarzen Zahlen geplant: Nach rund einer Milliarde US-Dollar Minus im Jahr 2021 will man bis 2025 beim EBIT einen Wert von 1,8 Milliarden US-Dollar erreichen und peilt zudem eine operative Umsatzrendite von acht Prozent an.

Die Ziele sind ehrgeizig, denn aktuell verfügt das Unternehmen mit dem Polestar 1 und dem Polestar 2 nur über zwei konzerneigene Fahrzeuge, aktuell produziert wird nur der Polestar 2. Angekündigt wurde bereits der Nachfolger Polestar 3, wann Kunden hier Vorbestellungen abgeben können, dazu hält sich das Unternehmen bislang aber bedeckt. Bei der geplanten Auslieferung war zuletzt die Rede von 2023, im gleichen Jahr soll auch der kleinerer SUV Polestar 4 verfügbar sein, 2024 sei dann ein Sportcoupé unter dem Namen Polestar 5 geplant.

Die Aussichten für Polestar

Mit Volvo und Geely hat Polestar zwei starke Partner im Rücken, mediale Strahlkraft und finanzielle Unterstützung kommt zudem von einem frühen Investor, dem Hollywood-Schauspieler Leonardo DiCaprio. Das kann sowohl im Hinblick auf den Ausbau der Produktpalette aber auch bei Vertrieb und Produktion von Vorteil sein.

Darüber hinaus konnte sich das Gemeinschaftsunternehmen von Volvo und Geely bereits einen Großauftrag sichern: Der US-Autovermieter Hertz will für seine internationale Flotte in den nächsten fünf Jahren bis zu 65.000 Elektroautos von Polestar kaufen.

Hinzu kommt, dass Polestar neben Tesla kaum direkte Konkurrenz hat, denn börsennotierte reine Elektroautobauer, die sich bereits in der Massenproduktion befinden, sind rar gesät. Treibt Polestar seine Expansion voran und gelingt es dem Unternehmen, mit dem Ausbau der Produktpalette auch die daraus resultierende steigende Nachfrage in einem schwierigen Wettbewerbsumfeld zu befriedigen, kann dies den Marktführer Tesla Marktanteile kosten. Zuletzt hatte Polestar allerdings die Lieferkettensituation und die Lockdown-Lage in China, wo die einzigen beiden Polestar-Fabriken beheimatet sind, zu schaffen gemacht. Die Folge war eine Senkung der ursprünglichen Verkaufsprognose für das aktuelle Geschäftsjahr: Statt 65.000 Fahrzeuge unters Volk zu bringen, rechnet der EV-Konzern nun nur noch mit einer Auslieferungszahl von 50.000.

Redaktion finanzen.at

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