Fehler eingeräumt 25.01.2024 16:59:00

Pleite von René Benkos SIGNA-Imperium: SIGNA-Gesellschafter Haselsteiner gibt "bittere Niederlage" zu

Pleite von René Benkos SIGNA-Imperium: SIGNA-Gesellschafter Haselsteiner gibt "bittere Niederlage" zu

"Eine breite Schädigung von Gläubigern findet nicht statt", sagte der Unternehmer am Mittwochabend in der "ZiB 2". Die Pleite sei für ihn "eine bittere Niederlage aus unternehmerischer Sicht", so Haselsteiner. "Wie konnte mir das passieren?" Er sei bereit, bei der SIGNA Development bis zu 25 Mio. Euro einzuschießen.

Haselsteiner ist an der SIGNA Holding mit 15 Prozent beteiligt, an der Immobilienentwicklungsfirma SIGNA Development hält er 9 Prozent. Die Ursachen für die Pleite sieht er vor allem in externen Faktoren. "Die Immobilienbranche ist abhängig von der Finanzierung, und die Zinslandschaft hat sich so radikal und in so kurzer Zeit geändert, dass es schwierig war, in dieser Zeit umzustellen." Der Krieg, der Energieschock, die Inflation und die Zinsen seien weitere Gründe für den Niedergang der SIGNA gewesen.

Ein Fehler sei es gewesen, "dass man zu lange an der Hoffnung vom frischen Kapital im nennenswerten Umfang festgehalten hat". Er selbst sei grundsätzlich bereit, der SIGNA Development bis zu 25 Mio. Euro zur Verfügung zu stellen. Es komme nun darauf an, ob die Gläubigerversammlung dieses Angebot annehmen werde. Dann werde man den Schaden minimieren können. Bei der SIGNA Prime habe er keine Beteiligung, daher werde er dort kein Kapital zuschießen.

Die Verlierer der Pleite seien die Investoren und einige große institutionelle Kreditgeber bzw. Fonds, "auch die werden Federn lassen müssen". Die Banken seien vergleichsweise weniger betroffen "und sonst wird es kaum Geschädigte geben". SIGNA-Gründer René Benko habe durch die Pleite einen Großteil seines Vermögens verloren und sei "desperat". Bei der SIGNA habe Benko eine "aktive Gesellschafterrolle gespielt" und habe in die Management-Entscheidungen sehr wohl eingegriffen bzw. sei darüber informiert gewesen. "Es ist ja kein Geheimnis, dass man ihm die faktische Geschäftsführung unterstellt." Benko habe "die Zügel in der Hand gehabt" und seine Mitarbeiter und seine Geschäftsführer angewiesen. "Da sollte er sich auch nicht drücken, in meinen Augen."

Dass das Geschäftsmodell eine Art Pyramidenspiel war und die Immobilien systematisch überbewertet wurden, glaubt Haselsteiner nicht. "Die SIGNA hat bis zur Insolvenz keine einzige Immobilie unter dem Buchwert verkauft." Möglicherweise sei sie aber zu schnell gewachsen. Ihre große Schwäche sei der Handel gewesen, das habe Reserven verzehrt. Dass Bilanzen immer verspätet gelegt wurden, ist für Haselsteiner "kein großes Vergehen".

Was das halbfertige Kaufhaus Lamarr auf der Wiener Mariahilfer Straße angeht, geht Haselsteiner davon aus, dass die Mitgesellschafter der Luxury Group ihr Interesse an dem Standort aufrecht erhalten werden. Für die indirekten Beteiligungen der SIGNA Holding an "Kronen Zeitung" und "Kurier" gebe es Interessenten. "Alle warten, dass es billiger wird. Auch hier sind die Schnäppchenjäger sicher unterwegs."

SIGNA Holding beantragt Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung

Beim Insolvenzverfahren der SIGNA Holding kommt es zu einer wesentlichen Änderung: Beantragte die SIGNA Holding am 29. November 2023 noch ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung, so beantragte das Unternehmen nun den Wechsel in ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung, geht aus einer Aussendung des Sanierungsverwalters Christof Stapf vom Donnerstag hervor.

Der entsprechende Beschluss des Handelsgerichts Wien ließ nicht lange auf sich warten: "Dem Schuldner wird gemäß Paragraph 170 Abs 1 Z 4 IO über eigenen Antrag die Eigenverwaltung entzogen. Das Verfahren wird als Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung fortgesetzt." Und Stapf wurde zum Masseverwalter bestellt.

"Auf die weitere Entwicklung im Insolvenzverfahren hat der Entzug der Eigenverwaltung faktisch keine wesentlichen Auswirkungen, da bereits seit Eröffnung des Sanierungsverfahrens sämtliche Handlungen der Schuldnerin in engster Abstimmung mit dem Sanierungsverwalter erfolgten", sagte Karl-Heinz Götze vom Kreditschutzverband 1870 laut einer Aussendung. "Auch hat der Entzug der Eigenverwaltung keine Auswirkungen auf bisher vom Sanierungsverwalter eingeleiteten Restrukturierungs- und Stabilisierungsmaßnahmen", so Götze.

Im Rahmen dieser Änderung, könnten jedoch die Gläubiger die Leidtragenden sein. Bei einem Verfahren mit Eigenverwaltung muss ihnen eine Quote von mindestens 30 Prozent angeboten werden, bei einem Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung sind es nur mindestens 20 Prozent der Forderungen, die im Rahmen des Verfahrens bedient werden müssen.

Laut Insolvenzantrag belaufen sich die Passiva der Holding auf 5,26 Mrd. Euro, wovon allerdings nur rund 252 Mio. Euro besichert sind. Die Quote für die Gläubiger hängt laut Stapf letztlich von den Verhandlungen über den Sanierungsplan ab. Der derzeit angebotene Sanierungsplan mit einer Quoten von 30 Prozent wurde nicht zurückgezogen, teilte der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) in einer Aussendung mit.

Begründet wird der Verfahrenswechsel mit den Sanierungsverfahren über die SIGNA Prime Selection und die SIGNA Development Selection, an denen die SIGNA Holding maßgeblich beteiligt ist. Die Sanierungsplantagsatzungen sind für den 18. März angesetzt - für einen Sanierungsplan der SIGNA Holding zu spät. Durch den Verfahrenswechsel entfällt der Zeitdruck. Der bisherige Sanierungsverwalter Stapf übernimmt daher als Insolvenzverwalter die Geschäftsführung der Holding.

Die Sanierungsplantagsitzung der SIGNA Holding wurde im Rahmen des Verfahrenswechsel vom 12. Februar auf den 29. April verlegt. Das Unternehmen wird bis dahin deutlich verschlankt, alles nicht betriebsnotwendige veräußert sowie die Beteiligungsstruktur der Holding stabilisiert, geht aus der Mitteilung weiter hervor.

APA

Weitere Links:


Bildquelle: Sebastian Widmann/Getty Images,Gisela Schober/Getty Images
Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!