19.06.2020 12:52:47

Philippinische Banken wissen nichts von Wirecard-Milliarden

Von Paul J. Davies und Chong Koh Ping

LONDON/MANILA (Dow Jones)--Die Hinweise auf eine Bilanztäuschung beim Zahlungsabwickler Wirecard verdichten sich weiter. Zwei Banken auf den Philippinen, die eigentlich die 1,9 Milliarden Euro für Wirecard halten sollten, haben das Geld nach eigenen Angaben nicht und hatten es auch nie.

Die Wirecard-Aktie setzt ihren freien Fall am Freitag fort, sie rutscht bis zum Mittag um knapp 50 Prozent ab, nachdem sie am Donnerstag bereits um über 60 Prozent eingebrochen war.

Die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young hatten Wirecard am Donnerstag das Testat für den Jahresabschluss 2019 verweigert, weil Belege für Treuhandgelder in Höhe von 1,9 Milliarden Euro fehlten. Verdächtig kamen den Prüfern Briefe vor, die vorgaben, die Existenz der Konten und die entsprechenden Summen zu bestätigen. Die beiden philippinischen Banken bezeichneten diese Briefe jedoch als Fälschungen.

"Das Dokument, das die Existenz eines Wirecard-Kontos bei BDO behauptet, ist ein gefälschtes Dokument und ist mit gefälschten Unterschriften von Managern der Bank versehen", sagte ein BDO-Sprecher. Die Bank hat die Angelegenheit an die philippinische Zentralbank gemeldet.

Die Bank of the Philippine Islands sagte in einer Stellungnahme: "Wirecard ist kein Kunde. Ihr Wirtschaftsprüfer hat uns ein Dokument präsentiert, das behauptet, sie seien Kunden von uns. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass das Dokument falsch ist."

Wirecard reagierte zunächst nicht auf eine Bitte um eine Stellungnahme.

Vorstandschef Markus Braun hat in einem in der Nacht veröffentlichten Video deutlich gemacht, dass er das Unternehmen als Betrugsopfer sieht. "Es kann derzeit nicht ausgeschlossen werden, dass die Wirecard AG in einem Betrugsfall erheblichen Ausmaßes zum Geschädigten geworden ist", sagte er.

Bei den fehlenden 1,9 Milliarden Euro sollte es sich um Sicherheitsleistungen handeln, die von Wirecard-Töchtern auf Treuhandkonten eingezahlt wurden, um für das Risikomanagement für teilnehmende Händler am Wirecard-Zahlungssystem zu garantieren. Der Treuhänder wurde 2019 mandatiert.

In dem im April veröffentlichten KPMG-Gutachten, das der Konzern selbst in Auftrag gegeben hatte, hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft bereits über Schwierigkeiten berichtet, an Belege über die fraglichen Konten zu kommen.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/DJN/mgo/sha

(END) Dow Jones Newswires

June 19, 2020 06:53 ET (10:53 GMT)

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