04.11.2018 10:00:41

OTS: KfW / Viele Stellen, wenig Bewerber: Fachkräftemangel macht deutschem ...

Viele Stellen, wenig Bewerber: Fachkräftemangel macht deutschem

Mittelstand mehr und mehr zu schaffen

Frankfurt am Main (ots) -

- Zwei Drittel aller Firmen, die Fachkräfte einstellen wollen,

befürchten Rekrutierungsschwierigkeiten

- Haupthindernis sind immer häufiger fehlende Bewerber

- Fachkräfteengpässe sind Kehrseite des Arbeitsmarktbooms

- Struktureller Fachkräftemangel droht bei Renteneintritt der

Baby-Boomer ab 2025

Für die kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland wird die

Besetzung offener Stellen mehr und mehr zum Problem, wie eine

aktuelle Analyse von KfW Research auf Basis des

KfW-Mittelstandspanels 2018 zeigt. Zwei Drittel aller

mittelständischen Betriebe wollen in den nächsten drei Jahren neue

Fachkräfte einstellen (66 %). Davon rechnen knapp zwei Drittel (65 %)

mit Problemen bei der Rekrutierung - befürchten also, dass Stellen

nur mit Abstrichen, verzögert oder überhaupt nicht besetzt werden

können. Der Mittelstand ist damit seit der letzten Untersuchung von

KfW Research zu diesem Thema im Jahr 2014 deutlich pessimistischer

geworden. Vor vier Jahren sahen sich "nur" 57% der einstellenden

Unternehmen mit Rekrutierungsschwierigkeiten konfrontiert.

Hauptgrund für die Sorgen der Firmen ist der quer durch alle

Branchen zunehmende Mangel an Fachkräften. Im Jahr 2018 begründen 77

% der betroffenen Mittelständler ihre Rekrutierungsprobleme mit

"Bewerbermangel im gesuchten Beruf", vier Jahre zuvor waren es noch

57 %. Dieser Anstieg ist nicht nur eindeutig, er ist auch einseitig,

denn andere Gründe für Rekrutierungsschwierigkeiten spielen eine

geringere Rolle als 2014: Die Stellenbesetzung scheitert heute

deutlich seltener an zu hohen Lohnforderungen (Rückgang von 44% auf

38 %) und etwas seltener an fehlenden Zusatzqualifikationen der

Bewerber (von 37% auf 35 %).

Zwar wäre die Diagnose eines flächendeckenden Fachkräftemangels in

Deutschland nach wie vor übertrieben. Doch die aktuelle Analyse von

KfW Research zeigt, dass sich die Fachkräfteengpässe seit 2014 in

allen Wirtschaftssektoren verschärft haben, obwohl in diesem Zeitraum

die Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren deutlich gestiegen ist.

Denn der konjunkturbedingt große Bedarf an Arbeitskräften übersteigt

diese Zugewinne noch. Besonders stark betroffen ist der Bausektor, in

dem heute neun von zehn mittelständischen Firmen mit

Rekrutierungsproblemen Bewerbermangel befürchten (2014: 75%).

Zusätzlich zur Sanitärtechnik und dem Trockenbau werden nun auch die

Fachkräfte im Tiefbau knapp.

Die Verschiebung der Rekrutierungsprobleme in Richtung

berufsspezifischen Fachkräftemangels und weg von anderen Gründen ist

im forschungs- und entwicklungsintensiven Verarbeitenden Gewerbe

besonders ausgeprägt. Auch hier wird weitaus häufiger Bewerbermangel

befürchtet als vor vier Jahren (81% gegenüber 60%). Zu hohe

Lohnvorstellungen und fehlende Zusatzqualifikationen waren im Jahr

2014 noch fast gleichrangige Probleme, fallen nun aber weit hinter

den Bewerbermangel zurück (auf 40% bzw. 38%).

Im Dienstleistungssektor ist die Verschärfung des Bewerbermangels

gegenüber 2014 am drastischsten. In der wissensintensiven Hälfte des

Sektors mit großem Akademikeranteil ist die Häufigkeit von 55% auf

75% gestiegen, bei den "Sonstigen Dienstleistern" springt der Wert

sogar um 27 Prozentpunkte (von 46% auf 73%). Vor vier Jahren waren

hohe Lohnforderungen dort noch das häufigste Problem (48%). Im

Bereich der Gesundheitsdienstleistungen fehlen bekanntlich seit

Jahren Pfleger und Ärzte, hinzu kommen neuerdings u. a. Hebammen,

Physio- und Sprachtherapeuten. Außerdem gibt es Engpässe in der

Softwareentwicklung, Steuerberatung, Ver- und Entsorgung sowie bei

Friseurmeistern und Fahrlehrern. Im KfW-Mittelstandspanel zeichnen

sich zudem Fachkräfteengpässe bei Reinigungsdiensten, in der

Verkehrsbranche sowie in Bildungseinrichtungen ab.

"Die Ursachen von Rekrutierungsproblemen haben sich in den

vergangenen Jahren verschoben: Den Unternehmen fehlen zunehmend die

Bewerber. Das ist die Kehrseite eines erfreulichen Arbeitsmarktbooms

und voller Auftragsbücher im Mittelstand" sagt Dr. Jörg Zeuner,

Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe. "Von der aktuellen Konjunktur

abgesehen droht aber mittelfristig ein flächendeckender

Fachkräftemangel, wenn ab ca. 2025 die Baby-Boomer in Rente gehen. Um

die Folgen abzufedern, müssen Erwerbsquote und

Weiterbildungsbeteiligung weiter steigen. Ein leergefegter

Arbeitsmarkt ist ein guter Anreiz, um in Kita-Ausbau, Ganztagsschulen

und Weiterbildung zu investieren. Ich kann mir auch vorstellen, dass

die heutigen Berufsanfänger angesichts steigender Lebenserwartung

später in Rente gehen werden als mit 67 Jahren. So oder so braucht

Deutschland in den kommenden Jahren zweifellos viel mehr

qualifizierte Zuwanderer als zuvor", so Zeuner.

Die Analyse von KfW Research zum Fachkräftemangel im Mittelstand

ist abrufbar unter: http://ots.de/vXGauK

Zur Datenbasis:

Die aktuelle Analyse zum Thema Fachkräftemangel im Mittelstand

basiert auf dem KfW-Mittelstandspanel 2018, das die einzige

repräsentative Erhebung im deutschen Mittelstand (Unternehmen bis 500

Mio. EUR Umsatz) darstellt. In der aktuellen Welle haben sich 9.666

mittelständische Unternehmen an der zugrundeliegenden Befragung

beteiligt.

OTS: KfW

newsroom: http://www.presseportal.de/nr/41193

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Pressekontakt:

KfW, Palmengartenstr. 5 - 9, 60325 Frankfurt

Kommunikation (KOM), Christine Volk

Tel. +49 (0)69 7431 3867, Fax: +49 (0)69 7431 3266,

E-Mail: Christine.Volk@kfw.de, Internet: www.kfw.de

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