DAX
22.11.2022 15:53:38
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OTS: Helaba / Märkte und Trends 2023: Weltwirtschaft auf Gratwanderung
Märkte und Trends 2023: Weltwirtschaft auf Gratwanderung
Frankfurt am Main (ots) -
- Deutsche Wirtschaft schrumpft um 0,6 Prozent
- Inflation geht nur graduell zurück
- Gratwanderung zwischen Inflationsbekämpfung und Wachstumsabschwächung
- DAX zum Jahresende 2023 bei rund 16.000 Indexpunkten
Die Weltwirtschaft bewegt sich auf einem schmalen Grat. Der Blick nachvorne
lässt selbst erfahrenen Bergwanderern den Schweiß auf die Stirn treten. Abgründe
klaffen zu beiden Seiten dieses Grats, auf dem die globale Konjunktur voran
stolpert. Gleichzeitig müssen Entscheidungen über den weiteren Routenverlauf
unter Zeitdruck und mit unvollständigen Informationen getroffen werden. Die
Herausforderungen für die "Sherpas" in Notenbanken und Regierungen waren selten
größer als heute. All dies spannt den Bogen für den Konjunktur- und
Kapitalmarktausblick, der in diesem Jahr die Bergwelt als Sinnbild gewählt hat.
Vorstellbar ist für die meisten derzeit vor allem der Absturz, also eine tiefe
Rezession, dem Helaba Research & Advisory mit 30 Prozent eine relativ hohe
Wahrscheinlichkeit beimisst. Kaum vorstellbar scheint ein baldiges Aufklaren mit
viel Sonnenschein. Solche Wetterwechsel sind in der Bergwelt aber jederzeit
möglich. Unter dem Begriff Familientour erhält dieses Szenario aber nur eine
Wahrscheinlichkeit von 10 Prozent. Die höchste Wahrscheinlichkeit von 60 Prozent
messen unsere Volkswirtinnen und Volkswirte dem Basisszenario Gratwanderung bei.
Basisszenario: "Gratwanderung" (Eintrittswahrscheinlichkeit 60 Prozent)
Die Ereignisse des Jahres 2022 und der Ausblick für 2023 sind von den sich
überlagernden Faktoren Ukraine/Energiekrise und den Nachwirkungen der Pandemie
bestimmt. Letztere sind nicht verschwunden, sondern werden auch 2023 eine
wichtige Rolle spielen. Die globalen Lieferketten haben sich noch nicht
normalisiert und Veränderungen im Verbraucherverhalten sind vielerorts erst
partiell korrigiert. "In Deutschland werden wir 2023 eine Rezession sehen",
erklärt Dr. Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Helaba. "Dabei gehen wir davon
aus, dass der Krieg in der Ukraine andauert und die Energiepreise in Europa
erhöht bleiben, obwohl neue Lieferquellen gefunden werden und Einsparbemühungen
Erfolge zeigen", so Traud weiter.
Die großen Wirtschaftsblöcke USA und Eurozone durchlaufen eine Rezession, kommen
aber im Jahresdurchschnitt 2023 noch auf leicht positive Wachstumsraten von 0,5
Prozent bzw. 0,2 Prozent. Die deutsche Wirtschaft schrumpft um 0,6 Prozent.
Trotz der schwachen Konjunktur geht die Inflation nur graduell zurück. In Europa
bleibt die Energieknappheit ein wichtiger Faktor. Die Verbraucherpreise steigen
in Deutschland um 6 Prozent, in der Eurozone um 5,3 Prozent und in den USA um 4
Prozent - weniger als 2022, aber deutlich oberhalb der Zielwerte der
Notenbanken.
Fehltritte rächen sich
Auf einer Gratwanderung sind Fehltritte häufig folgenreicher als bei einem
Waldspaziergang. Entsprechend wichtig sind daher richtige politische
Entscheidungen. Die Notenbanken sehen sich vor der Herausforderung, die
Inflation mit genau der richtigen Dosis Straffung in den Griff zu bekommen, ohne
eine unnötig schwere Rezession auszulösen. Hier zeichnet sich ein Zielkonflikt
mit den Regierungen ab, die versuchen, die negative Wirkung der hohen Inflation
auf die Realeinkommen zu kompensieren. Diese Maßnahmen können bei falscher
Ausgestaltung Fehlanreize nicht nur hinsichtlich des Energiesparens setzen - und
damit indirekt sogar Aufwärtsdruck auf die Preise erzeugen.
Auf außenpolitischer Ebene zeichnet sich die Tendenz zu einer wirtschaftlichen
Blockbildung ab, mit China und den USA als jeweiligem Kern. "Statt einer echten
Deglobalisierung, die ein Risiko bleibt, sehen wir zumindest derzeit lediglich
eine Neuordnung der Globalisierung", erläutert Dr. Traud. Dafür spricht der
stärkere Anstieg des Welthandels relativ zur Produktion seit 2020. Begriffe wie
"reshoring" oder "friend-shoring" sind zwar in den Medien präsent, prägen aber
noch nicht das Verhalten der Unternehmen. Hier stehen bislang weiterhin
Effizienz und verstärkt Diversifikation der Lieferketten im Fokus.
Alternativen für den Anleger
Der Sturm bei Renten flaut ab. Spätestens zur Jahresmitte sollten die Leitzinsen
das zyklische Hoch erreichen. Dies gibt Spielraum für sinkende
Kapitalmarktzinsen im Jahresverlauf. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen wird
in der ersten Jahreshälfte 2023 die Jahreshöchststände markieren und Ende 2023
bei etwa 2,3 Prozent notieren.
Aktien haben die Fülle an Belastungen bereits eskomptiert. Die wichtigsten
Bedingungen für eine Bodenbildung sind erfüllt: Günstige Bewertung, sehr
negative Konjunkturerwartungen, pessimistische Stimmung der Anleger und eine
technische Überverkauft-Situation. Da Aktien der Konjunktur im Durchschnitt ein
halbes Jahr vorauslaufen, steuert der DAX bis Jahresende 2023 die 16.000er Marke
an.
Immobilien leiden stärker unter den gestiegenen Zinsen als unter der Rezession.
Am Wohnungsmarkt kommt es zu einer moderaten Preiskorrektur. Im gewerblichen
Bereich werden sich Büros robuster zeigen als Einzelhandelsimmobilien, denen der
enorme Kaufkraftverlust durch die hohe Inflation zu schaffen macht.
Gold belebt sich 2023, da es zur Inflationsabsicherung wieder stärker
nachgefragt ist. Sobald sich das Ende der Zinserhöhungen abzeichnet, festigt
sich der Preis in Richtung 1.900 US-Dollar je Feinunze.
Der US-Dollar kann seinen Höhenflug nicht fortsetzen, da die Zinserhöhungen der
US-Notenbank auslaufen und er als Fluchtwährung weniger gefragt ist. Der
Euro-Dollar-Kurs notiert zu Jahresende um 1,10.
Negatives Alternativszenario "Absturz" (Eintrittswahrscheinlichkeit 30 Prozent)
Als Auslöser für den konjunkturellen Absturz steht eine geopolitische Eskalation
im Fokus. Deutschland und die Eurozone geraten in eine tiefe Rezession, während
die USA als Nettoenergieexporteur und China als Nutznießer von billigen
russischen Rohstoffimporten weniger stark im Mitleidenschaft gezogen werden.
Aktien korrigieren stark und die Renditen am Rentenmarkt sinken deutlich. Die
Immobilienpreise gehen ebenfalls kräftig zurück. Der US-Dollar und der Goldpreis
steigen krisenbedingt.
Positives Alternativszenario "Familientour" (Eintrittswahrscheinlichkeit 10
Prozent)
Notwendige Bedingung für eine "Familientour" ist eine geopolitische Entspannung,
die die Risikoprämien an den Finanzmärkten fallen lässt. Zumindest kurzfristig
nimmt der Preisdruck dank niedrigerer Energiepreise ab, so dass die Geldpolitik
nicht deutlich restriktiver wird. Die Renditen am Rentenmarkt nehmen daher nur
leicht zu, während die Aktienkurse noch dynamischer steigen. Der Immobilienmarkt
stabilisiert sich. Gold und der US-Dollar sind als "sicherer Hafen" weniger
gefragt.
Der Jahresausblick steht online unter
http://www.helaba.com/de/kapitalmarktausblick zur Verfügung. Dort können Sie
zusätzliche multimediale Inhalte abrufen.
Pressekontakt:
Ursula-Brita Krück
Kommunikation und Marketing
Helaba
Landesbank Hessen-Thüringen
Girozentrale
MAIN TOWER
Neue Mainzer Str. 52-58
60311 Frankfurt
Tel.: 069/9132-2192
e-mail: mailto:ursula-brita.krueck@helaba.de
Internet: http://www.helaba.de
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/55060/5376927
OTS: Helaba
ISIN: DE000HLB0A20
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