29.10.2021 12:16:38

OTS: DMSA Deutsche Markt Screening Agentur GmbH / Evergrande ist technisch ...

Evergrande ist technisch pleite und zwingt damit HSBC und andere

internationale Banken bis zu 197 Milliarden US-Dollar abzuschreiben

Berlin (ots) - Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche hat die China Evergrande

Group Zinszahlungen an internationale Investoren offenbar ausfallen lassen.

Damit manifestiert sich der Bankrott des Immobilienentwicklers weiter. Der

Immobilien-Konzern hat einen Schuldenberg von insgesamt 305 Milliarden Dollar

angehäuft. Allein in den acht Wochen bis Jahresende werden knapp 338 Millionen

Dollar Zinsen fällig. Sollte die Evergrande-Insolvenz nicht nur den

Immobiliensektor Chinas in die Tiefe reißen, sondern die gesamte Wirtschaft des

Landes, drohen sogar Pleiten internationaler Großbanken - etwa die der HSBC,

fürchtet DMSA-Senior-Analyst Dr. Marco Metzler.

Heute endete die Schonfrist für überfällige Zinsen in Höhe von 47,5 Millionen

US-Dollar auf eine Off-Shore-Anleihe des zweitgrößten Immobilien-Developers in

China. Doch von einer Zahlung dieser Zinsen ist bis zum Geschäftsschluss der

Hongkonger Banken offiziell nichts bekannt geworden. Es gibt lediglich

unbestätigte Medienberichte über eine Zinszahlung die heute angewiesen worden

sein soll. Jedoch hat Evergrande diese Zahlung bislang nicht offiziell

bestätigt. Kein Wunder, dass etwa in einem aktuellen Bericht der "Financial

Times" von heute daran gezweifelt wird, dass das Geld tatsächlich an die

Gläubiger geflossen ist. "Das ist im Prinzip das gleiche Spiel wie vor einer

Woche", stellt DMSA-Senior Analyst Dr. Marco Metzler fest.

Auch für die überfällige Zinszahlung am 23. Oktober im Volumen von rund 83

Millionen US-Dollar gibt es bis heute keine offizielle Bestätigung von

Investoren. "Selbst unsere seither erfolgten Anfragen bei betroffenen Investoren

brachte keine Bestätigung für den Zinseingang," erklärt DMSA-Senior-Analyst Dr.

Marco Metzler. (Hinweis für Redaktionen: Siehe auch unsere Pressemitteilung vom

25.10.2021) "Damit ist die Pleite augenscheinlich bereits technisch

eingetreten," analysiert Metzler. Der Bauträger hatte schon zuvor keine Angaben

mehr dazu gemacht, ob er einen Zahlungsausfall noch vermeiden kann. Auch

Bemühungen, an weiteres Kapital zu kommen, sind weitestgehend gescheitert. So

etwa der Plan, die Mehrheit an seiner Immobilienverwaltungs-Tochter zu

verkaufen.

Hinter den Kulissen wurde bis zuletzt hektisch verhandelt. Laut der Newsagentur

Bloomberg trafen sich am 28.10. um 16 Uhr Ortszeit Evergrande-Vertreter mit

betroffenen Anleiheinvestoren in New York. In den Gesprächen forderten die

institutionellen Gläubiger Informationen zum Status von Immobilienprojekten, zur

Liquidität und zur Bewertung von Vermögenswerten, hieß es aus informierten

Kreisen. Das Treffen sei ohne offizielles Ergebnis beendet worden jedoch mit der

Zusage die Zinszahlungen leisten zu wollen. Das Ergebnis wurde durch die New

York Times noch gestern veröffentlicht und von den Medien aufgegriffen als seien

die Zahlungen bereits geleistet worden. Dies ist jedoch bisher nicht der Fall.

Der Entwickler hat im September und Oktober drei Kuponzahlungsrunden im Volumen

von insgesamt fast 280 Millionen US-Dollar ausfallen lassen. Teilweise läuft

jedoch noch eine 30tägige Schonfrist. Zwischen 1.November und 28.Dezember stehen

nun insgesamt Kuponzahlungen auf Offshore-Anleihen mit einem Zinsvolumen von

fast 338 Millionen Dollar an.

Der Fall Evergrande wirft aus Sicht von Dr. Metzler auch ein Schlaglicht auf

Peking: "Der chinesische Staat hat ganz offensichtlich kein Interesse daran, für

internationale Schulden chinesischer Konzerne einzustehen." Dies werde

beispielsweise dadurch belegt, dass die chinesische Finanzmarktaufsicht in

dieser Woche alle Bauträger zu einem Treffen einbestellte und sie aufforderte,

ihre internationalen Verbindlichkeiten selbst zu tilgen. Und da kommt einiges

zusammen: Eine Studie der Ratingagentur Standard & Poor's vom 27.10.2021 belegt,

dass bei Chinas Immobilien-Developer allein bis Jahresende die Tilgung von

Papieren im Nennwert von 40 Milliarden US-Dollar ansteht. Insgesamt betragen die

Auslandsschulden der chinesischen Immobilienentwickler nach einer Studie von

Goldman Sachs rund 197 Milliarden US-Dollar.

"Angesichts solcher Volumina und der geringen Bonität vieler chinesischer

Immobilienentwickler ist damit zu rechnen, dass Zins und Tilgung der

internationalen Anleihen von chinesischen Immobilien-Entwicklern fast komplett

ausfallen", warnt Metzler. "Zumal es kaum Möglichkeiten gibt, die Schulden in

China einzutreiben."

Zwar besteht seit dem 14. Mai 2021 eine Vereinbarung zwischen Peking und

Hongkong (Mutual recognition and assistance to insolvency proceedings), die

ausländischen Gläubigern die Durchsetzung ihrer Vermögensansprüche auch in China

selbst erleichtern soll, wenn Hongkonger Unternehmen - wie Evergrande - ins

Straucheln kommen. Allerdings wachsen inzwischen die Zweifel, ob dieser

bilaterale Rahmen im Fall der Evergrande, deren Holding auf den Cayman Islands

eingetragen ist, ausreicht, um die Ansprüche institutioneller Auslandsgläubiger

genügend zu schützen.

"Der Konkursfall Evergrande ist mit Sitzgesellschaft auf den Cayman Islands als

Holding und Vermögen in China äußerst komplex. Am Ende wird wenig bis nichts für

die Bondgläubiger übrig bleiben", prognostiziert DMSA-Experte Dr. Metzler und

verweist auf seinen früheren Arbeitgeber, die Ratingagentur Fitch, die bereits

Ende September die Bonität des Konzerns auf C herabgestuft und dabei für

ausstehende Anleihen ein Recovery-Rating von RR6 vergeben habe. Fitch

unterstelle also, dass bei einem Bankrott von Evergrande lediglich null bis zehn

Prozent des von Bondinvestoren eingesetzten Kapitals an diese zurückfließe. Geht

man im Schnitt von fünf Prozent Rückfluss aus, müssen internationale Investoren

bei einer Evergrande-Insolvenz sofort rund 22,5 Milliarden US-Dollar

abschreiben, wie Metzler in seiner Studie "The Great Reset - Evergrande und die

finale Kernschmelze des globalen Finanzsystems" vom 24.10.2021 detailliert

nachgewiesen hat. (Hinweis für die Redaktionen: In dieser Studie findet sich

auch eine Liste der internationalen Gläubiger von Evergrande samt der Höhe des

ausstehenden Kapitals.)

Doch bei 22,5 Milliarden Dollar an Abschreibungen wird es womöglich nicht

bleiben. Inzwischen hält es DMSA-Senior-Analyst Metzler durchaus für möglich,

dass Evergrande den gesamten Immobiliensektor Chinas mit in die Pleite reißen

könnte. Mit folgenschweren Implikationen auch für internationale Großbanken wie

etwa die HSBC. Laut deren Zahlen für das dritte Quartal 2021 hat allein die

größte Bank Hongkongs Kredite in Höhe von insgesamt 19,6 Milliarden US-Dollar an

chinesische Immobilien-Konzerne vergeben. Unterstellt man bei einer - von

Evergrande ausgelösten - branchenweiten Pleitewelle ebenfalls eine Recovery Rate

von fünf Prozent, so müssten schon allein bei der HSBC rund 18 Milliarden

US-Dollar abgeschrieben werden.

Bedenkt man zudem die begrenzten Möglichkeiten internationaler Banken, auf

Vermögenswerte in China zugreifen zu können (siehe oben), steht bei HSBC noch

deutlich mehr auf dem Spiel: Der Ausfall des kompletten Portfolios chinesischer

Unternehmenskredite. Und das ist immerhin rund 196 Milliarden Dollar schwer.

"Eine solch immense Kreditvergabe an chinesische Unternehmen, ohne gesicherte

Möglichkeit im Konkursfall auf Sicherheiten in China selbst zugreifen zu können,

halte ich für unverantwortlich", meint Finanzexperte Metzler. Bei einem

Rückfluss von fünf Prozent wären in diesem Fall von der HSBC rund 186 Milliarden

Dollar abzuschreiben. Das entspreche fast dem gesamten Eigenkapital der Bank.

Und werde wohl umgehend zu deren Pleite führen. Damit wäre HSBC ein Opfer des

Chinesischen Finanzvirus', der sich dann rasant weiter auf den internationalen

Finanzmärkten ausbreiten dürfte. ",The Great Reset' - die finale Kernschmelze

des derzeitigen globalen Finanzsystems - ist längst kein rein intellektuelles

Gedankenspiel mehr", schlussfolgert Dr. Metzler..

Mehr Informationen zu den Ergebnissen der Studie finden Sie unter

http://www.dmsa-agentur.de

Über Deutsche Markt Screening Agentur GmbH:

Die DMSA Deutsche Markt Screening Agentur GmbH, ist ein unabhängiger

Datendienst, der marktrelevante Informationen zu Unternehmen, Produkten und

Dienstleistungen sammelt und bewertet. Die DMSA versteht sich als Anwalt der

Verbraucher, Privatkunden und mündigen Investoren. Der Anspruch: Unternehmen und

Anbieter, Produkte und Dienstleistungen immer mit den Augen der Kunden zu

betrachten. Die Kunden stehen dabei im Mittelpunkt der Arbeit der DMSA. Für sie

werden wichtige und entscheidungsrelevante Informationen gebündelt und als

Marktscreenings dargestellt. Das Ziel: Für Verbraucher mehr Transparenz bei der

Auswahl von Produkten, Investments und Dienstleistungen zu schaffen.

Pressekontakt:

Inga Oldewurtel

Pressesprecherin

mailto: mailto:oldewurtel@prio-pr.de

Tel.: +49 176 62 26 18 97

Verantwortlich für den Inhalt:

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Michael Ewy

Geschäftsführer

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Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/159524/5059701

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