DAX
12.09.2022 19:00:38
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OTS: Börsen-Zeitung / Selbstbewusst in Krisenzeiten / Kommentar zur Lage in ...
Selbstbewusst in Krisenzeiten / Kommentar zur Lage in der
Rückversicherungsbranche von Antje Kullrich.
Monte Carlo (ots) - Der Rückversicherungsmarkt ist in Bewegung wie selten zuvor.
War die Branche eben noch dabei, die Effekte der Pandemie aufzuarbeiten, und
hoffte bei dem ersten physischen Treffen in Monte Carlo nach drei Jahren auf ein
Stück Normalität, schlägt jetzt die nächste Krise zu. Die starke Inflation in
den wichtigsten Versicherungsmärkten der Welt stellt eine neue enorme
Herausforderung für die Branche dar. Das alles geschieht vor dem Hintergrund
einer immer dramatischeren Klimakrise, von Lieferkettenproblemen und den
geopolitischen Unsicherheiten durch den Ukraine-Krieg. Selbst erfahrene
Rückversicherungsmanager geizen dieser Tage nicht mit Superlativen, wenn sie
diese Multikrisenlage in Worte fassen sollen.
Die führenden Player der Szene - Munich Re, Swiss Re und Hannover Rück - haben
zu Beginn des Branchentreffens im Fürstentum an der Côte d'Azur sehr deutlich
gemacht, was ihre Kunden in den Verhandlungen für die wichtige Erneuerungsrunde
zum Jahreswechsel erwartet. Prozentual zweistellige Preissteigerungen dürften
keine Seltenheit sein. Die Hannover Rück hat an zwei sehr plastischen Beispielen
für den deutschen Markt vorgerechnet, wie es dazu kommt: So müssten allein schon
wegen der teureren Ersatzteile in der Kfz-Versicherung die Preise um 10%
steigen, in der Wohngebäudeversicherung angesichts gestiegener Immobilienwerte
um 15%.
Von der herausfordernden Gemengelage dürften vor allem die großen
Rückversicherer am Ende profitieren. Sie können ihr gesamtes Know-how, was
Risikomodellierung angeht, in die Waagschale werfen und zehren außerdem von
ihrer auch trotz Kapitalmarktschwankungen noch komfortablen Kapitalausstattung.
Dabei sind sie diversifiziert genug, um unvorhergesehene Belastungen in
einzelnen Märkten, die in Zeiten so großer Umwälzungen wahrscheinlicher werden,
abfedern zu können. Die großen Player dürften voraussichtlich auch aus dem
Rückzug von Konkurrenten vor allem aus dem katastrophengeplagten US-Markt
Kapital schlagen können. Denn knappe Kapazitäten treiben Preise.
Hoffnungen liegen auch auf dem Segment von alternativem
Rückversicherungskapital. Dessen Volumen hält sich derzeit immerhin stabil bei
knapp 100 Mrd. Dollar. Angesichts der Preissprünge in der traditionellen
Rückversicherung könnte jetzt der Blick mancher Marktteilnehmer wieder stärker
auf diesen Markt gerichtet werden. Doch auch hier wollen die Investoren
risikoadäquate und damit deutlich höhere Renditen als in der Vergangenheit
sehen. So werden auch hier die Kapazitäten nicht in den Himmel wachsen - ein
weiteres Argument, das die Karten für die großen traditionellen Rückversicherer
im Glücksspielparadies Monaco verbessert.
Die Investoren sehen das augenscheinlich auch so. So haben die deutschen
Branchenschwergewichte Munich Re und Hannover Rück den Dax in den vergangenen
Wochen klar outperformt. Die Rückversicherer präsentieren sich als
selbstbewusste und erfahrene Krisenmanager. Und der Kapitalmarkt schenkt ihnen
Vertrauen. Eine Ausnahme ist die Scor: Sie muss nach dem Halbjahresverlust erst
noch beweisen, dass sie auch in der Krise ordentlich performen kann.
(Börsen-Zeitung, 13.09.2022)
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