01.03.2022 20:29:38
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Rückkehr eines Albtraums, Kommentar zur Inflation von Mark Schrörs
Frankfurt (ots) - Die Inflation in Deutschland und in Euroland ist nicht nur
gekommen, um zu bleiben, wie es zuletzt stets so (un-)schön hieß. Sie ist
vielmehr geblieben, um jetzt noch weiter zu gehen, ergo: zu steigen. In
Deutschland ist die EU-harmonisierte Teuerungsrate im Februar auf 5,5 Prozent
geklettert. Im Euroraum dürfte es sogar noch näher an die 6-Prozent-Marke gehen.
Und das Schlimmste steht sicher noch bevor - nicht zuletzt wegen des
schrecklichen Ukraine-Kriegs.
Längst hat die Inflation Niveaus erreicht, die nicht nur viele Menschen vor
ganz existenzielle Probleme stellen und über eine sinkende Kaufkraft der
Verbraucher sowie steigende Kosten für Unternehmen zu einem zentralen
Konjunkturrisiko geworden sind. Fast noch schlimmer ist, dass der Preisdruck
immer mehr an Breite gewinnt und sich somit abzeichnet, dass die Teuerung sehr
viel länger sehr viel höher bleiben wird als lange gedacht. In Deutschland
könnten es 2022 5 Prozent oder sogar 6 Prozent werden - wohlgemerkt: im
Jahresmittel. Die Zeit, die Inflation zu verharmlosen, ist endgültig vorbei.
Inzwischen scheint sogar nicht mehr ausgeschlossen, dass ein makroökonomischer
Albtraum vor einer Rückkehr steht: eine Stagflation wie in den 1970er Jahren,
also ein Gleichklang aus stagnierender Wirtschaft und hoher Inflation. Dass
selbst EZB-Granden das nun nicht mehr ausschließen, spricht Bände. Neben dem
fürchterlichen menschlichen Leid und den (geo-)politischen Risiken sind es auch
solche Schreckensszenarien für die globale Wirtschaft, die erfordern, wirklich
alles Mögliche für ein möglichst rasches Ende des Ukraine-Kriegs zu tun.
Für die Europäische Zentralbank (EZB) verschärft sich die ohnehin diffizile Lage
noch einmal erheblich: Der Krieg erfordert Vorsicht bei der avisierten
Normalisierung der Geldpolitik. Die Euro-Hüter dürfen aber auch die rekordhohe
Inflation nicht ignorieren und den Ausstieg nicht ganz aus den Augen verlieren.
So wenig die EZB gegen steigende Energiepreise auszurichten vermag, so sehr ist
es mittelfristig ihre ureigenste Aufgabe zu verhindern, dass sich die Inflation
weiter verfestigt. Gegen die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale braucht es klare
EZB-Signale.
Kurzfristig ist aber vor allem die Politik gefragt. Preiskontrollen, wie sie
mancher fordert, sind keine Lösung. Im Fall Deutschlands aber muss die
Bundesregierung die Bürger vor allem von den geradezu explodierenden
Energiekosten entlasten. Es geht etwa um sinkende Steuern und Abgaben oder
gezielte Finanzhilfen. Das jüngste "Entlastungspaket" war richtig. Spätestens
mit dem Ukraine-Krieg ist aber klar, dass das nicht reicht. Berlin muss da
schnellstmöglich nachlegen.
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