19.07.2021 20:29:39
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In Deckung, Kommentar zum Aktienmarkt von Christopher Kalbhenn
Frankfurt (ots) - Die mit Spannung erwartete Quartalsberichtssaison, für die
extrem hohe Gewinnwachstumsraten prognostiziert werden, rückt an den
Aktienmärkten schon in den Hintergrund. Denn kurz nach ihrem Start schüren die
Ausbreitung der Delta-Variante und der Anstieg der Corona-Infektionen in allen
drei Zeitzonen verstärkt Befürchtungen über Lockdowns, die die Erholung der
Weltwirtschaft gefährden könnten.
Nun ist das an sich kein neues Thema. Bereits seit längerem bremsen die
Pandemierisiken die Aktienmärkte ab und bescheren ihnen Handelstage mit
Kursverlusten. Doch die Marktentwicklung vom Montag hat eine neue Qualität. Sie
lässt eine deutlich gesteigerte Nervosität der Anleger erkennen. Ablesbar ist
dies an den Volatilitätsindizes, die ein Indikator für Anlegerangst sind und
einen gewaltigen Sprung nach oben machten. Es kann daher nicht ausgeschlossen
werden, dass da noch mehr kommt und der Dax, der erst am zurückliegenden
Mittwoch auf einen Rekord von 15881 Zählern gestiegen war, auch noch unter die
Schwelle von 15000 Zählern fällt.
Von ausgesprochener Panik sind die Finanzmärkte weit entfernt. Aber: Angesichts
der steigenden Pandemierisiken springen die Anleger in Deckung und machen ihre
Portfolien wetterfester. Während Risiko-Assets wie Aktien, insbesondere
zyklische und wenig verwunderlich Reisetitel, abgegeben werden, greifen die
Investoren zu als sicher geltenden Anlageformen wie Staatsanleihen. Die laufende
Verzinsung des zehnjährigen amerikanischen Staatstitels sank am Montag um nicht
weniger als 10 Stellen und erreichte den tiefsten Stand seit dem 11. Februar.
Das Ende des Bullenmarktes auszurufen, wäre allerdings verfrüht. Schließlich
schreiten die Impfkampagnen, die der Schlüssel für die Wiedereröffnung sind,
voran, wenn auch mit teilweise vermindertem Tempo. Die Erholung der
Weltwirtschaft würde erst dann ernsthaft in Gefahr geraten, wenn die Impfstoffe,
etwa durch neue Corona-Varianten, unwirksam würden. Dafür liegen derzeit aber
keine Informationen vor, die eine sehr weitgehende Abkehr vom Aktienmarkt
rechtfertigen würden.
Es spricht daher einiges dafür, dass die Investoren wieder aus der Deckung
herauskommen werden, um die Marktschwäche als Einstiegsgelegenheit zu nutzen.
Nicht zuletzt hat sich der Mangel an Alternativen zu Aktien wieder verschärft,
denn zehnjährige Bundesanleihen mit einer Verzinsung von etwa minus 0,4 Prozent
sind nicht gerade prickelnd.
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