31.01.2022 20:26:38
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Im Deal-Fieber, Kommentar zum Immobiliensektor von Helmut Kipp
Frankfurt (ots) - Bei den Firmenübernahmen im Immobiliensektor ragt ohne Frage
der Zusammenschluss der beiden Wohnungsriesen Vonovia und Deutsche Wohnen
heraus. Doch auch unterhalb der Kategorie der Megadeals tut sich auffällig viel.
Aktuelle Beispiele sind der Erwerb des Büroimmobilienkonzerns Alstria durch den
Investor Brookfield, die Akquisition von Deutsche Industrie Reit durch die
niederländische CTP und die Übernahmeofferte von CPI Property Group für die
österreichische Immofinanz, die in Büro- und Einzelhandelsobjekte investiert.
Auch im nicht-börsennotierten Bereich bewegt sich das Deal-Volumen auf sehr
hohem Niveau. Das gesamte Transaktionsgeschäft am deutschen gewerblichen
Immobilienmarkt hat im vergangenen Jahr erstmals die Marke von 100 Mrd. Euro
durchstoßen.
Mit der geplanten Mehrheitsübernahme von VIB Vermögen durch den
Gewerbeimmobilienkonzern DIC Asset kommt nun eine weitere Transaktion hinzu. Der
Erwerb ist insofern bemerkenswert, weil das - gemessen an der aktuellen
Börsenkapitalisierung - kleinere Unternehmen das größere übernimmt. Darüber
hinaus unterstreicht das Kaufangebot die Attraktivität von Logistikimmobilien,
die aufgrund des ungebrochenen Wachstums des E-Commerce besonders hoch im Kurs
stehen. Das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass die VIB-Aktie über Monate steil
in die Höhe geklettert ist. Sie notiert weit über dem inneren Wert, so dass DIC
rund das Doppelte des ausgewiesenen Nettovermögenswerts bietet - und trotzdem
den vorangegangenen Schlusskurs nur um 4 Prozent übertrifft.
Die jüngste Übernahmewelle hat nicht nur mit dem nach wie vor ansprechenden
Rendite-Risiko-Profil von Immobilieninvestments und dem Mangel an attraktiveren
Anlagealternativen zu tun, sondern auch mit dem Zinsumfeld. Fast scheint es, als
wollten die Käufer partout die noch immer extrem niedrigen Zinsen nutzen, bevor
die Finanzierungskosten nach oben drehen und Akquisitionen signifikant teurer
werden. Die US-Notenbank Fed läutet bereits einen Kurswechsel ein, und auch die
Europäische Zentralbank muss diesem Trend über kurz oder lang Rechnung tragen.
Dafür spricht der zunehmende Inflationsdruck - in Deutschland sind die
Verbraucherpreise zuletzt nach vorläufigen Angaben um 4,9 Prozent geklettert.
Mit dem veränderten Zinsumfeld schwindet der Rückenwind für Immobilienkäufer.
Nicht nur der Zinsaufwand würde steigen. Auch käme der abgezinste Cash-flow aus
der Vermietung unter Druck. Das schmälert die Spielräume für Höherbewertungen.
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