14.06.2022 20:48:38
|
OTS: Börsen-Zeitung / Donohoes Debakel, Kommentar zur Bankenunion von Andreas ...
Donohoes Debakel, Kommentar zur Bankenunion von Andreas Heitker
Frankfurt (ots) - Die europäischen Staats- und Regierungschefs haben ihre
Finanzminister schon mehrfach aufgefordert, einen Arbeitsplan zur Vollendung der
Bankenunion vorzulegen - zuletzt mit nahezu wortgleichen Erklärungen im Juni und
Dezember 2021. Wenn sich die Chefs Ende nächster Woche zum nächsten Euro-Gipfel
in Brüssel zusammenfinden, wird der Präsident der Eurogruppe, Paschal Donohoe,
der an dem Treffen ebenfalls teilnehmen wird, aber erneut mit leeren Händen
dastehen. Trotz des großen Engagements, das der Ire seit seinem Amtsantritt vor
zwei Jahren beim Thema Bankenunion an den Tag gelegt hat, ist es auch ihm bis
heute nicht gelungen, den gordischen Knoten zu durchtrennen.
Donohoe hatte eine Paketlösung versucht, bei der die verschiedenen Knackpunkte
der Bankenunion entsprechend der unterschiedlichen Interessen ausbalanciert
werden sollten: Da ging es auf der einen Seite um den Sparerschutz und die
Einführung einer europäischen Einlagensicherung, auf der anderen Seite um den
Umgang mit Staatsanleihen in den Bankbilanzen. Da ging es um einen
überarbeiteten Krisenmechanismus für Banken einschließlich klarerer
Abwicklungsregeln sowie um einen wirklichen europäischen Finanzbinnenmarkt und
die Regeln für ausländische Banken in den jeweils nationalen Märkten.
Offensichtlich waren dies zu viele Probleme auf einmal. An einer Verknüpfung ist
jetzt auch Donohoe gescheitert.
Die lange Verhandlungsnacht der Euro-Finanzminister am Donnerstag in Luxemburg
fällt also aus, weil die Widerstände aus den Mitgliedstaaten - auch aus
Deutschland - immer noch zu groß sind. Braucht es wirklich immer erst ernsthafte
Krisen, bevor nationale Interessen zugunsten von europäischen
Integrationsschritten zurückgestellt werden?
Die Vollendung der Bankenunion und eine gut funktionierende Kapitalmarktunion
spielen nach Einschätzung der EU-Staats- und Regierungschefs doch "eine
Schlüsselrolle, um ein stabiles Finanzsystem zu gewährleisten, die
Wettbewerbsfähigkeit der EU zu fördern und die für den grünen und den digitalen
Wandel erforderliche Finanzierung zu steuern, womit die Grundlage für den
Wohlstand Europas in den kommenden Jahrzehnten geschaffen wird". Dies ist eine
der zentralen Aussagen aus der Erklärung des Euro-Gipfels vom Dezember. Wenn
dies stimmt, ist es umso trauriger, dass das Projekt Bankenunion jetzt vorerst
beerdigt wird. Donohoe dürfte nach diesem Debakel wohl nicht länger bereit sein,
den Sisyphos zu spielen.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069-2732-0
www.boersen-zeitung.de
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/30377/5248545
OTS: Börsen-Zeitung
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!