30.07.2021 20:30:38

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Die Lockerheit der Fed, ein Marktkommentar von Kai Johannsen

Frankfurt (ots) - Die US-Notenbank Fed bleibt erst mal locker. Die

US-Wäh­rungshüter um Chef Jerome Powell ließen auf ihrer Sitzung des

Fed-Offenmarktausschusses die Leitzinsen unverändert und einigten sich darauf,

die Bondkäufe in den nächsten Monaten fortzuführen. Zwar wurde auf der Sitzung

auch über ein mögliches Zurückfahren der Wertpapierkäufe - ein sogenanntes

Tapering - gesprochen, konkrete Beschlüsse über Zeitpunkt, Umfang und Art und

Weise des Tapering wurden aber nicht gefasst. Mancher im Markt hatte in dieser

Hinsicht schon auf dieser Sitzung mit etwas deutlicheren Hinweisen gerechnet. In

der ersten Reaktion verflachte sich die US-Zinskurve im Bereich der Laufzeiten

von zwei bis zehn Jahren, auch wenn dies mit einer Größenordnung von ein bis

zwei Basispunkten recht überschaubar war. Eine Verflachung der Zinskurve gilt

tendenziell als ein wirtschaftliches Schwächesignal, das der Bondmarkt für die

Zukunft abgibt.

Damit bleibt erst einmal alles beim Alten. Die Fed wird damit wie die

Europäische Zentralbank auch die Geldschleusen offen halten und monatlich weiter

120 Mrd. Dollar in die Anleihemärkte pumpen - 80 Mrd. Dollar in die

US-Staatsanleihen (US-Treasuries) und 40 Mrd. Dollar in hypothekenbesicherte

Wertpapiere (Mortgage-Backed Securities, MBS). Ihre derzeitige akkommodierende

Geldpolitik wollen die US-Notenbanker einerseits so lange aufrechterhalten, bis

erhebliche Fortschritte am US-Arbeitsmarkt - also Vollbeschäftigung - realisiert

sind und andererseits die Inflation das Niveau von 2 Prozent erreicht hat sowie

die Aussicht besteht, dass die Teuerung in den Vereinigten Staaten eine Zeit

lang moderat über diesem Wert liegen wird. Zudem sollen die

Inflationserwartungen auf diesem 2-Prozent-Level gut verankert sein. Dies sind

aus Sicht der Fed zentrale Eckpunkte.

Das lässt natürlich genügend Spielraum, letzten Endes wieder nicht zu handeln

und den ersten Zinsschritt bzw. das Tapering immer weiter zu verschieben - so

wie man es aus der Vergangenheit kennt. Es ist ja letztendlich die Fed, die

entscheidet, ob der Arbeitsmarkt sich in einer ausreichend robusten Verfassung

befindet. In puncto Inflation geht die Fed wie auch die EZB davon aus, dass es

sich bei den Teuerungsschüben nur um ein vorübergehendes Phänomen, aber eben

nicht um dauerhafte Preisgefahren mit Lohn-Preis-Spiralen handelt, die zum

Eingreifen zwingen. Hinzu kommt, dass die Fed erst sehen will, dass die

Inflationsrate dann für eine Zeit lang moderat oberhalb von 2 Prozent liegen

wird - auch das lässt Raum für eigene Interpretationen und etwaige Handlungen

bzw. Nichthandeln.

Das werden aber nicht die einzigen Faktoren sein, die die Fed - wenn es denn mal

so weit ist - in ihr Entscheidungsgefüge mit ­einbezieht. Da sind zum Beispiel

auch noch die Schwellenländer. Sollte die Fed einmal aus der lockeren

Geldpolitik aussteigen wollen, könnten zinsinduzierte Kapitalabflüsse diesen

Ländern erheblich zu schaffen machen. Da diese Länder es sein werden, die unter

der Pandemie auch in wirtschaftlicher Hinsicht heftiger leiden werden als

andere, wird sich die Fed wohl auch dieses Mal - ähnlich wie nach der

Finanzkrise - genau überlegen, ob das dann schon der richtige Zeitpunkt für

einen Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik ist. Da die Fed als zögerlich

bekannt ist, lässt sich eine Tendenz zur zu erwartenden Entscheidung recht

schnell ableiten.

Bleibt natürlich noch die Pandemie selbst und ihre wirtschaftlichen

Auswirkungen. Zwar laufen international die Impfprogramme, aber keiner kann

heute sagen, wie heftig eine mögliche vierte Welle eines mutierten

Covid-19-Virus Gesellschaft und Wirtschaft schlussendlich treffen würde. Das

muss abgewartet werden. Im schlimmsten Fall - also hohe Infektionszahlen,

neuerliche Lockdowns und damit erhebliche erneute internationale wirtschaftliche

Beeinträchtigungen, die dann auch die US-Volkswirtschaft empfindlich treffen

könnten - hat sich die Frage nach dem Ausstieg eventuell in ein paar Wochen

schon von selbst beantwortet. Zu hoffen ist das natürlich nicht, aber

auszuschließen eben auch nicht. Das wäre dann auch verbunden mit

Inflationsrückgängen, schwachen Wachstumszahlen und negativen

Wirtschaftserwartungen. Der Bondmarkt würde das mit niedrigen Renditen

quittieren. Die Aktienmärkte könnten heftige Rückschläge erleben, der Dollar

geschwächt werden. In den nächsten Wochen zeigt sich somit, ob die Fed in naher

Zukunft überhaupt noch von Tapering sprechen kann.

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