10.08.2021 18:49:38

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Der Hohn der Märkte / Kommentar zur Entwicklung der Immobilienpreise

von Jan Schrader.

Frankfurt/M. (ots) - Erfolg in der Kapitalanlage ist scheinbar leicht: Man muss

es nämlich einfach nur fertigbringen, zur richtigen Zeit in die richtigen

Vermögenswerte zu investieren! Am Immobilienmarkt wäre der Erfolg nahezu sicher

gewesen, wenn man nur früh genug die Finger von Büroobjekten und erst recht von

Einzelhandelsimmobilien gelassen hätte - und stattdessen früh das Potenzial der

Wohnhäuser gesehen hätte. Der Vorteil in der Kapitalanlage wäre binnen kurzer

Zeit immens gewesen, denn seit Beginn der Coronakrise haben Mehrfamilienhäuser,

mit denen auch große Investoren gerne ihre Portfolios schmücken, um mehr als ein

Zehntel an Wert gewonnen, während Büroobjekte nach Jahren des Booms an der

Nullmarke entlangkrebsen und Einzelhandelsobjekte tiefer und tiefer absacken.

Natürlich wäre dieser Erfolg nicht leicht, sondern durch Zufall verdient

gewesen, denn Marktumbrüche dieser Art sind freilich nicht vorhersehbar. Aber

fachsimpeln kann über diese Entwicklung fast jeder, denn rückblickend ergibt

wieder einmal alles Sinn: Seit Beginn der Coronakrise haben die Notenbanken eine

Zinswende auf ewig verschoben, die Bauzinsen haben zwischenzeitig ein neues Tief

erreicht, die Menschen sitzen mangels Konsummöglichkeiten auf viel Geld und die

Banken und Sparkassen erheben auf große Bestände auch noch ihr "Verwahrentgelt".

Es ist kein Wunder, dass mehr Menschen ihr Geld in eine Wohnimmobilie stecken.

Und die Misere der Büros und Einzelhandelsobjekte wiederum lässt sich treffend

mit den Schlagworten "Homeoffice" und "Onlinehandel" beschreiben, auch das ist -

rückblickend - glasklar. Nur hilft die Beschreibung der Vergangenheit für

künftige Entscheidungen leider kaum weiter. Sobald sich ein Phänomen

manifestiert, ist es oft genug auch schon in den Preisen enthalten. Auf ewig

hintenan - das ist der Hohn der Märkte.

Es mutet daher merkwürdig an, wenn Investoren nun erklären, Wohnimmobilien

stärker zukaufen zu wollen. Den schon erfolgten Rekord im Preiszuwachs sparen

sie jedenfalls nicht mehr ein, und ob Wohnobjekte auch in Zukunft so erfolgreich

sind, weiß niemand. Eine Prognose zu den Segmenten wäre gewagt, auch die

Marktstatistiker des Pfandbriefbankenverbands VDP halten sich zurück. Immerhin

muss ein Investor nicht jeden Spott hinnehmen: Er kann mittels breiter Streuung

die schlimmstmöglichen Verluste umgehen. Schwache Marktphase hin oder her, Büros

und Einzelhandelsobjekte haben in einem Immobilienportfolio auch künftig einen

Platz verdient.

(Börsen-Zeitung, 11.08.2021)

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