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01.12.2015 20:56:39

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Börsen-Zeitung: Zwei Blaupausen, Kommentar zu RWE von Andreas Heitker

Frankfurt (ots) - Nahezu auf den Tag genau ein Jahr nachdem Eon

die Aufspaltung verkündet hat, zieht Konkurrent RWE nach. Auch wenn

Vorstandschef Peter Terium es entrüstet von sich weist, dass hier

Blaupausen vom Wettbewerber kopiert werden, so sind doch zumindest

die Marktanalysen in beiden Häusern deckungsgleich: Das

konventionelle Kraftwerksgeschäft und der dazu gehörende

Energiehandel passen nicht mehr zu erneuerbaren Energien, zum

Vertriebs- und Netzgeschäft.

Beide Teilgeschäfte bilden mittlerweile völlig unterschiedliche

Märkte mit unterschiedlichen Wachstumsoptionen, die unterschiedliche

Strategien erfordern und unterschiedliche Investoren anziehen. Ebenso

wie Eon sortiert RWE die Geschäfte nun nach diesen beiden

Energiewelten. Nur spalten die Essener die Teile nicht komplett

voneinander ab, wie es Eon plant, sondern gliedert Wachstumsgeschäfte

aus und öffnet sie für Investoren.

So schafft sich RWE einen neuen Zugang zu Kapital für

Wachstumsinvestitionen, das in jüngster Zeit so bitter gefehlt hat.

Und mit dieser Konstruktion vermeidet der Konzern zugleich den Fehler

von Eon, öffentlich den Eindruck zu erwecken, Verantwortung und

Kosten für den Atomausstieg über eine Bad Bank den Steuerzahlern

aufdrücken zu wollen.

RWE hat sich mit dieser Neuorganisation lange gequält, was an den

Märkten in den vergangenen Monaten immer wieder für Verunsicherungen

sorgte. Im August wurde schließlich eine unausgegorene Strukturreform

verkündet, die niemanden so recht zufriedengestellt hat. Natürlich

waren die Bündelung der vielen deutschen Töchter und die schlankeren

Entscheidungswege richtige Schritte. Doch jedem Investor war bewusst,

dass dies nicht alles gewesen sein konnte. Und innerhalb des Konzerns

war zugleich völlig unklar, wie die groß verkündeten neuen

Steuerungsmodelle in der Praxis überhaupt aussehen sollten.

Ob die Düsseldorfer oder die Essener Blaupause langfristig

erfolgreicher sein wird, ist längst noch nicht entschieden. Erstmals

seit langer Zeit sieht es aber so aus, als habe RWE nun eine Antwort

auf die Herausforderungen der Energiewende gefunden und das Heft des

Handelns wieder in der Hand.

Eines ist aber auch klar: Der Name Eon steht künftig für die

Zukunftsgeschäfte rund um Erneuerbare, Netz und Vertrieb. Mit dem

Namen RWE wird man dagegen das Zeitalter der Großkraftwerke und damit

die Vergangenheit assoziieren. Zukunft wird bei RWE künftig einen

neuen Namen tragen.

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Telefon: 069--2732-0

www.boersen-zeitung.de

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