03.05.2016 20:50:39

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Börsen-Zeitung: Wenn's am schönsten ist, Kommentar zur Commerzbank von

Bernd Neubacher

Frankfurt (ots) - Nein, es lief nicht alles glatt in der am

Samstag vergangener Woche beendeten Amtszeit Martin Blessings als

Commerzbank-Chef. Das Timing seines Abschieds aber ist perfekt - wie

der Volksmund weiß, soll man aufhören, wenn's am schönsten ist.

Empfahl sich Blessing auf der Bilanzpressekonferenz Mitte Februar

noch mit einem auf gut 1 Mrd. Euro vervierfachten Konzernüberschuss

2015, so ist spätestens seit dem Bericht zum Startquartal am

gestrigen Dienstag jedermann klar, was auf seinen Nachfolger Martin

Zielke zukommt: die Verantwortung für die Führung einer

einlagenträchtigen Bank, in deren Ergebnis die Folgen der Geldpolitik

zusehends zu Buche schlagen. Spielen dann nicht wenigstens die Märkte

mit, resultiert daraus ein Quartal, in dem nur eine von vier

operativen Sparten, und diese auch nur dank eines Einmaleffekts, ihr

Betriebsergebnis verbessert hat.

Berichte über breit angelegte Aktiengeschäfte um

Dividendenstichtage, die das Bundesfinanzministerium "illegitim"

nennt, dürften derweil kaum geeignet sein, das Verhältnis zum

Großaktionär Bund entspannter zu gestalten oder Zielke politische

Rückendeckung zu verschaffen, so er sie einmal benötigen sollte. Sein

Start könnte daher haariger kaum sein, und man darf davon ausgehen,

dass ihn der Aufsichtsrat eben deshalb zu Blessings Nachfolger kürte.

Schließlich hat Zielke doch schon bei der Restrukturierung des

Privatkundengeschäfts viele Skeptiker widerlegt.

Die Effekte von Null- und Negativzinsen allerdings werden sich mit

einer reinen Wachstumsstrategie kaum meistern lassen. Wenn also der

Neue an der Spitze demnächst seine Strategie für die kommenden Jahre

präsentierten wird, dürfte klar werden: Die Bank, die "stetiges

Kostenmanagement" schon vor Jahren zu einem "zentralen Bestandteil"

der Strategie erklärte, muss sämtlichen Aufwand abermals mit noch

spitzerem Stift durchrechnen, auch wenn allenfalls die Konsolidierung

der IT noch nennenswert Sparpotenzial eröffnet.

Nach einem Startquartal, in welchem ein geldpolitisch induzierter

Ertragsrückgang die Kosten-Ertrags-Relation binnen Jahresfrist von

70% auf 82% gehievt und die Eigenkapitalrendite aufs Konzernergebnis

von 6,6% auf 2,8% gedrückt hat, gebietet dies die Logik des

Dreisatzes. Für die leidgeprüften Aktionäre, denen die Bank jüngst

erstmals seit der Finanzkrise eine Mini-Dividende von 20 Cent je

Aktie zahlte, bedeutet dies: Ihnen winken bis auf Weiteres, wenn

überhaupt, nur solch homöopathisch wirkende Ausschüttungen.

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