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22.09.2014 20:26:48

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Börsen-Zeitung: Wenn schon, denn schon, Kommentar zu Merck von Peter

Olsen

Frankfurt (ots) - Karl-Ludwig Kley liebt den großen Auftritt. Seit

Monaten wird er nicht müde zu betonen, dass der von ihm geführte

Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck nach erfolgreicher

Restrukturierung wieder auf ertragreichen Wachstumskurs geht -

organisch und mit Zukäufen. "Wir sind in der Lage, ambitionierte

Schritte zu tun", kündigte Kley auf der Hauptversammlung im Mai an.

Und Merck liefert. Im Juli konnte der Kauf der britischen AZ

Electronic Materials für knapp 2 Mrd. Euro abgeschlossen werden.

Jetzt lässt das Darmstädter Familienunternehmen umgerechnet 13,1 Mrd.

Euro für den US-Laborausrüster Sigma-Aldrich in bar springen, ganz

nach dem Motto "Wenn schon, denn schon".

Die Investoren jubeln, wie die Hausse des Dax-Wertes zu

Wochenbeginn zeigt. Das ist schon ungewöhnlich angesichts eines

Kaufpreises, der das 20-Fache des operativen Ergebnisses von

Sigma-Aldrich ausmacht. Aber die Anleger haben umgehend registriert,

dass Merck zur Finanzierung des Deals nicht an eine verwässernde

Kapitalerhöhung denkt, die angekündigten Gewinnsteigerungen aus den

erklecklichen Synergien also potenziell wertsteigernd sind. Das wird

auch den Familiengesellschaftern gefallen, denen das Unternehmen zu

70% gehört.

Zudem hat Merck in den vergangenen Jahren bei Investoren genügend

Vertrauenskapital aufgebaut, dass auch der bisher größte Firmenkauf

in der Geschichte des Unternehmens rasch verdaut sein wird. Das hat

Merck schon nach der 10,3 Mrd. Euro teuren Übernahme der Schweizer

Serono im Jahr 2006 bewiesen.

Für 2013 war nur noch eine Nettoverschuldung von 307 Mill. Euro

gezeigt worden, die AZ-Akquise trieb diese zur Jahresmitte auf 2,2

Mrd. Euro. Für Sigma-Aldrich dürften noch einmal 4 Mrd. Euro Kredite

dazukommen. Dass mit diesem kräftigen Anstieg der Verschuldung das

komfortable Investment-Grade-Rating ("A" bei S&P, "A3" bei Moody's)

etwas leiden wird, dürfte ein vorübergehender Makel sein.

Denn Kley und der neue Finanzchef Marcus Kuhnert lassen keinen

Zweifel daran, dass die Darmstädter ihre starke Ertragslage und den

hohen Cash-flow dafür einsetzen wollen, den Verschuldungsgrad rasch

wieder nach unten zu bekommen. Klar ist aber auch, dass selbst Merck

nicht alle Jahre einen solch großen Schluck aus der Pulle nehmen

kann. Das Unternehmen wird auf Sicht zur Stärkung seiner regionalen

Präsenz für die einzelnen Sparten zwar weiter selektiv zukaufen, aber

in deutlich bescheideneren Dimensionen.

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