29.10.2014 20:50:47
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Börsen-Zeitung: Versumpft, Kommentar zur Deutschen Bank von Silke
Stoltenberg
Frankfurt (ots) - Mit einer fetten Bleikugel beschwert steckt die
Deutsche Bank tief im Sumpf der Vergangenheit von Finanzkrise und
Bankskandalen. Dies erstickt nicht nur operative Erfolge im Keim,
sondern belastet auch über Gebühr den Vorstand, der dadurch die
strategischen Herausforderungen der Zukunft wie die Digitalisierung
nur lahm anpacken kann. Zumal die Führungsetage immer wieder mit
Vorwürfen konfrontiert wird, in die zahlreichen Rechtshändel, die von
der unendlichen Kirch-Geschichte, über Manipulationen von
Referenzwerten bis hin zu fragwürdigen Geschäften mit US-Hypotheken
reicht, verstrickt gewesen zu sein. Investoren und Anleger warten
bislang vergeblich darauf, dass ein Strich unter die Vergangenheit
gezogen werden kann.
Die Co-Vorstandsvorsitzenden Anshu Jain und Jürgen Fitschen
drücken ordentlich auf die Tube bei den Altlasten, das muss auch so
sein. Zudem soll ein Vorstandsumbau die Führung der Bank effizienter
machen. Doch der Sprung ans rettende Ufer ist damit noch lange nicht
geschafft, wenn es auch vorsichtige Hoffnungen gibt, dass das
Schlimmste in absehbarer Zeit hinter der Bank liegen könnte. Denkbar
ist, dass die Serie der Strafzahlungen und Entschädigungen in nicht
allzu ferner Zukunft ein Ende finden könnte. Dies setzt natürlich
voraus, dass nicht irgendwo auf der Welt noch weitere Rechtsverstöße
größeren Ausmaßes bekannt werden.
Jedenfalls ist erkennbar, dass es Jain und Fitschen bitterernst
damit ist, die schmerzhaften und reputationsschädigenden Scharmützel
mit Gerichten und Aufsichtsbehörden hinter sich zu bringen, um auf
Basis der Agenda "2015+" unbelastet im internationalen Wettbewerb in
die Offensive gehen zu können. Besser ein Ende mit Schrecken als ein
Schrecken ohne Ende.
Für das Bemühen, die Altlasten abzuhaken, spricht auch, dass die
Ressorts Recht und Finanzen im Vorstand in den nächsten Monaten neu
verteilt werden. Christian Sewing wird sich ausschließlich auf die
Rechtshändel konzentrieren, Marcus Schenck auf das Finanzressort. Die
Noch-Verantwortlichen für Recht und Finanzen, Stephan Leithner und
Stefan Krause, haben nicht nur arg viele Aufgaben. Sie waren zuletzt
auch in der Causa Kirch beziehungsweise wegen Kritik der US-Aufsicht
an den Bilanzierungsmethoden der Bank in Amerika in die Schusslinie
geraten.
Krause will seine Kraft nunmehr den strategischen Konzepten
widmen. Das tut auch not, warten Investoren und Analysten doch
händeringend darauf, dass sich die Deutsche Bank endlich am eigenen
Schopf aus dem Sumpf zieht und ihre operative Schlagkraft erhöht.
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