12.05.2016 20:56:39

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Börsen-Zeitung: Verlockende Einstiegschance, Kommentar zu Mitsubishi

Motors von Martin Fritz

Frankfurt (ots) - Die Konsolidierung von Japans Autoindustrie geht

in die nächste Runde: Nach der vollständigen Übernahme von Daihatsu

durch Toyota greift sich der Branchenzweite Nissan die

Kontrollmehrheit von Mitsubishi Motors. Das Engagement birgt nicht zu

unterschätzende Risiken: Der Autobauer der Mitsubishi-Gruppe hat

offenbar seit 1991 die Verbrauchswerte der meisten Japan-Modelle

geschönt. Die möglichen Strafzahlungen und Schadenersatz-Forderungen

werden bereits auf bis zu 1 Mrd. Euro geschätzt. Zudem drückt der

Vertrauensverlust in die Marke den Absatz in Japan. Doch die

Einstiegschance war für Nissan- und Renault-Chef Carlos Ghosn einfach

zu verlockend: preislich günstig und strategisch aussichtsreich.

Der japanische Renault-Partner ist in Asien nur in Japan und China

stark. Die Wiederbelebung der Traditionsmarke Datsun für

Schwellenmärkte wie Indien und Indonesien hat nicht richtig gezündet.

Dagegen ist Mitsubishi auf den Straßen von Südostasien vor allem mit

Geländewagen gut unterwegs. Die zweite Chance: Das bestehende Bündnis

für Kleinstwagen in Japan dürfte produktiver werden, weil die

Machtverhältnisse nun klar geregelt sind. Drittens gehören Mitsubishi

und Nissan beide zu den Elektroauto-Pionieren. Hier entstehen durch

Kooperationen bei Einkauf, Entwicklung und Fertigung wichtige

Synergien.

Damit hat der Nissan-Einstieg bei Mitsubishi deutlich größere

Erfolgschancen als das Engagement von Daimler-Chrysler in Japan zur

Jahrtausendwende. Die Stuttgarter hatten damals ebenfalls 34% von

Mitsubishi für eine ähnliche Summe gekauft. Aber der damaligen

Daimler-Chrysler ging es nur um den Aufbau einer "Welt AG". Dafür

wollte man auch in Japan vertreten sein, wo aber nur noch eine marode

Mitsubishi auf der Resterampe stand. Der unrühmliche Ausstieg unter

hohem Verlust fünf Jahre später nach einem Skandal mit verschwiegenen

Mängeln kam wenig überraschend. Nie hatte man eine richtige

Verwendung für die Japan-Beteiligung gefunden.

Davon kann diesmal keine Rede sein. Ghosn hat womöglich schon

länger auf die Chance gewartet, sich bei Mitsubishi ans Steuer zu

setzen. Die Manipulation der Verbrauchswerte wurde von

Nissan-Ingenieuren aufgedeckt. Nur drei Wochen später ist der

Einstieg vollzogen. Die neue Allianz aus Nissan, Renault, der

russischen Avtovaz und nun Mitsubishi fährt mit einem Jahresabsatz

von 9,5 Millionen Fahrzeugen dicht zu den großen drei Toyota,

Volkswagen und General Motors auf. Dort wollte Ghosn schon lange hin.

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