29.05.2018 20:46:40

OTS: Börsen-Zeitung / Börsen-Zeitung: Unbedenklich / Kommentar von Joachim ...

Börsen-Zeitung: Unbedenklich / Kommentar von Joachim Herr zum Verkauf

des Autozulieferers Grammer an die Chinesen

Frankfurt (ots) - Der Oberpfälzer Autozulieferer Grammer wird

aller Voraussicht nach das nächste deutsche Unternehmen, das unter

chinesische Kontrolle kommt. Überraschend ist die am Dienstag

angekündigte Übernahmeofferte nicht. Schließlich besitzt Ningbo

Jifeng schon gut ein Viertel der Aktien. Dass die Chinesen auf ihrem

Weg zu "Made in China 2025" Gelegenheiten wie in der bayerischen

Provinz am Schopfe packen, liegt auf der Hand. Für ihre Strategie,

die Industrie zu stärken, spielt die Autobranche samt Zulieferern

eine zentrale Rolle.

Gegen eine Übernahmeofferte für Grammer ist wohl wie im

Unternehmen auch in der Politik kaum mit Widerstand zu rechnen. Im

Fall des Industrieroboterherstellers Kuka in Augsburg und des

Kunststoffmaschinenproduzenten KraussMaffei in München empfing

zumindest das Management die neuen Eigentümer aus China mit offenen

Armen.

Manche Politiker befürchteten allerdings den Ausverkauf der

deutschen Hightech-Industrie nach Asien. Die Abwehrstrategie des

damaligen Bundeswirtschaftsministers Sigmar Gabriel, eine Übernahme

von Kuka zu verhindern, lief ins Leere. Später wurde der Verkauf der

von Osram ausgegliederten Lampensparte Ledvance einer vertieften

Investitionsprüfung nach dem Außenwirtschaftsgesetz unterzogen. Diese

endete wenig überraschend mit einer Unbedenklichkeitsbescheinigung.

Das ganze Verfahren wirkte eher wie Aktionismus und weniger wie ein

berechtigtes Vorgehen.

Im Fall von Grammer braucht es keine Bescheinigung. Das

Unternehmen produziert Sitze für Lkw, Busse, Land- und Baumaschinen

sowie Kopfstützen, Armlehnen und Mittelkonsolen für Pkw. Hightech ist

etwas anderes. Eine Übernahme erscheint auf den ersten Blick

unbedenklich - auch nach dem Außenwirtschaftsgesetz: Weder

wesentliche Sicherheitsinteressen noch ein Grundinteresse der

Gesellschaft wären bedroht.

Bleibt die Frage nach den Arbeitsplätzen. Eine

Investorenvereinbarung gibt allenfalls für einige Jahre eine

Garantie. Midea, der neue Eigentümer von Kuka, hat sich zum Beispiel

bis Ende 2023 dazu verpflichtet. Anders Ledvance: Hier wurden schon

wenige Monate nach dem Verkauf an MLS tiefe Einschnitte angekündigt.

Aber auch der alte Eigentümer Osram würde in dem schrumpfenden

Geschäft mit Glühlampen eine Restrukturierungsrunde nach der anderen

durchziehen. Unternehmen müssen sich dem Wettbewerb und dem

Strukturwandel von Branchen stellen - ob mit oder ohne Chinesen.

(Börsen-Zeitung, 30.05.2018)

OTS: Börsen-Zeitung

newsroom: http://www.presseportal.de/nr/30377

newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung

Redaktion

Telefon: 069--2732-0

www.boersen-zeitung.de

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!