01.10.2015 20:36:42

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Börsen-Zeitung: Umfeld ist immer, Kommentar zu Börsengängen von

Walther Becker

Frankfurt (ots) - Scout24 kann eine Erfolgsanzeige schalten, für

Covestro stimmt die Chemie nur mit Discount, Hapag-Lloyd ist in

schwieriges Fahrwasser geraten; Investoren interessieren sich für den

VW-Konzern, weniger für den Zulieferer Schaeffler und Xella kann noch

an ihrer Story bauen. Es ist ein heißer Herbst am Markt für

Börsengänge - doch anders als gedacht. Es sieht eher nach Stürmen

denn einem goldenen Oktober aus.

Zwar steht eine Schlange von Aspiranten vor der Börsenpforte, um

das relativ enge Zeitfenster für ein Initial Public Offering (IPO) zu

nutzen. Doch der Start der Saison mit milliardenschweren

Transaktionen ist holprig. Und einige Kandidaten, die - das passende

Umfeld vorausgesetzt - nur noch aufs Knöpfchen drücken müssen, warten

ab. Sie sind in den Sog einer Gemengelage geraten, für die China, die

US-Notenbank, der Volkswagen-Skandal und die Kapitalerhöhung des

Rohstoffriesen Glencore stehen, die für Investoren zum

milliardenschweren Schuss in den Ofen wurde und Sorgen über die

Entwicklung der Commodity-Preise nährt. Diese Faktoren führten und

führen zu einer deutlich gestiegenen Volatilität, die bekanntlich

Gift für Emissionen ist.

Für Covestro kommen die Gewinnwarnung des US-Rivalen Huntsman

hinzu und eine Abschwächung des BASF-Kurses. Dies hat dazu geführt,

dass gelisteten Vergleichsunternehmen am unteren Ende der

Bewertungsspanne von Covestro handeln - auf dieser Basis ist der

Investorenappetit minimal gewesen. Bayer, die raus aus dem

Kunststoffgeschäft will, hat nicht lange gefackelt und sowohl die

neuen Aktien der Tochter verbilligt als auch das Angebot um 1 Mrd.

Euro verknappt. Zwar muss Bayer auch noch 1 Mrd. Euro nachlegen. Doch

die Trennung ist eingeleitet und auf der niedrigeren Grundlage

greifen Investoren zu.

Für Scout24 sieht es anders aus: ein konjunkturresistentes

Geschäftsmodell, marktführende Positionen und mit E-Commerce der Reiz

des Neuen erlauben eine Milliardenplatzierung in volatilen Zeiten.

Fraglicher erscheinen hingegen die IPOs des Autozulieferers

Schaeffler (als Privatplatzierung) und der Containerreederei

Hapag-Lloyd, einem sehr konjunktursensiblen Geschäft, die schon

vorsichtiger geplant hatte.

Auf Timing und Transaktionssicherheit kommt es in Börsengängen

maßgeblich an. Doch jedes Mal, wenn sich das IPO-Fenster öffnet,

grätschen andere Umstände hinein. Börsengänge sind wie das echte

Leben - der richtige Zeitpunkt lässt sich erst a posteriori

feststellen. Going Public ist wie Being Public stets im Sog der

Gemengelage. Umfeld ist immer.

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