DAX
09.11.2018 20:15:41
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Börsen-Zeitung: Trübsal am Aktienmarkt / Kommentar zu Lage an den
Aktienmärkten von Christopher Kalbhenn
Frankfurt (ots) - Die Rally, mit der die Aktienmärkte am Mittwoch
auf die Zwischenwahlen in den Vereinigten Staaten reagiert haben, hat
sich als kurzlebig erwiesen. Zum Wochenschluss war der Effekt
bereits verpufft, der Dax lag zuletzt mit 11.526 Zählern unwesentlich
über dem Niveau, auf dem er vor den Wahlen gelegen hatte. Mit dem
Wahlergebnis ist zwar ein Unsicherheitsfaktor vom Tisch, und es
entsprach auch den Erwartungen. De facto hat sich an der Ausgangslage
für die Aktienmärkte nicht viel verändert. Zwar wird Donald Trump
das Regieren mit einer demokratischen Mehrheit im Repräsentantenhaus
schwerer fallen. Ein unberechenbarer Unruhefaktor wird der
US-Präsident jedoch bleiben.
Das gilt nicht zuletzt für den Handelskonflikt mit China, der die
Aktienmärkte seit geraumer Zeit hemmt und erhebliche Risiken für die
Weltwirtschaft und für die Aktienmärkte birgt. Unmittelbar vor den
Wahlen haben Trump und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping zwar
versöhnlichere Töne angeschlagen. Für Trump erfüllte dies jedoch
zumindest teilweise den Zweck, sich vor dem Wahlvolk als
erfolgreicher Macher zu inszenieren. Es ist daher noch völlig
unklar, ob das Handelskonfliktrisiko mit dem Treffen von Trump und Xi
auf dem G20-Gipfel entschärft wird.
Ähnliches gilt aus Sicht der Aktienmärkte für die übrigen
"Baustellen". Ob ein Hard Brexit doch noch abgewendet wird, ist
ebenfalls unklar. Zudem schwelt der Konflikt zwischen der EU und
Italien um den Staatshaushalt des Landes unvermindert weiter. Die
Kommission hat in der abgelaufenen Woche Prognosen für das
italienische Wachstum veröffentlicht, die deutlich unter denen der
italienischen Regierung liegen. Daraus ergeben sich für 2018 und 2019
Haushaltsdefizite von 2,9% und 3,1%, deutlich mehr, als die
italienische Regierung mit 2,4% und 2,1% angesetzt hat. Diese
wiederum gab vor der am Dienstag fälligen Antwort auf die Bedenken
der EU klar zu verstehen, dass sie an ihrem Haushaltsentwurf
festhalten will.
Kein Wunder, dass die Aktienmärkte noch auf der Bremse stehen und
zögern, zu der von vielen erwarteten Jahresendrally anzusetzen. Zumal
sich auch das wirtschaftliche Umfeld eintrübt. In diesem Jahr wird
das globale Wachstum, anders als noch Anfang 2018 erwartet, nicht
anziehen, sondern leicht zurückgehen. 2019 wird der von Trump
gesetzte Fiskalimpuls schwinden, und mit den USA und China werden die
beiden größten Volkswirtschaften der Welt an Schwung verlieren, so
dass das globale Wachstum nochmals zurückgehen wird. Das ist gerade
für exportorientierte Industrienationen wie Deutschland ein Problem.
Nicht zu vergessen, dass die amerikanische Notenbank am Donnerstag
erneut ihren Zinserhöhungskurs bekräftigt hat.
Am inländischen Aktienmarkt wird die Stimmung durch die nicht
abreißenden Enttäuschungen durch die Unternehmensgewinnentwicklung
zusätzlich getrübt. Jüngstes Beispiel war am Freitag Thyssenkrupp.
Das Unternehmen schockte den Markt mit einer weiteren Gewinnwarnung,
woraufhin seine Aktie absackte.
Zu Beginn des Jahres hatten Analysten für die Dax-Unternehmen noch
ein aggregiertes Gewinnwachstum von 10% vorausgesagt. Diese
Spekulation, mit der die zuversichtlichen Dax-Prognosen begründet
wurden, ist gründlich danebengegangen. Mittlerweile geht der Konsens
von einem Rückgang um 3% aus. Nicht viel besser sieht es für das
kommende Jahr aus. Derzeit unterstellt der Konsens mit 11% ein
Gewinnwachstum in der Größenordnung der Prognosen, die vor einem Jahr
für 2018 abgegeben wurden. Angesichts des derzeitigen Umfelds dürften
auch diese Erwartungen enttäuscht werden.
Auf der Habenseite stehen unter anderem die gesunkenen
Bewertungen. Hinzu kommt, dass die Weltwirtschaft sich verlangsamt,
aber nach den derzeitigen Erwartungen auch im kommenden Jahr ein
durchaus zufriedenstellendes Wachstum aufweisen wird. Unübersehbar
sind aber die Abwärtsrisiken, die insbesondere vom Handelsdisput
zwischen den USA und China ausgehen. Der Konflikt muss dringend
entschärft werden, damit seine direkten Effekte und seine negativen
Wirkungen auf die Stimmung der Unternehmen und die
Investitionstätigkeit nicht zu einem schärferen Abschwung führen.
Damit bleiben die Augen der Anleger bis zum G20-Gipfel, der Ende des
Monats in Buenos Aires beginnt, auf den amerikanischen Präsidenten
gerichtet.
(Börsen-Zeitung, 10.11.2018)
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