18.08.2016 20:41:39

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Börsen-Zeitung: Trau, schau, wem, Kommentar zu Volkswagen von Peter

Olsen

Frankfurt (ots) - Volkswagen hat momentan wirklich genügend

Probleme, die es mit Anstand abzuarbeiten gilt. Und vor allem wird

die Bewältigung des selbst verschuldeten Dieselabgas-Skandals so

teuer, dass man die eigenen finanziellen Ressourcen genau im Blick

behalten muss. Also: Keine unnötigen Ausgaben, keine zu großzügigen

Rabatte im Fahrzeugverkauf - aber auch Sicherstellung der normalen

Betriebsabläufe, damit der Rubel rollt.

Und da mutet es doch fast schon wie ein Treppenwitz an, dass ein

kleiner Zulieferer mit slowenischen Wurzeln es schafft, durch

Nichterfüllung von Verträgen teilweise die Produktion in gleich drei

Werken des Autobauers lahmzulegen. Betroffen von dem Teilemangel sind

die Passat-Fertigung in Emden, aber auch das Stammwerk in Wolfsburg

mit den Bestsellern Golf und Tiguan sowie das große Komponentenwerk

in Kassel. Auf etwa 20.000 Beschäftigte kommt Kurzarbeit zu.

Natürlich hat die Globalisierung der Wertschöpfung in den

vergangenen Jahrzehnten die Fertigung von Automobilen zu einem

internationalen und hochkomplexen Prozess aus weltweiter Beschaffung

bei möglichst wenigen Zulieferern gemacht. Zur Reduzierung der

Kapitalbindung wurden zugleich die Vorräte auf ein Minimum

zurückgefahren, die Lagerhaltung findet in den Zulieferer-Lkw auf der

Straße statt. Möglichst just in time sollen die für den Zusammenbau

der Fahrzeuge benötigten Teile ans Band geliefert werden. Störungen

in diesem engen Beziehungsgeflecht aus Zulieferern und Herstellern

führen geradezu unweigerlich zu Produktionsstopps oder bei

fehlerhaften Teilen wie bei den Takata-Airbags zu millionenfachen

Rückrufen.

Der Gefahr, dass in dieser Beziehung der Schwanz (Zulieferer) mit

dem Hund (Hersteller) wackeln könnte, war man sich in der Branche

stets bewusst. Das Spannungsverhältnis zwischen beiden Gruppen der

Industrie entsteht dabei seit jeher zwischen partnerschaftlicher

gegenseitiger Abhängigkeit und mitunter fast schon erpresserischem

Preisdruck. Und weil das so ist, müssen die Risiken für den normalen

Betriebsablauf härtesten Prüfungen standhalten.

Trau, schau, wem - diesen Grundsatz scheinen Einkäufer des

Wolfsburger Autokonzerns im aktuellen Fall nicht beherzigt zu haben.

Auf juristischem Wege den Vertragspartner zu Lieferungen zwingen zu

wollen, die dieser aus welchen Gründen auch immer nicht zu erbringen

bereit ist, gleicht einem Armutszeugnis. Auf dem jetzt entstehenden

Schaden - Umsatz- und Ertragsausfall - dürfte VW sitzen bleiben.

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