05.11.2019 20:32:41

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Börsen-Zeitung: Signal der Zaghaftigkeit, Kommentar zu SAP von

Sebastian Schmid

Frankfurt (ots) - Würden zwei sich streiten, freute das keinen - zumindest

keinen SAP-Anleger. Von der neuen Doppelspitze können diese zuvorderst

weitgehende Einigkeit erwarten. Die erste größere Entscheidung unter den

Co-Vorstandssprechern Jennifer Morgan und Christian Klein zeigt an, worin schon

einmal Konsens besteht. SAP verspricht den Investoren für 2020 eine vom

Aufsichtsrat gebilligte Sonderausschüttung über 1,5 Mrd. Euro. Diese kann über

Aktienrückkäufe oder als Sonderdividende ausgekehrt werden.

Verglichen mit der regulär auszuschüttenden Dividende, die Analysten auf 1,8

Mrd. Euro schätzen, wirkt die Summe gewaltig. Immerhin würde SAP die

Ausschüttung nahezu verdoppeln. Setzt man die Summe aber in Relation zum

Börsenwert von 147 Mrd. Euro, nimmt sie sich recht bescheiden aus. Entsprechend

zeigten sich Unternehmensbeobachter am Dienstag kaum beeindruckt. Laut UBS liegt

der Softwarekonzern mit der Sonderauszahlung in der Mitte der Prognosespanne.

Im Frühjahr hatte SAP selbst die Erwartungen geschürt, als der unlängst

überraschend abgetretene CEO Bill McDermott für November einen

Sonderkapitalmarkttag ankündigte, in dessen Rahmen man sich zu den Zielen für

die kommenden Jahre äußern wolle. Zudem stellte er auf mehrere Jahre angelegte

Aktienrückkäufe in Aussicht. Vor diesem Hintergrund kann der nun verkündete

Ausschüttungsplan, der nur für 2020 gilt, eher als Signal der Zaghaftigkeit

verstanden werden denn als Öffnung der Geldschleuse.

Das neue Führungsduo plant zwar keine Abkehr von der bisherigen

Konzernstrategie. Eine noch stärkere Orientierung an den Wünschen einiger

Investoren, die vor allem auf eine Maximierung der Ausschüttungssumme schielen,

wird es aber auch nicht geben. SAP bedeutet den Investoren klar, die Erwartungen

an den Kapitalmarkttag nicht allzu hoch zu schrauben.

Der Kompromiss, den die neue Doppelspitze hier gefunden hat, wirkt nur mit Blick

auf die starke Konzernentwicklung zaghaft. Denn die Milliardenzukäufe des

vergangenen Jahres und die Kosten des laufenden Sparprogramms haben die

Nettoliquidität der Walldorfer von einer halben Milliarde im Plus bis auf ein

Minus von 8 Mrd. Euro dezimiert. Die Erwartung einiger US-Analysten, SAP könne

den kompletten Cash-flow auskehren, der 2020 bei 5 Mrd. Euro liegen soll, war

damit von Anfang an unrealistisch. Mit ihrem Signal der Zaghaftigkeit erntet die

neue Doppelspitze vielleicht keinen Applaus, trifft aber dennoch den richtigen

Ton.

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