22.08.2016 20:46:39

OTS: Börsen-Zeitung / Börsen-Zeitung: Riss in der Lieferkette, Kommentar zu ...

Börsen-Zeitung: Riss in der Lieferkette, Kommentar zu Volkswagen von

Peter Olsen

Frankfurt (ots) - Noch immer wird gerätselt, wie es zu dem GAU im

Verhältnis von zwei Zulieferern zum Großkunden Volkswagen mit einem

Lieferstopp kommen konnte. Klar ist nur, dass in sechs

Volkswagen-Werken für vorerst etwa eine Woche die Produktion ganz

oder teilweise zum Erliegen kommt. Ist David auch hier der Gute und

Goliath der Böse? Oder ist es etwa umgekehrt?

Fest steht nur eines, dass bei allen Spannungen zwischen

Teileherstellern in toto und ihren Großabnehmern bei den

Autoherstellern als eherne Regel gilt: Die Lieferkette darf nicht

reißen! Im Schnitt gehen 70 Prozent, bei einigen Herstellern sogar

noch mehr der Wertschöpfung in der Autoproduktion aufs Konto der

Zulieferindustrie. Insoweit besteht ein geradezu symbiotisches

Abhängigkeitsverhältnis zwischen diesen beiden Gruppen der

Autoindustrie.

Mag man sich auch auf der überwiegend mittelständisch geprägten

Zulieferseite über den oftmals rauen Umgangston und den permanenten

Preisdruck der Hersteller aufregen und sich mitunter in Existenznöte

gedrängt fühlen - am Ende sind beide Seiten zur Zusammenarbeit

gezwungen. Diesen Comment haben jetzt die beiden

Prevent-Gesellschaften Car Trim und ES Guss gebrochen, und es wird

sich zeigen müssen, ob die verkrachten Vertragspartner den Geist

wieder in die Flasche zurückbringen können.

An einer friedenstiftenden Lösung müssen alle interessiert sein -

Hersteller wie Zulieferindustrie, Beschäftigte ebenso wie auf ihre

bestellten Fahrzeuge wartende Kunden. Vor allem aber muss die

deutsche Automobilindustrie aufpassen, dass sie das gerade von der

ausländischen Konkurrenz als Wettbewerbsvorteil hoch geschätzte Asset

einer engen technischen und innovatorischen Verzahnung mit den

Zulieferanten nicht leichtfertig verspielt.

Derzeit, das muss man leider konstatieren, gibt es in dem

ungleichen Kampf nur Verlierer. Auf der Herstellerseite natürlich

zunächst Volkswagen mit den vom Stillstand betroffenen fast 30.000

Beschäftigten. Auf der Zulieferseite aber praktisch alle Teile- und

Systemlieferanten, denn Volkswagen wird die Abfragen bei diesen 500

Unternehmen um den absehbaren Ausfall an Fahrzeugen kürzen.

Gewiss werden manche Zulieferanten in einer ersten Reaktion

klammheimlich Freude darüber empfinden, dass es einem David gelingt,

das gut geschmierte Räderwerk eines Goliath wie Volkswagen zum

Stillstand zu bringen. Aber die Folgen für das künftige Geschäft

dürften bitter ausfallen.

OTS: Börsen-Zeitung

newsroom: http://www.presseportal.de/nr/30377

newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung

Redaktion

Telefon: 069--2732-0

www.boersen-zeitung.de

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!