16.11.2015 20:50:39

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Börsen-Zeitung: Pause? Pustekuchen! Kommentar zur Bankenregulierung

von Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots) - Das Wichtigste vorweg: Auch der Finanzplatz

Frankfurt und sein Publikum trauern um die Opfer des Terroranschlags

von Paris, sind erschüttert über die menschenverachtende Gewalt,

empfinden und zeigen Mitgefühl und Solidarität mit den

Hinterbliebenen und den Verletzten, mit dem französischen Volk. Am

Eröffnungstag der 18. Euro Finance Week leuchtete im

Veranstaltungssaal die Trikolore, Podium und Auditorium erhoben sich

zur Schweigeminute. Die Attacke auf die westliche Wertegemeinschaft

bestimmte auch viele Pausengespräche.

Was die eigentlichen Themen des prominent besetzten Kongresses

angeht, standen zunächst jene Dauerbrenner im Vordergrund, die seit

Jahren die Diskussionen der Branche beherrschen: Regulierung,

Niedrigzinsen, Digitalisierung. Erstaunlicherweise fällt Rednern und

Panelteilnehmern dazu immer noch jede Menge Neues ein, so dass bei

solchen Veranstaltungen keineswegs Langeweile aufkommt, wo man doch

glauben könnte, diese Fragen lockten keinen Hund mehr hinterm Ofen

hervor. Die Erklärung liegt auf der Hand: Regulatoren und Aufseher

denken überhaupt nicht daran, den Regulierten und Beaufsichtigten

eine Pause zu gönnen, in der die kumulativen Auswirkungen des

beispiellosen Umbruchs gründlich untersucht werden könnten. So kommt

es, dass, wie DZ Bank-Chef Wolfgang Kirsch konstatiert, kein

Bankmanager die Rahmenbedingungen seines Tuns und Unterlassens für

2017 kennt. Sein Helaba-Kollege Herbert Hans Grüntker spricht von

"Terra incognita", auf der sich die Kreditwirtschaft bewegen müsse.

"Ende der Regulierung", etwa weil nun zusätzliche Kapitalpuffer

für die größten Banken beschlossen sind? Pustekuchen! Ohne dass Basel

III umgesetzt wäre, nimmt längst Basel IV Konturen an. Die Liste der

noch schwebenden Regulierungsvorhaben scheint endlos zu sein, ständig

kommen neue hinzu. Dieser Umstand macht das System gewiss nicht

stabiler, zumal dann nicht, wenn die Aufsicht von den Banken

Unmögliches verlangt: Eigenkapitalrenditen oberhalb der Kapitalkosten

zu erzielen, während den Geschäftsmodellen, die dazu gebraucht

würden, der Boden weggezogen wird und maßlos steigende

Regulierungskosten die im heutigen Zinsumfeld ohnehin spärlichen

Erträge aufzuzehren drohen. Die EZB ist dabei - konfliktfrei? - auf

drei Seiten zugange: als geldpolitische Instanz, als Bankenaufsicht

und, so beim geplanten Kreditregister Anacredit, zu allem Überfluss

als Statistikbehörde, die Daten zu sammeln gedenkt, auf welche die

BaFin als nationale Aufsicht gerne verzichten könnte. Noch Fragen?

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