20.11.2015 20:56:40

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Börsen-Zeitung: Nach dem Durchbruch, Marktkommentar von Christopher

Kalbhenn

Frankfurt (ots) - Die Beharrlichkeit, mit der sich der Dax an der

Marke von 11000 Zählern versucht hat, ist in der zurückliegenden

Woche endlich belohnt worden. Nur ganz kurz sackte das

Standardwertebarometer am Montagmorgen am Terminmarkt nach den

entsetzlichen Terroranschlägen in Paris ab. Im Verlauf der Woche

gelang dann der Durchbruch und auch noch der Anstieg auf mehr als

11100 Punkte.

Als Stütze für den Aktienmarkt erwies sich erneut die Geldpolitik.

Das Protokoll der zurückliegenden Zinssitzung der amerikanischen

Notenbank Fed gab weitere klare Signale, dass es im Dezember nun wohl

so weit sein wird. Damit verliert die US-Leitzinswende demnächst den

Status einer unbekannten Größe. Vor allem aber schwand nicht nur die

Unsicherheit über den Zeitpunkt des sogenannten Liftoff. Zudem ging

aus dem Dokument hervor, dass die US-Währungshüter für den kommenden

Erhöhungszyklus nur einen geringen Spielraum für das Ausmaß der

gesamten Anhebungen sehen.

Bestens kommuniziert

Die Zinswende in den USA, die man besser als eine teilweise

Normalisierung des Leitzinsniveaus beschreiben sollte, wird daher

möglicherweise weniger abträgliche Wirkungen auf die Märkte haben,

als dies in der Vergangenheit der Fall gewesen ist. Sie ist ganz

gewiss nicht mit dem Anfang 1994 eingeleiteten Zinserhöhungszyklus

der Fed zu vergleichen, der an den Bondmärkten für Turbulenzen sorgte

und dem Aktienmarkt Verluste bescherte. Damals wurden die

Marktteilnehmer völlig auf dem falschen Fuß erwischt, und das in

einer Phase, in der sich der Staatsanleihenmarkt in einer

Euphoriephase befand, in der die Akteure fest davon ausgingen, dass

sich die Aufwärtsbewegung der Kurse immer weiter fortsetzen würde.

Die kommende Anhebung ist - wie es ein Investmentstratege formuliert

hat - die am besten kommunizierte Leitzinserhöhung der Geschichte.

Das ist nicht der einzige Unterschied. Hinzu kommt, dass der

Anleihemarkt alles andere als euphorisch ist. Angesichts der etwa in

Deutschland bis zur sechsjährigen Laufzeit negativen Renditen und

einer Verzinsung von kaum 0,5% im zehnjährigen Bereich geht niemand

ernsthaft davon aus, dass die Anleihekurse dramatisch anziehen

werden.

Zudem bleibt die globale Geldpolitik insgesamt akkomodierend. Die

Europäische Zentralbank (EZB) gab zuletzt klare Signale, dass sie

entschlossen ist, alle verfügbaren Hebel zu nutzen, um höhere

Inflationsraten zu erreichen. Das sorgte am Freitag nicht nur für ein

Renditerekordtief von -0,39% bei den zweijährigen Schuldtiteln des

Bundes, sondern half dem Dax auch, sich auf Schlussbasis über 11100

Punkten zu halten.

Strategen gehen aber davon aus, dass in nächster Zeit eher mit

eine verhaltenen Entwicklung denn mit einer fulminanten

Jahresend-Rally zu rechnen ist. So erwartet die BayernLB den Dax Ende

des ersten Quartals bei 11200 Punkten. Das Institut verweist unter

anderem auf die wieder deutlich bessere Investorenstimmung, die die

globale Fondsmanagerumfrage von Bank of America Merrill Lynch belegt

hat. Der Anteil der im Aktienmarkt übergewichteten Fonds hat sich

deutlich erhöht, die Liquiditätsquoten wurden wieder deutlich

abgebaut. "Insgesamt legen die Ergebnisse der Fondsmanagerumfrage die

Erwartung nahe, dass an den Aktienmärkten der Rückenwind einer

zurückkehrenden Risikoneigung in den kommenden Wochen bzw. Monaten

nachlassen dürfte." Die Bank erwartet für die nächsten Monate neben

begrenzten Kursgewinnen eine weiterhin hohe Volatilität. "Auf Basis

einer stabilen Entwicklung der Weltkonjunktur mit wenig veränderter

Dynamik sowie Rückenwind durch die expansive Geldpolitik vor allem

der EZB sollten sich die Aktienbewertungen in Europa tendenziell noch

etwas ausweiten. Von den 2016 voraussichtlich nur leicht steigenden

Unternehmensgewinnen gehen nur geringe positive Einflüsse aus."

Die DZ Bank geht dagegen von rückläufigen Kursen aus. Sie erwartet

den Dax Ende 2015 bei 9800 und Mitte 2016 bei 10200 Zählern. Die

Erwartung eines ersten Zinsschritts der Fed im Dezember mache es den

Aktienmärkten nicht leichter. Auch bei den letzten Zinswenden 1994

und 2004 hätten die Märkte mit Kursverlusten reagiert, die erst nach

vielen Monaten aufgeholt worden seien. Ein weiterer zeitnaher

Rücksetzer in den USA erscheine vor dem Hintergrund der beschriebenen

Entwicklungen durchaus möglich. "Der Bärenmarkt, in dem sich S&P und

Co. seit Mai 2015 befinden, dürfte sich fortsetzen, insbesondere

nachdem jüngst auch die 200-Tage-Linie im Index nach unten

durchschritten wurde."

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