12.06.2018 20:36:40

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Börsen-Zeitung: Mangel an Controlling, Kommentar zur Deutschen Post

von Martin Dunzendorfer

Frankfurt (ots) - Die Deutsche Post hat ein ernstes

Controlling-Defizit. Dass Vorstandsmitglied Jürgen Gerdes jetzt den

Dax-Konzern verlassen muss, nachdem er erst Anfang April nach vielen

Jahren als Chef der Kernsparte PeP (Post, E-Commerce, Pakete)

überraschend auf den neuen Posten für die Entwicklung von Angeboten

(Incubations) versetzt wurde, offenbart, dass das wahre Ausmaß der

Probleme erst jetzt erkannt wurde. Zwar wird ihm hinterhergerufen, er

habe die PeP-Sparte "über mehr als ein Jahrzehnt sehr erfolgreich

entwickelt", tatsächlich dürften aber Aufsichtsrat und CEO Frank

Appel Gerdes für die aus dem Ruder laufenden Kosten seines alten

Bereichs verantwortlich machen. Dass die Trennung "aufgrund

unterschiedlicher Auffassungen über die strategische

Schwerpunktsetzung" erfolgt, klingt wenig glaubwürdig. Schließlich

waren es Versäumnisse in seiner alten Wirkungsstätte, die zu der

jüngsten Gewinnwarnung geführt hatten.

Der ungebrochene Boom im Online-Handel, der das Paketvolumen

immer weiter steigen lässt, ist Teil des Problems. Denn mit dem

Anstieg der Löhne für die Paketboten hielt die Produktivität nicht

mit, zumal die Post ihre Zusteller besser bezahlt als die

Wettbewerber Hermes (Otto Group), DPD (La Poste, Frankreich) und GLS

(Royal Mail, Großbritannien). Und in Zeiten elektronischer

Kommunikationsmittel wird der klassische Brief immer seltener

genutzt.

Nun soll der Verwaltungsapparat verkleinert werden. Verbeamtete

Mitarbeiter, die besonders hohe Kosten verursachen, sollen vorzeitig

in den Ruhestand gehen; davon gibt es bei der Post noch etwa 30000.

Das soll zwar künftig eine Entlastung von rund 200 Mill. Euro pro

Jahr bringen, zunächst sind 2018 dafür aber Aufwendungen von 500

Mill. eingeplant.

Wie Post-Chef Appel schon am Freitag einräumte, als die

Gewinnprognose für diesen Turnus gekappt wurde, hat man seit Jahren

zu wenig in die Weiterentwicklung des operativen Geschäfts

investiert. Nun sollen hunderte Millionen Euro in die Digitalisierung

gesteckt werden. Zudem wird wohl an einer Bündelung von Brief- und

Paketzustellung gearbeitet. Mit diesem Spar- und Investitionsprogramm

hofft Appel, das Gewinnziel für 2020 von 5 Mrd. Euro (Ebit) noch zu

erreichen. Dieses Jahr werden nur noch 3,2 (i.V. 3,74) Mrd. Euro

erwartet. Doch selbst wenn diese inzwischen überaus ehrgeizige

Vorgabe erreicht wird - eine Portoanhebung für Briefe und Pakete wäre

dafür unumgänglich -, muss sich Appel fragen lassen, warum die

PeP-Sparte so lange vernachlässigt wurde.

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