26.07.2016 20:49:39
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Börsen-Zeitung: Keine großen Sprünge, Kommentar zur Commerzbank von
Björn Godenrath
Frankfurt (ots) - Bei dem, was dieser Tage auf Anleger
niederprasselt, kann man schon mal durcheinanderkommen. Und so
vermeldeten erste frustrierte Commerzbank-Anteilseigner nach der
nächtlichen Ad-hoc-Mitteilung schon mal voreilig, die Gewinnwarnung
des Instituts sei eine klare Enttäuschung. Gemach, gemach. Denn
frühestens kommenden Dienstag dürfte der in stürmischen Zeiten auf
die Kommandobrücke bestellte Konzernchef Martin Zielke mit
Vorstellung des endgültigen Zahlenwerks für das zweite Quartal auch
zur Prognose Stellung beziehen.
Und so wie die Dinge stehen, bleibt ihm keine andere Wahl, als das
noch von Martin Blessing formulierte Gewinnziel eines Nettogewinns
von gut 1 Mrd. Euro für 2016 zu kassieren. Denn es klafft per Ende
Juni eine Lücke von 40% zum Zwischenstand des Vorjahres - das lässt
sich kaum aufholen, auch wenn der eine oder andere Sondereffekt noch
für die Commerzbank laufen sollte. Alternativ kann Zielke bis zum
September warten und ein erneuertes Jahresziel mit dem geplanten
Strategie-Update inklusive Mittelfristziele verbinden.
Sollte Visibilität gegeben sein, ist Abwarten aber nicht ratsam,
da die Anleger sowieso den herrschenden Gegenwind eingepreist haben.
In der Spitze verlor das Papier am Dienstag mehr als 6%, seit
Jahresbeginn summiert sich der Kursverlust auf knapp 40% - und die
Kursziele purzeln weiter, da die Bankenbranche gar nicht schnell
genug gegen die Effekte des Niedrigzinsumfeldes ansparen kann.
Unter diesen Vorzeichen ist Zielke nun gefordert, eine Strategie
aufzuzeigen, die mehr als Sparen darstellt. In der Bank gehören auch
Ertragswachstum sowie Digitalisierung zum Dreiklang, aber die
Einnahmeseite erklingt zinsbedingt in Moll. Und da auch die im
zweiten Quartal leicht abgerutschte Kapitalquote mit
Gewinnthesaurierungen weiter gepflegt werden will, sind keine großen
Sprünge drin bei der Vorwärtsstrategie - wobei Zielke im
Privatkundengeschäft schon bewiesen hat, dass sich Sanierung und
Wachstumskurs auch gleichzeitig bewerkstelligen lassen.
Dieses Kunststück kann er hoffentlich wiederholen. Dabei muss
jetzt der Hebel in der Mittelstandsbank angesetzt werden. Bis zu 20%
der 5700 Arbeitsplätze dort sollen auf der Streichliste stehen, wird
verbreitet. Dabei dürfen die Gelben aber nicht so weit gehen und ihre
Stellung im Firmenkundengeschäft schwächen, sonst reift dort das
nächste Einnahmeproblem. Es ist ein Balanceakt, frei nach dem Motto:
Damned if you do, damned if you don't.
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