06.03.2015 21:01:47

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Börsen-Zeitung: Jetzt geht's los! - Marktkommentar von Kai Johannsen

Frankfurt (ots) - Zum Auftakt der neuen Handelswoche geht es los.

Nun wird die Europäische Zentralbank (EZB) zusammen mit den

nationalen Notenbanken die Märkte mit einer gewaltigen Menge

Liquidität fluten. Im Rahmen des Ende Januar angekündigten

Bondkaufprogramms werden Staatsanleihen der Länder der Eurozone,

Bonds von staatsnahen Emittenten - sogenannten Agencies wie etwa die

KfW oder die Europäische Investitionsbank - und Anleihen von

supranationalen Adressen wie etwa der EU erworben. Insgesamt geben

Draghi und Co. monatlich 60 Mrd. Euro aus, und das summiert sich bis

Ende September 2016 auf 1,14 Bill. Euro.

Ab Montag, den 9. März 2015, erfolgt nun die konkrete Umsetzung

des Programms. Damit stellt sich für die Marktteilnehmer die Frage,

wie sich diese Umsetzung in der Praxis denn wohl gestalten wird. EZB

und die nationalen Notenbanken betreten damit ebenso Neuland wie die

Investoren. Allein schon vor diesem Hintergrund und angesichts der

Tatsache, dass das Programm ja nicht in ein paar Tagen oder Wochen

wieder abgeschlossen ist, werden die Zentralbanker aller Voraussicht

nach nicht aggressiv vorpreschen, sondern vermutlich eher behutsam

vorgehen, vor allem in den ersten Handelstagen. Die EZB selbst hat

bei der Bekanntgabe der Details des Ankaufprogramms ja schon sehr

deutlich gemacht, dass bei der Einhaltung der Vorgaben des Programms

gewisse Flexibilitäten bestehen, was ebenfalls eine ruhige Hand

signalisiert.

Ruhige Hand

Nun gibt es mit Anleihekäufen aber auch schon gewisse Erfahrungen

aus früheren und laufenden Programmen wie etwa dem

Covered-Bond-Kaufprogramm, das bereits seit dem Herbst vergangenen

Jahres aktiv ist. Die Umsetzung dieser Programme kann ein Gefühl

dafür geben, wie die Notenbanker wohl auch jetzt verfahren werden.

Herumgereicht wurde am Markt immer, dass bei den früheren Programmen

- verständlicherweise - die Zentralbanken der großen Länder die

aktivsten gewesen sein sollen. Laut Marktteilnehmer waren die

Deutschen und die Franzosen aktiv. Darüber hinaus sollen auch die

spanische und die italienische Notenbank im Markt gesehen worden

sein. Bei den Anleihekäufen haben die Marktteilnehmer denn auch immer

die Mentalität beobachten können, die den Ländern auch sonst, das

heißt im Alltag, schnell mal nachgesagt wird. Es wurde - wie so oft

schon in der Euro-Krisen-Debatte - eine Nord-Süd-Unterscheidung

vorgenommen. Zentralbanken, die eher nördlichen Regionen des

gemeinsamen Währungsraumes zuzurechnen sind, wurde ein sehr

gradliniges, eher etwas zurückhaltendes Agieren nachgesagt. Im Süden

soll hier und mal eine etwas lockerere Art beobachtet worden sein.

Des Weiteren wurde berichtet, dass eine Zentralbank, die auf einer

Insel beheimatet ist, immer dann mit Käufen aufgetreten sein soll,

wenn bestimmte Renditemarken bei den Bonds erreicht wurden: Bei 6%,

6,50% oder 7%, sich ansonsten aber eher bedeckt hielt. Die kleineren

Zentralbanken bzw. die Zentralbanken kleinerer Länder sollen im Markt

immer nur vereinzelt gesichtet worden sein, und dann auch nur am

Anfang des Programms - quasi um Flagge zu zeigen. So was liegt bei

manchem Land aber auch auf der Hand. Wie lange wird Luxemburgs

Zentralbank nun wohl brauchen, um die 5 (in Worten: fünf) Anleihen

des Landes über insgesamt 6,05 Mrd. Euro zu kaufen? Vielleicht einen

halben Vormittag und ein gutes Dutzend Telefonate lang - viel länger

wohl eher nicht. Alle fünf Bonds des Großherzogtums qualifizieren

sich im Übrigen für das EZB-Kaufprogramm. Die Fälligkeiten 2020,

2022, 2023 2028 und 2043 haben durchweg noch positive Renditen.

Querbeet gekauft

Bei den gekauften Laufzeiten konnte in früheren Programmen kein

Muster beobachtet werden: Gekauft wurde meist querbeet. Das ist auch

jetzt zu erwarten, die EZB hat ja klargestellt, dass sie keinen

Zielpunkt hinsichtlich der Kapitalbindungsdauer (Duration) hat, und

deshalb muss sie das Portfolio auch nicht vor einem derartigen

Hintergrund steuern.

Die Kaufvolumina, will heißen Ticketgrößen, werden wahrscheinlich

wieder etwas variieren, denn es kommt ja auch auf den Counterpart an.

In früheren Programmen wurde von Bandbreiten der Tickets von 5 bzw.

10 bis 50 Mill. Euro gesprochen, mitunter auch ein wenig größer. Sehr

große Tickets sollen aber immer die Ausnahme geblieben sein. Das wird

sich jetzt wohl auch so gestalten, denn viele Marktakteure erwarten,

dass die Investoren eher zögerlich verkaufen werden, wissen sie doch,

dass das Programm noch recht lange läuft.

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