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24.08.2015 20:36:39
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Börsen-Zeitung: Im Vorhof der Panik, Kommentar zum Kurseinbruch an den
Aktienmärkten von Christopher Kalbhenn
Frankfurt (ots) - An den Aktienmärkten grassiert die Angst. Als
wäre eine Lawine losgegangen, hat sich das Tempo der Abwärtsbewegung,
das schon am Freitag an Fahrt gewonnen hatte, am Montag noch einmal
deutlich beschleunigt. Spätestens mit den Verlusten von gestern, als
der Dax bis zu 7,8% einbüßte, sind die Worte Crash oder Schwarzer
Montag nicht mehr übertrieben. Ablesbar ist die Annäherung an den
Panikzustand nicht nur am Ausmaß der weltweiten Verluste der Indizes,
die in den freien Fall übergingen.
Nicht minder deutlich ist das Bild, das die Volatilitätsindizes
bieten. Diese Indizes messen die von den Marktteilnehmern erwarteten
Kursschwankungen und damit vereinfacht ausgedrückt die Angst. Gestern
sprang der VDax New um 30% und erreichte bei mehr als 40 Zählern den
höchsten Stand seit dem Jahr 2011, als die Staatsschuldenkrise des
Euroraums die Marktteilnehmer verschreckte. Darüber hinaus schwollen
die Handelsumsätze am Aktienmarkt deutlich an, so dass nun mit Fug
und Recht auch von einem Ausverkauf gesprochen werden kann.
Epizentrum des Börsenbebens ist China. Seit das Land seine Währung
abgewertet hat, haben sich die Befürchtungen über eine harte Landung
seiner Wirtschaft deutlich verstärkt. Dass der chinesische
Einkaufsmanagerindex auf rund 47 Punkte gefallen ist und damit
deutlich unter der kritischen Schwelle von 50 Zählern liegt, hat am
Freitag Öl ins Feuer gegossen, und der heftige Einbruch an den
chinesischen Börsen hat den Marktteilnehmern dann gestern den Rest
gegeben. China ist jedoch nicht der einzige Unsicherheitsfaktor.
Hinzu kommen die Schwäche der Rohstoffpreise und der
Emerging-Market-Assets insgesamt, die bevorstehende Parlamentswahl in
Griechenland sowie vor allem das nervenaufreibende Rätseln über den
Zeitpunkt der Leitzinswende in den Vereinigten Staaten. Letztlich
müssen die Aktienmärkte mit dem Crash aber auch für vorangegangene
Übertreibungen büßen. Die Notierungen sind durch die ultralockere
Geldpolitik bzw. das Niedrigzinsumfeld der Realität weit vorausgeeilt
bzw. wesentlich stärker gestiegen, als dies aufgrund der Entwicklung
der Unternehmensgewinne angebracht war.
Aufwertung korrigiert
Angesichts der aktuellen Zusammenballung von Belastungsfaktoren
liegen die Marktteilnehmer sehr wahrscheinlich nicht falsch, wenn sie
sich zumindest für die nächste Zeit auf anhaltend starke
Kursschwankungen einstellen. Allerdings müssen die Gründe des
Ausverkaufs auf ihre realwirtschaftliche Bedeutung hin überprüft bzw.
kritisch hinterfragt werden. So wird im Zusammenhang mit der
Yuan-Abwertung übersehen, dass China zuvor aufgrund der Bindung an
den Dollar zusammen mit den USA die Last des globalen
Abwertungswettlaufs getragen hat. Tatsächlich hat das Land mit der
Maßnahme nur einen Teil der Last, die ihm durch die
Abwertungsmaßnahmen vor allem des Euroraums und Japans aufgebürdet
wurden, abgeworfen; es handelt sich lediglich um eine teilweise
Korrektur einer deutlichen Aufwertung. Die chinesische Währung ist
mit 7,38 Yuan pro Euro immer noch teurer als zum Jahreswechsel (7,51
Yuan), und zur Mitte des zurückliegenden Jahres lag sie noch bei 8,51
Yuan.
Darüber hinaus darf die realwirtschaftliche Bedeutung der Verluste
an den von Privatanlegern getriebenen festlandchinesischen
Aktienmärkten nicht überschätzt werden. Zwar haben die Einbußen einen
psychologischen Effekt. Die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft
werden jedoch gering sein. Darüber hinaus sollte bedacht werden, dass
die vielfältigen Stützungsmaßnahmen, die die chinesischen Behörden
ergriffen haben, erst noch ihre Wirkung entfalten werden und zudem
wahrscheinlich noch weitere Maßnahmen folgen werden, um der
Wachstumsschwäche sowie dem Kursverfall am Aktienmarkt
entgegenzuwirken.
Bis auf weiteres wird jedoch die Ungewissheit darüber, wie weit
sich das Wachstum Chinas noch abschwächt, erhalten bleiben und die
Märkte verunsichern. Erschwerend kommt die mangelnde Datenqualität
bzw. Transparenz hinzu. Die offiziellen Wachstumszahlen - darin sind
sich die Experten einig - sind zu hoch. So passen etwa die Daten zum
Energieverbrauch in dem Land nicht zu einem Wachstum von 7% und mehr.
Mehr Transparenz würde sicherlich helfen, die Märkte zu beruhigen.
Im Falle der chinesischen Daten wird das wohl ein frommer Wunsch
bleiben. In puncto US-Leitzinswende gäbe es aber eine Möglichkeit. Es
ist zu hoffen, dass die Fed Aufforderungen, die Leitzinswende weiter
hinauszuschieben, widersteht. Denn das würde die Unsicherheit und
damit die Marktirritationen nur in die Länge ziehen bzw. verstärken.
Eine Zinserhöhung schon im September verbunden mit klaren Signalen,
dass der Leitzins nur sehr behutsam und insgesamt in überschaubarem
Ausmaß angehoben wird, würde aus der großen Unbekannten eine bekannte
Größe machen.
Ist der Markt von dieser Ungewissheit befreit, wäre auch der Blick
für die volle Hälfte des Glases wieder frei. Zwar sinken die
Wachstumserwartungen für die Weltwirtschaft. Fakt ist aber, dass sie
wächst und nicht stagniert. Auch ein Wachstum in China von vielleicht
5% wäre immer noch ein ansprechendes Wachstum. Die USA leiten zwar -
hoffentlich in September - die Zinswende ein. Global ist die
Geldpolitik jedoch expansiv. Die Notenbanken Eurolands, Japans und
nun auch Chinas treten aufs Gaspedal. Darüber hinaus haben die
Bewertungen an den Aktienmärkten wieder moderatere Bereiche erreicht,
und der von den Turbulenzen ausgelöste Rückgang der Anleiherenditen
hat die relative Attraktivität der Dividendentitel wieder erhöht.
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