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21.08.2018 20:35:40

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Börsen-Zeitung: Im Standortwettbewerb, Kommentar zur Förderung der

Forschung von Helmut Kipp

Frankfurt (ots) - Wenn nicht jetzt, wann dann? Das scheinen sich

die Verantwortlichen beim Verband der Chemischen Industrie (VCI) zu

fragen. Die sprudelnden Steuereinnahmen sorgen für Entspannung im

Staatshaushalt. Der finanzielle Spielraum ist so groß wie lange

nicht. Ein guter Zeitpunkt also, um abermals nach einer steuerlichen

Forschungsförderung zu rufen, eine Forderung, die auch andere

Wirtschaftsverbände vertreten. Zumal das Thema im Herbst in eine

heiße Phase kommen dürfte, da die Vorlage eines Referentenentwurfs

ansteht.

Nun mag man die Stirn runzeln, wenn Interessenvertretungen für

eine neue Steuersubvention plädieren. Doch sind finanzielle Anreize,

die Innovationen fördern und damit die Zukunftsfähigkeit des

Hochlohnstandorts Deutschland stärken, allemal sinnvoller als manch

anderer Ausgabenposten im öffentlichen Etat.

Der Vergleich mit anderen Industrieländern zeigt, dass

Forschungsförderung über das Steuersystem weit verbreitet ist. Sowohl

in den großen Volkswirtschaften USA und Japan als auch in 20 von 28

EU-Ländern gibt es solche Regelungen. Ähnliches gilt für China und

Russland. In den Vereinigten Staaten wurde mit der großen

Steuerreform von Präsident Donald Trump die steuerliche Förderung

noch einmal ausgebaut. Insofern lässt sich durchaus ein

Standortnachteil für Deutschland konstatieren, wo die

Forschungsförderung überwiegend projektbezogen erfolgt. Allerdings

müssen sich die Chemieunternehmen auch an die eigene Nase fassen. Die

Branche hat nämlich das Ziel verfehlt, die Forschungsausgaben im

Inland 2017 auf 11 Mrd. Euro zu hieven. Diese Marke soll nun 2018

geknackt werden.

Um zu belegen, dass Steueranreize für Forschung wirken, verweist

der VCI auf Österreich, wo es seit mehreren Jahren eine solche

Förderung gibt. In dem Nachbarland seien die Bruttoinlandsausgaben

für Forschung und Entwicklung auf 3,1 Prozent der Wirtschaftsleistung

gestiegen - mehr als in Deutschland. Und so manches deutsche

Unternehmen hat Forschungsaktivitäten nach Österreich verlagert.

In der Breite dürften die Forschungsanstrengungen der Unternehmen

von einer steuerlichen Förderung profitieren. Das gilt vor allem für

kleine und mittlere Firmen, die bei der projektbezogenen

Unterstützung schon mal durch den Rost fallen. Gespannt darf man

sein, inwieweit die Steuerförderung hierzulande tatsächlich Realität

wird. Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass das Thema auf dem

Tisch der Politiker liegt.

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