31.10.2014 20:50:47

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Börsen-Zeitung: Gold im freien Fall, Marktkommentar von Dieter

Kuckelkorn

Frankfurt (ots) - Für Anleger, die in Gold investiert sind, ist es

fast schon ein schwarzer Freitag gewesen. Der Preis des Edelmetalls

durchbrach zwei wichtige Unterstützungszonen nach unten und büßte

zeitweise mehr als 3% ein - die Analysten der Commerzbank sprachen

bereits davon, dass sich der Goldpreis im freien Fall befindet. Erst

bei 1161 Dollar je Feinunze fing sich die Notierung wieder. Damit ist

der Goldpreis vor dem Wochenende auf ein Vier-Jahres-Tief gefallen.

Er hat damit auf die starke Ausweitung der Stützungsmaßnahmen durch

die Bank of Japan reagiert sowie auf die Hinweise der US-Notenbank

Federal Reserve (Fed), die sich optimistisch zur US-Konjunktur und

zum Arbeitsmarkt geäußert hat. Marktteilnehmer haben dies dahingehend

interpretiert, dass die Fed die erste Anhebung des Leitzinses früher

vornehmen könnte, als bisher gedacht.

Unerfreuliches Intermezzo

Ist der jüngste Preisrutsch bei Gold alles nur ein kurzes, wenn

auch unerfreuliches Intermezzo, werden sich nun viele Anleger fragen,

zumal eine Reihe von Analysten zuletzt wieder optimistischer wurde?

Nach der kräftigen Korrektur im Vergangenen Jahr, der Erholung im

Frühjahr und den dann wieder einsetzenden Verlusten waren viele

Beobachter zuversichtlich, dass das Schlimmste für Goldinvestoren

überstanden ist und dass es nun wieder langsam aufwärts geht. Diese

Prognosen sind nach den Geschehnissen vom Freitag aber kritisch zu

hinterfragen.

Aktuell sieht es nämlich danach aus, dass eine ganze Reihe von

Faktoren gibt, die den Goldpreis auf kurze bis mittlere Sicht

belasten und damit für eine spürbare Erholung kaum Spielraum besteht.

Umfangreiche Stimulierung

Gegen Investments in Edelmetalle spricht derzeit, dass eines der

Hauptmotive, nämlich die Absicherung von Finanzmitteln in Zeiten von

Krise und hoher Geldentwertung, derzeit kaum mehr Relevanz hat. Trotz

der äußerst umfangreichen Stimulierung der Märkte und der

Volkswirtschaften mit Zentralbankmitteln sind die Inflationsraten

fast überall unter den Zielgrößen der Notenbanken gerutscht, und es

sieht auch nicht danach aus, dass sie auf absehbare Zeit nach oben

aus dem Ruder laufen.

Von der europäischen Schuldenkrise ist auch nicht mehr viel zu

sehen. So befinden sich die Renditen von Staatsanleihen aus der

EU-Peripherie in der Nähe von Mehrjahrestiefs. Der jüngste Stresstest

der Europäischen Zentralbank hat zudem gezeigt, dass sich die

Kreditwirtschaft der Eurozone in einem besseren Zustand befindet -

von einige Ausreißern abgesehen. Damit besteht kein Grund, sich wegen

Krisenängsten in Edelmetallinvestments zurückzuziehen.

Konkurrenzverhältnis

Das sich nicht verzinsende Gold steht in Konkurrenz zu anderen

Anlageobjekten, die steigende Renditen abwerfen. So hat sich die

Konjunktur in den USA stärker als zuletzt erwartet erholt, wie in der

gerade beendeten Handelswoche der mit einer Jahresrate von 3,5%

unerwartet hohe Anstieg des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts im

dritten Quartal demonstriert hat. Das dürfte dem US-Aktienmarkt neuen

Schub verleihen. In Japan werden zudem die Hilfen der Notenbank

weiter hochgefahren, was den japanischen Aktienmarkt stützen wird. Am

Freitag hat der Nikkei als Reaktion auf die Entscheidung der Bank of

Japan bereits einen Satz von 4,8% gemacht.

Die Hinweise der Fed auf einen möglicherweise früher als erwartet

kommenden Zinsschritt, die zusätzliche konjunkturelle Stimulierung

durch die japanische Notenbank und die jüngste Entwicklung der

amerikanischen Volkswirtschaft haben zudem den Greenback gestützt,

was dem in Dollar gerechneten Goldpreis ebenfalls zu schaffen gemacht

hat. Analysten rechnen überwiegend mit einem weiterhin festen Dollar

auf Kosten von Euro und Yen, was dem Goldpreis nicht zuträglich sein

dürfte.

Investoren halten still

Es gibt zudem eine weitere Gefahr, die nicht unterschätzt werden

sollte: Nach wie vor haben Finanzinvestoren große Summen in Gold

investiert. Bislang halten diese offenbar still, denn wie die

Rohstoffanalysten der Commerzbank bemerken, können die moderaten

Abflüsse etwa aus dem weltgrößten Goldfonds SPDR Gold Trust den

starken Preisrückgang nicht erklären. Sollten die Anleger aber das

Vertrauen in das Edelmetall verlieren, droht - wie 2013 geschehen -

noch ein deutlich größerer Rückgang.

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