23.05.2018 20:36:40
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Börsen-Zeitung: Glückwunsch zum Jubiläum/Kommentar über die
US-Bankenregulierung
Frankfurt (ots) - Nicht ganz zehn Jahre ist es her, dass die
US-Investmentbank Lehman Brothers beinahe für eine Kernschmelze des
Finanzsystems gesorgt hat. Die Steuerzahler eilten der Branche
daraufhin nicht nur in den USA mit milliardenschweren Rettungspaketen
zu Hilfe. Gesetzgeber weltweit machten sich daran, die
Bankenregulierung umzukrempeln, um vergleichbaren Krisen in Zukunft
vorzubeugen. In Washington fanden diese Bemühungen in dem von den
US-Senatoren Chris Dodd und Barney Frank vorangetriebenen Reformpaket
ihren Ausdruck. Der Dodd-Frank Act, der 2010 verabschiedet wurde,
unterwarf viele Banken einer strengeren Aufsicht, erhöhte die
Kapitalanforderungen an die Institute und untersagte ihnen den Handel
auf eigene Rechnung, um nur einige Punkte zu nennen. Gerade noch
rechtzeitig zum anstehenden Jubiläum des Falls von Lehman Brothers
am 15. September hat der US-Kongress jetzt die bisher weitgehendsten
Änderungen an Dodd-Frank vorgenommen. Die Branche soll von
Anforderungen der Regulierung entlastet werden, wie es US-Präsident
Donald Trump bereits im Wahlkampf versprochen hatte. Nach seinem
Amtsantritt sah die Opposition in Washington argwöhnisch dabei zu,
wie Trump einen ehemaligen Investmentbanker nach dem anderen in
Spitzenpositionen holte und Gary Cohn, die ehemalige Nummer 2 bei
Goldman Sachs, als seinen wichtigsten und mittlerweile wieder
zurückgetretenen Wirtschaftsberater installierte, der sich auch um
Dodd-Frank kümmern sollte. Die Änderungsvorschläge, die jetzt auf
dem Weg zum Präsidenten sind, machen der Wall Street bescheidene
Geschenke. Hauptprofiteure sind kleine und mittelgroße Banken, ganz
nach dem von Senatorin Heidi Heitkamp ausgegebenen Credo, dass es
neben "too big to fail" auch "too small to succeed" gebe. Im Übrigen
ist das Gesetz in Zeiten nie dagewesener Polarisierung in Washington
ein seltenes Beispiel für einen gelungenen politischen Kompromiss.
Für die Sorge, dass die USA zehn Jahre nach der Finanzkrise alle
Vorsicht fahren lassen und die Bankenregulierung ganz über Bord
werfen, gibt das Gesetz keinen Anlass. Die Umbauarbeiten haben
allerdings gerade erst begonnen, und schon nächste Woche könnten die
wichtigsten US-Aufsichtsbehörden Erleichterungen für den Eigenhandel
ankündigen, hieß es zuletzt in Washington. Im ersten Quartal haben
die US-Banken übrigens so viel wie noch nie verdient und die
Konkurrenz in Europa weiter abgehängt. Glückwunsch zum Jubiläum.
(Börsen-Zeitung, 24.05.2018)
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