31.05.2016 20:30:39
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Börsen-Zeitung: Für jeden etwas, Kommentar zu VW von Peter Olsen
Frankfurt (ots) - Zunächst einmal bleibt eines festzuhalten: Der
Wolfsburger VW-Konzern macht wieder Gewinn. Selbst die chronisch
ertragsschwache Kernmarke Volkswagen Pkw kann für das erste Quartal
einen wenn auch kümmerlichen operativen Ertrag von 0,3 Prozent des
Umsatzes vorweisen. Und der Ausblick für das - laut Vorstandschef
Matthias Müller - Übergangsjahr 2016 bleibt unverändert. Der
Konzernumsatz dürfte dieses Jahr um bis zu 5 Prozent sinken, das
operative Ergebnis des Konzerns zwischen 5 und 6 Prozent erreichen.
So weit, so gut. Aber die Details des Zahlenwerks für Januar bis
März bieten für Optimisten wie für Pessimisten reichlich Stoff für
Spekulationen. Entsprechend volatil reagierte die Aktie am Dienstag
auch auf den Quartalsbericht. Zeitweise ging die Vorzugsaktie um fast
5 Prozent nach unten, um zwischenzeitlich immer wieder nach oben zu
lugen.
Die von dem Dieselskandal besonders betroffene Kernmarke setzte im
ersten Quartal mit knapp 1,5 Millionen Fahrzeugen 1,3 Prozent weniger
ab als in der gleichen Vorjahreszeit. Aber wie ist dieser Rückgang zu
bewerten, wenn man berücksichtigt, dass in den USA keine
Dieselfahrzeuge mehr verkauft werden, die Flottenmanager auch in
Europa vorübergehend Neubestellungen aufschoben und zudem ein
wichtiger Absatzmarkt wie Brasilien noch tiefer ins Minus rutscht?
Der Bestelleingang soll sich im Übrigen erholt haben, auch mit
Rabatten sei man wieder weniger großzügig als Ende 2015. Mit Blick
auf das Gesamtjahr bleibt es spannend, wie Wolfsburg die Balance
zwischen Stückzahl (=Marktanteil) und Marge steuert.
Auf ertragsstarke Sparten wie Audi, Porsche und
Finanzdienstleistungen kann sich der Konzern verlassen. Selbst die
ewig verlustreiche spanische Marke Seat krabbelt in der Marge an
Volkswagen Pkw vorbei. Aber nicht wenige Investoren dürfte
nachdenklich stimmen, dass die Gewinne aus dem wichtigsten Markt
China nicht mehr so sprudeln wie gewohnt. Der operative Gewinnbeitrag
aus dem Reich der Mitte brach um ein Viertel auf 1,2 Mrd. Euro ein.
Lange erwartet, jetzt bittere Tatsache: Überrenditen sind in einem
zunehmend wettbewerbsintensiven Markt wie China nicht mehr zu
erzielen.
Insgesamt bietet der Wolfsburger Konzern im Moment ein gemischtes
Bild. Für jeden etwas also. Optimisten wetten schon darauf, dass die
nächsten Quartale eher besser werden. Andere werden aber erst den 21.
Juni abwarten wollen, wenn der kalifornische Richter Charles Breyer
entscheidet, ob ihm die von VW und den Behörden gefundene
Dieselgate-Regulierung schmeckt.
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