08.05.2018 20:15:40

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Börsen-Zeitung: Flucht ins Ausland / Kommentar von Martin Fritz zum

Zusammenschluss der beiden Pharmakonzerne Takeda und Shire

Frankfurt (ots) - Ohne zwei Besonderheiten hätte es das Angebot

von Takeda für Shire kaum gegeben: Erstens würde kein Japaner an der

Spitze des Traditionskonzerns, der aus einem Medizingroßhändler von

1781 hervorging, es wagen, ein eineinhalbmal so großes

Auslandsunternehmen zu schlucken und dafür einen Kredit von 31 Mrd.

Dollar aufzunehmen - fast genau so viel wie der eigene Börsenwert.

Zugleich muss der französische Konzernchef Christophe Weber froh

sein, dass die handzahmen Aktionäre in Japan ihre Interessen nur

selten gegen das Management durchsetzen. Schließlich hat sich der

Aktienkurs von Takeda in den vier Jahren seit seinem Eintritt in die

Geschäftsführung unterm Strich nicht bewegt. Umsatz und Gewinn

stagnierten oder sanken. Ein westlicher Verwaltungsrat hätte Weber

womöglich längst in die Wüste geschickt.

Die Leidensfähigkeit der japanischen Aktionäre ergibt sich aus der

Zwickmühle, in der Takeda und seine japanischen Rivalen stecken.

Eigentlich müsste die Alterung in Japan gut für die Pharmahersteller

sein, aber der japanische Staat deckelt durch Preisdiktate und

Generika die Ausgaben für Arzneimittel rigoros, während die

Bevölkerung rapide schrumpft. Daher bleibt Takeda nur die Flucht ins

Ausland, um Umsatz und Gewinn zuzukaufen und ihre Pipeline mit neuen

Wirkstoffen zu füllen. Dabei verfolgt Konzernchef Weber die gleiche

teure Strategie wie der Rest der globalen Branche, indem er auf

seltene Krankheiten und den US-Markt fokussiert, wo jeweils weniger

Preisdruck herrscht.

Die kühne Übernahme von Shire macht Takeda zum weltweit

achtgrößten Hersteller, der mit Arzneimitteln für seltene

Krankheiten, Krebs, Blutgerinnung sowie Erkrankungen des

Nervensystems und des Magen-Darm-Traktes breit aufgestellt wäre.

Damit hätte Weber die Vorgabe seines Mentors Yasuchika Hasegawa

abgearbeitet, die Zukunft von Takeda durch eine verschärfte Expansion

ins Ausland zu sichern.

Dennoch haben die Börsenampeln bisher nicht auf Grün geschaltet.

Der Aktienpreis von Shire liegt weit unter dem Takeda-Gebot. De facto

handelt es sich nämlich um eine Verschmelzung mit Shire, deren

Aktionäre die Hälfte der künftigen, hoch verschuldeten Takeda

erhalten. Auch die Aussicht auf eine Börsennotierung in Tokio

gefällt vielen Shire-Eignern nicht. Ihnen verspricht Weber nun

Synergien von 1,4 Mrd. Dollar. Diesen letzten Schalmeienklängen des

klugen Franzosen dürften die Aktionäre am Ende kaum widerstehen

können.

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