13.06.2017 20:56:40

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Börsen-Zeitung: Euro unter Kontrolle, Kommentar zum Clearing von

Dietegen Müller

Frankfurt (ots) - Ob Soft Brexit, Hard Brexit oder gar Cliff Edge

Brexit - auch wenn der Gang der Verhandlungen zwischen der

Europäischen Union und Großbritannien über die Austrittsmodalitäten

offen ist, eins zeigt sich: Die EU und die Europäische Zentralbank

haben die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Der Vorschlag der

EU-Kommission, Clearinghäuser aus Drittstaaten künftig in zwei

Gruppen einzuteilen - in systemrelevante und andere -, dient dazu,

europäischen Institutionen zu mehr Kontrolle über Finanztransaktionen

auf Euro-Basis zu verhelfen. Unwahrscheinlich, dass sich an dieser

Position seitens der EU noch etwas grundsätzlich ändern wird.

Worum geht es? Nicht systemrelevante Clearinghäuser außerhalb der

EU sollen weiter unter dem Äquivalenz-Rahmenwerk der

Derivateverordnung Emir arbeiten können. Als systemrelevant

eingestufte Adressen wie etwa das zur Londoner Börse gehörende

Clearinghaus LCH.Clearnet müssen sich aber den Vorgaben der EZB und

der Europäischen Finanzmarktaufsicht (ESMA) unterwerfen. Ein

systemrelevanter Anbieter in einem Drittland muss dann die gleichen

Auflagen erfüllen wie die Clearinghäuser in der EU 27.

Die Kommission ist aber bereit, noch einen Schritt weiter zu

gehen. Wenn ESMA und EZB zu dem Schluss kommen, ein systemrelevantes

Clearinghaus sei dermaßen wichtig, dass diese Vorgaben nicht genügen,

kann die Kommission diese Anbieter zwingen, auf Euro lautende

Kontrakte nur in einem EU 27-Land zu verrechnen.

Einmal abgesehen davon, dass die EU damit ihre eigene Regulierung

wieder relativiert: Schon die Möglichkeit einer solchen Anordnung

wird zu Verlagerungen von Clearingvolumen in Euro-Zinsderivaten

führen. Dies spielt auch der Deutschen Börse in die Hände, die bisher

in diesem Markt auf kleiner Flamme köchelt. Der Kreis der

Marktteilnehmer wird sich auch jetzt schon regulatorisch bedingt

zudem weiter vergrößern und sein Nominalvolumen deutlich steigen. In

Eschborn könnte sich daraus ein substanzieller Liquiditätspool

entwickeln. Weil sich dann auch besser Synergien aus Anleihen- und

Repo-Geschäften heben lassen, können sich Eurex-Teilnehmer die Hände

reiben.

Bereits wird auf das Modell Japan verwiesen. Der japanische

Regulator hat japanische Adressen dazu gezwungen, ihre Yen-Swaps nur

über den japanischen zentralen Kontrahenten JSCC zu verrechnen. Die

Volumina sind stark gestiegen. Zu Euphorie gibt es aber in der EU

keinen Grund: Dem Markt entstehen durch eine Verlagerung Mehrkosten,

was niemand bestreitet. Und anders als der japanische dürfte der

europäische Clearingmarkt vorerst fragmentiert bleiben.

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