10.08.2016 20:50:39
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Börsen-Zeitung: Doppelter Milliardenschock, Kommentar zu Eon von
Christoph Ruhkamp
Frankfurt (ots) - Die Verwerfungen der Energiewende treffen Eon
mit voller Wucht. Der Energiekonzern wähnte den Kapitalmarkt gut
vorbereitet auf den Milliardenschock in der Bilanz. Schon im April -
so behauptet Konzernchef Johannes Teyssen - habe man die großen
Investoren in London auf das eingestimmt, was jetzt kommt: eine
milliardenschwere Kapitalerhöhung für die Atommüllentsorgung - und
weitere milliardenschwere Wertberichtigungen der abgespaltenen
Kraftwerkstochter Uniper, die im September an die Börse gehen soll.
Vielleicht hat Teyssen nicht laut genug gesprochen, vielleicht
haben auch die Investoren geschlafen. Jedenfalls reagiert der
Kapitalmarkt überhaupt nicht gelassen auf die Hiobsbotschaften aus
der Halbjahresbilanz. Um zeitweise 7% knickte der Aktienkurs ein.
Damit ist der Milliardenschock aber noch längst nicht
ausgestanden. Rund 10 Mrd. Euro muss Eon an den geplanten staatlichen
Atomfonds für die Endlagerung überweisen. Niemand weiß genau, ob die
dafür gebildeten Rückstellungen von 8 Mrd. Euro angemessen durch
liquides Vermögen gedeckt sind. Hinzu kommen 2 Mrd. Euro
Risikoaufschlag für mögliche Kostensteigerungen.
Es wird äußerst heikel werden, Investoren davon zu überzeugen,
dass sie die neuen Eon-Aktien erwerben, um dies zu finanzieren.
Schließlich fließt der Emissionserlös direkt wieder ab in den
Atomfonds. Eon-Aktionäre würden damit zwar aus der weiteren Haftung
für die Endlagerung des Atommülls entlassen. Die Investoren kaufen
praktisch eine Versicherung gegen die Nachhaftung.
Eine attraktive Verwendung der Mittel ist das aber sicher nicht,
da keine künftigen Einnahmen damit verbunden sind. Erst nach einem
Kabinettsbeschluss der Bundesregierung steht zudem fest, ob der für
die Kapitalerhöhung geplante Betrag von 2 Mrd. Euro überhaupt reicht.
Denn er entspricht nur einem Risikoaufschlag von 25% auf die von Eon
gebildeten Rückstellungen. Die staatliche Atomkommission hatte aber
35% von der Branche gefordert.
Ähnlich große Unsicherheit herrscht über den wahren Wert der an
die Börse strebenden Kraftwerkstochter Uniper. Deren Buchwert hat Eon
inzwischen auf 12 Mrd. Euro herabgesetzt. Aber der Marktwert dürfte
wohl eher bei 3 Mrd. Euro liegen. Somit steuert Eon nach einer
weiteren Wertberichtigung im Zuge des Börsengangs wohl auf den
dritten Milliarden-Nettoverlust in Folge zu. Es droht ein
Rekordverlust zu werden. Hauptsache, der Kapitalmarkt ist vorher gut
informiert.
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