12.09.2019 20:29:41

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Börsen-Zeitung: Die unendliche Geschichte, Kommentar zur EZB von

Detlef Fechtner

Frankfurt (ots) - Die Kurse an den Kapitalmärkten haben nach der

EZB-Entscheidung zunächst Kurven gedreht. So schienen die Anleger

verwirrt darüber, was die Entscheidungen der Notenbank beispielsweise

für Bankaktien zu bedeuten haben. Einerseits winkt eine gewisse

Entlastung durch Freibeträge beim Strafzins, andererseits dürfte die

Neuauflage des Anleihekaufprogramms das Problem überschüssiger

Liquidität erhöhen. Mancher Bankentitel fuhr daher Berg und Tal.

Lohnenswert war der Blick auf den Goldpreis, der unmittelbar nach

Bekanntwerden der Entscheidung in die Höhe schoss. In dieser Reaktion

dürfte sich vor allem Misstrauen gegenüber der EZB ausdrücken.

Schließlich hegen mittlerweile selbst wohlwollende Beobachter Zweifel

daran, ob das eingesetzte Instrumentarium der Notenbank noch

angemessen ist - und ob es ihr damit gelingt, die

"Inflationserwartungen zu verankern".

Bei vielen Beobachtern der Notenbankpolitik dürfte sich eher das

Gegenteil einstellen. Die Notenbank muss fürchten, dass sie mehr und

mehr die "Erwartung verankert", dass die EZB gerade nicht mehr der

Garant für stabile Preise ist, der mit ruhiger Hand die Geldpolitik

steuert, sondern immer hektischer feuert. Das jüngste Bündel an

weitreichenden Maßnahmen sorgt daher eher für ein Gefühl der

Unsicherheit. Immer häufiger wird die Vermutung geäußert, dass die

Zinsen nicht nur einige Zeit, sondern eine Ewigkeit nahe Null

bleiben - und dass die ultralockere Geldpolitik eine unendliche

Geschichte zu werden droht.

Die Lage, in die sich die EZB manövriert hat, birgt drei schwere

Risiken. Erstens, dass die Politik des offenen Portemonnaies bereits

jetzt jede Menge Nebenwirkungen entfaltet, die vor allem die Banken

belasten. Zweitens, dass die Notenbank in Zeiten negativer Zinsen und

billionenschwerer Anleihekaufprogramme keine Pfeile mehr im Köcher

hat, um einzugreifen, falls sie im Falle einer echten

Wirtschaftskrise - und nicht bloß eines Abschwungs - dringend

gebraucht würde. Und drittens, dass mit jedem neuen Maßnahmenpaket

das Vertrauen in die Zentralbank als letzte Bastion der

Glaubwürdigkeit in schwierigen Zeiten erodiert.

Nur zur Erinnerung: In der Finanzkrise erhielt die EZB nur deshalb

eine so prominente Rolle - etwa in der Bankenaufsicht - weil niemand

mehr da war, dem die Märkte noch etwas zutrauten. Dieser Nimbus ist

in Gefahr, da den Entscheidungen im EZB-Rat mittlerweile ein Hauch

von Panik anhaftet.

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