11.02.2016 20:50:39
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Börsen-Zeitung: Die Renditelüge, Kommentar zu Banken von Bernd
Neubacher
Frankfurt (ots) - Die Ergebnisse der Société Générale (SocGen) im
Schlussquartal vereinen vieles von dem, was Anlegern derzeit den
Bankensektor vergällt: Das Investment Banking schwächelt, die
Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten steigen, und der Vorstand
eiert schwer herum, wenn es ums Renditeziel geht. Es könnte schwer
werden, 2016 die angestrebte Eigenkapitalverzinsung von 10% zu
erreichen, sagt Frédéric Oudéa, Chief Executive des Instituts, das in
den zurückliegenden zwölf Quartalen gerade ein einziges Mal auf diese
Marke kam. Damit steht SocGen nicht allein da. Von Europas
Platzhirschen schafft derzeit allein die Deutsche Bank 10%, dies aber
mit negativem Vorzeichen.
Noch immer tun sich Bankmanager schwer mit der Einsicht, dass in
Zeiten eines risikolosen Zinses von null prozentual zweistellige
Überrenditen, zumal in Zeiten erhöhter Kapitalanforderungen, nicht zu
erwirtschaften sind, und in einem Marktumfeld wie diesem schon mal
gar nicht. Dass sie offenbar die letzten sind, die den Schuss noch
nicht gehört haben, macht sie am Markt nicht gerade glaubwürdiger.
Sie müssen daher tun, was die Anleger längst hinter sich haben: sich
von überzogenen Renditeversprechen verabschieden. Das Eingeständnis
der Renditelüge fällt ihnen freilich umso schwerer, da damit selbst
die propagierte Eigenkapitalverzinsung vielfach nur noch deutlicher
unter das Niveau der Kapitalkosten rutschen würde, was auch nicht
gerade als Equity Story taugt.
In die Flucht treibt die Anleger aber auch, dass zu Jahresbeginn
das europäische Regime für die Abwicklung maroder Banken in Kraft
gesetzt worden ist. Das Single Resolution Board kann seither unter
anderem die rund 130 wichtigsten Banken Eurolands anweisen, ihre
Strukturen so zu ändern, dass sie abwickelbar sind, und entsprechende
Kapitalniveaus vorgeben. Dass mancher Markakteur vor diesem
Hintergrund auf eine neuerliche Bankenrettungsrunde durch die
öffentliche Hand wettet, verstehe, wer will. Mit welchem Geld sollte
dies eigentlich finanziert werden?
Bis Europas Großbanken geräuscharm abwickelbar sind, wird fraglos
noch einige Zeit ins Land gehen. Der Entzug der impliziten
Staatsgarantie schlägt dennoch vielen Anlegern schwer auf den Magen,
wie man in diesen Tagen sieht. Wer sich auch ohne dieses
Sicherheitsnetz krisenfest aufstellt, seine Kosten im Griff hat und
eine überzeugende Strategie glaubhaft verfolgt, dessen Kapitalkosten
werden wieder unter ein realistischeres Renditeziel sinken. Das aber
wird längst nicht allen Banken gelingen.
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