16.12.2016 20:36:40

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Börsen-Zeitung: Die Parität fest im Blick, Marktkommentar von

Christopher Kalbhenn

Frankfurt (ots) - Mit einem Höhenflug hat der Dollar auf die

Zinsanhebung der amerikanischen Notenbank Fed reagiert. Auf breiter

Front haben Währungen sowohl der Emerging Markets als auch der

Industrieländer nachgegeben. Der Dollar-Index, der den Wert des

Greenback zu sechs anderen Industrieländerwährungen abbildet, ist auf

den höchsten Stand seit 14 Jahren geklettert, der Euro erreichte

unterhalb von 1,04 Dollar Tiefen, die er zuletzt Anfang 2003 gesehen

hatte. Dabei war der mehr als überfällige Zinsanhebungsschritt von

den Marktteilnehmern fest erwartet worden und stellte somit alles

andere als eine Überraschung dar.

Nicht auf dem Zettel hatte der Markt aber die Tatsache, dass die

Mitglieder des Offenmarktausschusses in ihrer Einschätzung der

weiteren Entwicklung nicht mehr von zwei, sondern von drei weiteren

Leitzinserhöhungen im nächsten Jahr ausgehen, denen dann, so die

unverändert gebliebene Prognose, im Jahr 2018 drei Schritte folgen

sollen. Damit würde der Leitzins Ende des übernächsten Jahres bei 2

Prozent liegen. Die Reaktion des Marktes, der bislang von zwei

Zinsschritten im kommenden Jahr ausgegangen war, ist folgerichtig. Da

die übrigen Notenbanken der Industrienationen ihren lockeren Kurs

beibehalten - trotz eines recht starken Inflationsauftriebs auch die

Bank of England -, weiten sich die geldpolitischen Scheren aus. Eben

deswegen nimmt der Euro nun Kurs auf die Parität, die er in der

nächsten Zeit durchaus erreichen könnte.

Eine große Unbekannte erschwert allerdings die Einschätzung der

Marschroute. Es muss sich erst noch zeigen, wie viel Donald Trump von

seinen potenziell inflations- und damit auch zinstreibenden Plänen in

welchen Zeiträumen umsetzen wird beziehungsweise kann. Die

Währungsexperten von Nomura glauben, dass die Inflationsdynamik eine

Schlüsselrolle im nächsten Jahr spielen wird. Ihrer Auffassung nach

müssten die Inflationserwartungen bei steigenden Anleiherenditen

sinken. Bei früheren Beispielen einer solchen Kombination sei es mit

Ausnahme der Finanzkrise zu einer Dollar-Rally um 10 Prozent

gekommen. Daher werde die Fähigkeit der Fed, die

Inflationserwartungen nach unten zu führen, entscheidend sein. Komme

ein einfacher US-Steuersenkungsplan früher als erwartet hinzu,

bestehe die Möglichkeit einer noch stärkeren Outperformance des

Dollar. Das Institut glaubt, dass die Zinsdifferenz ausreichen

könnte, den von politischen Risiken belasteten Euro weiter zu

drücken, und hält die Parität für möglich. Seine Prognose für das

vierte Quartal 2017 hat es daher von 1,03 auf 1,00 Dollar reduziert.

Allerdings könnte der bereits sehr weit fortgeschrittene Höhenflug

der US-Währung - der Dollar-Index ist seit dem Tief des Jahres 2008

um rund 45 Prozent gestiegen - im weiteren Verlauf auch zum Halt

kommen. Während die sich öffnende Zins- und Wachstumsschere den

Dollar derzeit stützt, sprechen die Leistungsbilanzsalden für den

Euro. Ein Risiko für den Greenback ist auch eine eventuell sich im

Jahresverlauf verstärkende Diskussion über ein allmähliches Auslaufen

der außergewöhnlichen Stützungsmaßnahmen der EZB. Das Gleiche gilt

für die Wahlen im Euroraum, sofern sich die Furcht vor einem weiteren

Vormarsch der Populisten als unbegründet erweisen sollte. Faktoren

wie diese könnten - so ein "Gedankenspiel" der DZ Bank - auch zu

einem Anstieg des Euro auf 1,20 Dollar führen. Dazu bedürfe es aber

auch der Unterstützung von der US-Dollar-Seite.

Eine nachlassende Euphorie gegenüber den weiterhin sehr vage

formulierten Fiskalplänen des künftigen US-Präsidenten und eine Fed,

die sich auf ihre Tugenden vergangener Monate in Form einer sehr

vorsichtigen und zurückhaltenden Vorgehensweise besinnt, würden

wahrscheinlich ausreichen, um den notwendigen Auftrieb für das

Währungspaar zu liefern. Das Institut hält zwar die Parität nun für

möglich, glaubt aber, dass es mittelfristig gute Gründe für eine

Rückkehr des Euro in einen Bereich um 1,10 Dollar gibt.

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