05.09.2014 20:31:47
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Börsen-Zeitung: Die EZB kauft wieder, Marktkommentar von Kai Johannsen
Frankfurt (ots) - Die Europäische Zentralbank (EZB) wird wieder in
die Anleihemärkte einsteigen. EZB-Präsident Mario Draghi hat am
vergangenen Donnerstag zwei Bondkaufprogramme angekündigt: eines für
forderungsbesicherte Wertpapiere - sogenannte Asset Backed Securities
(ABS) -, was weitgehend erwartet worden war, und des Weiteren ein
Programm für Covered Bonds, wozu auch die deutschen Pfandbriefe
zählen. Letzteres hat so manchen im Markt doch sehr überrascht.
Noch ist erst die Ankündigung da, Details, was man kaufen wird,
wie es ablaufen soll etc., soll es dann Anfang Oktober geben. Für
viele Marktakteure ist aber schon klar, wo die Reise hingehen wird.
Die Marktreaktion ist deutlich genug. Die Spreads der Papiere, die
hierfür in Betracht kommen, sind durch die Bank weg schon enger. Die
Spreads spanischer Covered Bonds (Multi-Cédulas) notierten am Freitag
im Vergleich zu Donnerstag schon im Schnitt 20 Basispunkte (BP)
enger, in der gesamten Eurozonen-Peripherie waren es bei den Covered
Bonds 5 bis 10 BP, deutsche Pfandbriefe - nicht gerade in der Krise -
wurden 3 bis 6 BP enger gestellt. Selbst gedecktes Material aus
Skandinavien und Großbritannien spürte die durch die EZB verbesserte
Stimmung.
Warum eigentlich ein Covered-Bond-Kaufprogramm?, wird sich mancher
vielleicht fragen. Die EZB hatte ja schon zwei davon: eines über 60
Mrd. Euro (2009) und eines über 40 Mrd. Euro (2011), wobei bei dem
zweiten Schätzungen zufolge aber nur weniger als die Hälfte für Käufe
eingesetzt worden sein soll. Aktuell schätzt man, dass auf der
EZB-Bilanz aus beiden Programmen noch rund 45 Mrd. Euro liegen. Der
Rest ist ausgelaufen, und jeden Monat sinkt der Bestand weiter. Auch
wenn Draghi es nicht so sagt, so müssen die Gelder ja irgendwo
angelegt werden, wird im Markt vermutet. Was ausläuft, fließt ins
neue Programm, so die Annahme.
Außerdem - und das haben nun schon verschiedene Studien von Banken
gezeigt - ist der ABS-Markt viel zu klein für ein Kaufprogramm der
EZB. Schätzungen zufolge sind im zweiten Quartal ABS-Titel für rund
30 Mrd. Euro auf den Markt gekommen. Viele davon sind mit
Autofinanzierungen unterlegt. Im Blick hat die EZB aber solche ABS,
die mit Krediten an den Mittelstand besichert sind. Hier will sie den
Markt befeuern. Die geringe Größe des Marktes könnte ein Grund dafür
gewesen sein, warum auch im Covered-Bond-Markt gekauft wird.
Wie wird es nun bis Anfang Oktober, wenn die Details kommen,
vermutlich weitergehen? Die Spreads werden sich durch die Bank weg
weiter einengen, denn die EZB wird in großem Stil (in einer großen
Bandbreite) kaufen, um Wirkungen zu erzielen. Am Primärmarkt werden
diejenigen, die emittieren müssen, jetzt auch emittieren. Wer keine
Eile hat, kann sich entspannt zurücklehnen, denn aufgrund der weiter
zu erwartenden Spread-Einengungen wird die Funding-Situation aus
Emittentensicht ja immer besser. Für die EZB wird es immer teurer.
Wirkungen werden die beiden EZB-Programme auch außerhalb des
gemeinsamen Währungsgebietes erzielen: Die günstigen
Funding-Verhältnisse werden Emittenten aus Nicht-Euro-Ländern
anziehen. Sie werden hier emittieren.
Wenn es um die konkreten Käufe geht, wird die EZB auch auf ihren
Erfahrungsschatz aus den früheren Bondkaufprogrammen zurückgreifen.
Hier lässt sich dann einiges ableiten. Sie kann nicht allein am
Primärmarkt kaufen. Damit würde sie sich dem Vorwurf ausgesetzt
sehen, einzelne Emissionen direkt zu unterstützen. Außerdem bekommt
sie allein über den Primärmarkt schlichtweg nicht genügend Material
zusammen. Also werden die Käufe am Primär- und Sekundärmarkt
erfolgen, meinen Marktteilnehmer. Zudem wird sich die EZB nicht auf
bestimmte Laufzeitenbänder konzentrieren und damit nur einzelne
Segmente stützen. Die EZB wird aller Voraussicht nach die ganze
Bandbreite von Fälligkeiten abdecken - auch vor dem
Volumenhintergrund. Am Markt wird des Weiteren erwartet, dass es ein
konzertiertes Vorgehen von EZB und den nationalen Notenbanken geben
wird. Wenn es beispielsweise in Portugal Emissionen gibt, könnte die
portugiesische Notenbank in Zusammenarbeit mit der EZB die Käufe
durchziehen. Bleibt abzuwarten, inwieweit so manche Notenbank aber
nicht nur im eigenen Land kauft. Und irgendwann werden die Märkte
dann wiederum testen, wie weit die EZB denn letzten Endes geht. Bis
zu welchen Preisen geht sie mit? Kann sie überhaupt aufhören? Und
was, wenn das auch nicht reicht? Dann könnten die jetzigen Programme
der Türöffner für erneute Staatsanleihenkäufe gewesen sein.
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