23.09.2014 21:16:47
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Börsen-Zeitung: Der Wohlfühl-Konzern, Kommentar zu Philips von Stefan
Paravicini
Frankfurt (ots) - Der Traditionskonzern Philips ist kaum
wiederzuerkennen. Geht es nach den Plänen von CEO Frans van Houten,
wird das Unternehmen spätestens in 18 Monaten ohne die angestammten
Aktivitäten rund um die Beleuchtung dastehen. Die Koninklijke Philips
wird sich dann auf Medizintechnik und Hausgeräte für Körperpflege und
Wohlbefinden konzentrieren, die derzeit einen Jahresumsatz von 15
Mrd. Euro machen.
Das Geschäft in diesem Wohlfühl-Konzern entspräche ungefähr der
Größenordnung, die Philips im Jahr 2000 allein mit der
Unterhaltungselektronik auf die Waage brachte. Diese Sparte hat der
Erfinder von Kompaktkassette und CD mittlerweile fast komplett
verkauft, ebenso wie vor Jahren die Halbleitertochter NXP und das
Komponentengeschäft, die vor 14 Jahren gemeinsam 12 Mrd. Euro zu den
Gesamterlösen von damals fast 40 Mrd. Euro beitrugen.
Jetzt geht die Schrumpfkur unter dem Philips-Eigengewächs und
Restrukturierungsexperten van Houten, der sich schon beim Verkauf von
NXP einen Namen gemacht hatte und nach einem kurzen Aufenthalt
außerhalb der Philips-Werkstore 2011 als Chef zurückkehrte, mit der
Abspaltung der Sparte Licht weiter. Bis spätestens 2016 sollen die
Vorbereitungen für ein Spin-off abgeschlossen sein, der nach dem
Vorbild von Siemens und ihrer Tochter Osram über ein IPO erfolgen
könnte.
Die Investoren spendeten zunächst Applaus. In einem schwachen
Umfeld machte Philips einen Sprung nach vorn, obwohl van Houten in
einem Atemzug mit der Zerschlagung des Konzerns auch eine
Gewinnwarnung abgab, die ausgerechnet auf Schwierigkeiten in der
Medizintechnik zurückgeht. Die Aussicht auf einen reinen
Gesundheitskonzern, der nicht nur Krankenhäusern und Ärzten, sondern
auch Privaten mit allerlei Geräten zur Seite steht, die die
Gesundheit überwachen und verbessern sollen, versöhnte die Investoren
offenbar mit den bekannten, wenn auch länger als erwartet andauernden
Problemen bei der Produktion von Defibrilatoren in Cleveland.
Van Houten setzt ganz auf den Megatrend Gesundheit, der schon
wegen der demografischen Entwicklung in den Industrieländern
Wachstumspotenzial verspricht. Das wissen freilich auch die anderen;
neben den wichtigsten Wettbewerbern Siemens und General Electric
zieht das Stichwort Gesundheit mittlerweile Adressen wie die
allgegenwärtige Google an. Und doch ist Philips derzeit auch für
Investoren ein Konzern zum Wohlfühlen, gerade weil sie bald kaum
wiederzuerkennen sein wird.
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