15.01.2015 20:56:51

OTS: Börsen-Zeitung / Börsen-Zeitung: Der Preis der Freiheit, Kommentar zur ...

Börsen-Zeitung: Der Preis der Freiheit, Kommentar zur Schweizerischen

Nationalbank von Daniel Zulauf

Frankfurt (ots) - Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses ist ein

Schock, der die Schweiz noch lange in Atem halten wird. Sofort

sichtbar werden die hohen Kosten des Regimewechsels in den zwei- oder

gar dreistelligen Milliardenverlusten, welche die Schweizerische

Nationalbank (SNB) auf ihre gigantischen Fremdwährungsbestände nun

schlucken muss.

An Gewinnausschüttungen, in deren Genuss Bund und Kantone 2015

nochmals kommen werden, ist im nächsten Frühjahr mit Sicherheit nicht

mehr zu denken. Bald wird man auch die Auswirkungen auf die

Volkswirtschaft erkennen können. Auch hier sollte man sich keinen

Illusionen hingeben: Obwohl die Aufwertung des Franken zu einer

deutlich höheren Kaufkraft führt und viele importiere Waren ab sofort

bedeutend billiger werden, überwiegt zumindest auf kurze Sicht der

wirtschaftliche Schaden. Bestimmend für den Wohlstand der Schweiz ist

das Wohlergehen der Exportwirtschaft, und diese muss sich unter den

neuen Bedingungen abermals arg nach der Decke strecken. Immerhin

haben viele Betriebe die schon seit Jahren ungünstigen

Wechselkursverhältnisse dank hoher Produktivität und einer

Ausrichtung auf besonders wertschöpfungsintensive Tätigkeiten

einigermaßen gut überstanden. Doch mit dem neuerlichen

Wechselkursschock werden manche doch noch über die Klinge springen

müssen. Auch die Glaubwürdigkeit der SNB erhält einen tiefen Kratzer.

Die SNB wird es so bald nicht mehr wagen, ein Regime anzukündigen,

das auf dem Vertrauen der Märkte beruht. Sie müsste sich ihre

Glaubwürdigkeit mit sehr hohem finanziellem Einsatz zurückerobern.

Doch für den hohen Preis des Regimewechsels gibt es einen

substanziellen Gegenwert. Er heißt Freiheit. In den vergangenen

Jahren sah sich die SNB gezwungen, das Spiel von Angebot und

Nachfrage im Immobilienmarkt durch allerlei Sondermaßnahmen

einzuengen, um die unerwünschten Nebenwirkungen ihrer ultraexpansiven

Geld- bzw. Wechselkurspolitik einzudämmen. Dies dürfte nun

überflüssig werden. Die neuen Marktverhältnisse dürften auch für eine

Verflachung der hohen Zuwanderungsraten und für eine Beruhigung der

entsprechenden politischen Diskussionen sorgen. Und schließlich

schwindet auch die Gefahr, dass die Wechselkurspolitik

strukturschwache Industriezweige und Betriebe künstlich am Leben

erhält und zukunftsträchtigen Branchen wichtige Ressourcen streitig

macht. Das alles lindert die Phantomschmerzen des Euro-Mindestkurses,

auch wenn sich diese für viele als sehr real und einschneidend

erweisen werden.

OTS: Börsen-Zeitung

newsroom: http://www.presseportal.de/pm/30377

newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung

Redaktion

Telefon: 069--2732-0

www.boersen-zeitung.de

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!