16.01.2015 20:50:48

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Börsen-Zeitung: Dax über 10200 katapultiert, Marktkommentar von

Christopher Kalbhenn

Frankfurt (ots) - Investmentstrategen, die für das Jahr 2015

erhöhte Marktschwankungen prognostizieren, übertreiben gewiss nicht.

Im Gegenteil: Die Reaktionen auf den Paukenschlag der Schweizerischen

Nationalbank (SNB) haben Kursbewegungen ausgelöst, die an die

extremen Schwankungen des zurückliegenden Oktober erinnern. Um bis zu

sagenhafte 28% ist der Wert des Euro zum Schweizer Franken

implodiert, nachdem die SNB die von ihr zuvor mit Zähnen und Klauen,

d.h. mit enormen Schweizer-Franken-Beträgen, verteidigte

Euro-Untergrenze preisgegeben hat. Den aufgrund seines ausgeprägt

defensiven Mix nicht gerade für überdurchschnittliche

Schwankungsanfälligkeit bekannten Swiss Market Index hat die

Kapitulation der eidgenössischen Währungshüter in nur zwei Tagen um

14% erleichtert.

Nicht minder bestaunenswert war die Entwicklung des Dax, der am

Freitag erstmals über die Schwellen von 10100 und 10200 Punkten

katapultiert wurde. Unmittelbar nach der Ankündigung der SNB war der

Index am Donnerstag bis 9637 abgesackt, um anschließend in einer

spektakulären Kehrtwende erstmals im neuen Jahr über die Schwelle von

10000 Zählern zu spurten. Über den Grund für die vehemente

Kletterpartie muss nicht lange gerätselt werden. Der Markt leitet aus

dem Schritt der SNB die Vermutung ab, dass an der Ankündigung eines

groß angelegten, Staatstitel einschließenden Anleihekaufprogramms der

Europäischen Zentralbank (EZB) kaum noch zu zweifeln ist. Und bei den

"Vorbildern" USA und Japan gingen mit den Kaufprogrammen der

Notenbanken stets steigende Aktienkurse einher.

EZB Dreh- und Angelpunkt

Vor allem von der EZB wird zunächst abhängen, ob es sich wieder

nur um einen kurzen Ausflug des Dax über die 10000er-Marke handelt

wie im Sommer und im Dezember des zurückliegenden Jahres oder ob sich

der deutsche Standardwerteindex dieses Mal nachhaltiger oberhalb der

Schwelle festsetzen bzw. ob er weiter zulegen kann. Werden die

Erwartungen bezüglich Anleihekäufen enttäuscht, dürfte ein herber

Rückschlag die Folge sein.

Die Helaba bezweifelt, dass sich der Dax selbst im Falle der

Ankündigung eines großen Anleihekaufprogramms durch die EZB über

10000 behaupten kann. Die Kursausschläge an den Aktienmärkten hätten

in den zurückliegenden Wochen enorm zugenommen. Hohe Volatilität sei

stets ein Zeichen von Bewertungsunsicherheit, und Anlässe dafür gebe

es derzeit genug, so die Bank unter Hinweis u.a. auf Griechenland und

die Rohstoffbaisse.

Etwas mehr Klarheit erhofften sich die Marktteilnehmer u.a. von

der Unternehmensberichtssaison. Obwohl die Rohstoffpreise seit

Jahresmitte 2014 deutlich gesunken seien, seien die Gewinnschätzungen

bis zuletzt in Europa und in den USA mehrheitlich nach unten

korrigiert worden. "Angesichts der gerade bei den US-Indizes recht

hohen Bewertung müssten sich die mittelfristigen Gewinnperspektiven

aber spürbar verbessern, um höhere Notierungen zu rechtfertigen", so

die Analysten. Zudem sei nach Beendigung des US-Anleihekaufprogramms

ein wichtiger Kurstreiber weggefallen. In Europa stehe immerhin die

EZB mit ihrem QE-Programm in den Startlöchern. Ob dies ausreichen

werde, um den Dax dauerhaft über der 10000er-Marke zu halten, sei

fraglich. Schließlich sei der Zusammenhang zwischen Bilanzsumme und

Aktienmarktentwicklung hierzulande bislang längst nicht so ausgeprägt

wie in den USA. Dass sich die bestehende Verunsicherung der

Marktteilnehmer rasch in Wohlgefallen auflöse und Aktien

"durchstarten" werden, sei nicht zu erwarten. "Vielmehr dürfte die

Volatilität vorerst hoch bleiben und ein rascher Wechsel der

Risikobereitschaft der Anleger zu beobachten sein."

Während die Helaba für den Dax im ersten Quartal einen Rückschlag

auf 8700 und für das vierte Quartal einen Stand von 9800 Zählern

erwartet, ist die WGZBank mit einer Zwölfmonatsprognose von 10800

Zählern optimistisch. "Wir behalten trotz mannigfaltiger Belastungen

unsere optimistischen Aktienmarktprognosen sowie unsere

Branchengewichtung bei. Wir sind weiterhin fest davon überzeugt, dass

Aktien aufgrund der vorherrschenden Rahmenbedingungen, insbesondere

im mittel- bis langfristigen Zeithorizont, die attraktivste

Anlageklasse darstellen. Folglich erwarten wir für das Gesamtjahr

2015, angefacht durch weitere liquiditätsstiftende Maßnahmen der EZB,

steigende Notierungen. Als Blaupause sehen wir dabei die Performance

des S&P500 während der massiven Ausweitung der Fed-Bilanz." Die dort

zu beobachtende Korrelation sei beeindruckend gewesen.

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